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Berlin Rückblende II

1. Mai in Berlin - "Strategie gegen Versammlungsfreiheit"

Ein Rekord-Aufgebot von 9000 Polizisten soll das Verbot der "Revolutionären 1. Mai-Demo" in Berlin durchsetzen. Innensenator Eckart Werthebach (CDU) kündigte ein hartes Durchgreifen der Polizei an. Die von den Jusos in der SPD, der Grünen Jugend und der PDS-Bundestagsabgeordneten Angela Marquardt angemeldete Veranstaltung unter dem Motto "Gegen das Demonstrationsverbot für Linke am 1. Mai" bezeichnete Werthebach als "Ersatzdemonstration". Die Veranstalter wollen gegen die "Strategie Werthebachs, das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit einzuschränken", protestieren. Unterdessen wird mit schlimmeren Krawallen als in den Vorjahren gerechnet.

Viele politische Akteure der Hauptstadt gehen davon aus, dass Werthebach möglichst massive Auseinandersetzungen provozieren wolle, um daraufhin die Einschränkung des Grundrechts der Versammlungsfreiheit zu fordern. Die Verbotsverfügung gegen die von der rechtsextremen NPD angemeldete Demonstration sei absichtlich schlecht gemacht worden, um entsprechende Argumente zu haben. Auch sei die Provokation, dass die Neonazis demonstrieren dürften, Linke aber nicht, wohl nicht unbeabsichtigt. Bürgerrechtsgruppen protestierten gegen das Verbot und unterstützten den Aufruf "Gegen das Demonstrationsverbot für Linke".

Die Autonomen jedenfalls haben bereits ihre internen Auseinandersetzungen zurückgestellt und wollen jetzt vor allem den gemeinsamen Feind bekämpfen. Sie kündigten an, auf den anderen Demonstrationen am Tag der Arbeit auftauchen zu wollen und sich auch ihre Demo am Abend nicht nehmen zu lassen.

Nachdem das Berliner Oberverwaltungsgericht gestern den Aufzug der rechtsextremen NPD am 1. Mai genehmigt hatte, wird für morgen das Urteil über die "Revolutionäre 1. Mai-Demo" erwartet. Innensenator Werthebach deutete an, es könne durchaus zu weiteren Demonstrationsverboten kommen. Er sei "überzeugt, dass es weniger schlimme Krawalle geben wird als in den Vorjahren", so Werthebach. Selbst sein Polizeipräsident ist da skeptischer: Niemand könne die Situation am 1. Mai in Berlin wirklich voraussagen. Wie viele andere rechnet der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Wieland, eher mit mehr Auseinandersetzungen: "Eine von der Polizei durchgesetzte NPD-Demonstration bei gleichzeitigem Verbot jeder autonomen Versammlung schafft ein Pulverfass, das irgendwo und irgendwann am 1. Mai explodiert."

Am 29-04-2001

Nach 1. Mai in Berlin

Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele übt scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei bei den Mai-Demonstrationen in Berlin. "Der Polizeieinsatz war absolut daneben, rechtswidrig und gemeingefährlich", sagte Ströbele am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Ströbele hatte am Feiertag selbst am Mariannenplatz im Stadtteil Kreuzberg an der Veranstaltung gegen die Einschränkung der Demonstrationsfreiheit teilgenommen. Nach eigenen Angaben hat er aus nächster Nähe beobachten können, wie "plötzlich und ohne Lautsprecherankündigung" vermummte Polizeibeamte auf dem Mariannenplatz auftauchten.

Die Polizisten seien "ziellos über den Platz gerannt" und hätten die Menschen in Panik versetzt, schilderte Ströbele. "Bis zu diesem Zeitpunkt verlief das Fest absolut friedlich", sagte er. Der Abgeordnete gibt der Polizei die Schuld für die Eskalation. Nach Ansicht des Politikers hätte sich die Polizei im Hintergrund halten müssen und das Fest allenfalls in friedlicher Weise beenden dürfen.

Durch ihr Vorgehen jedoch habe sie ein Chaos verursacht. Ströbele sagte: "Das war das genaue Gegenteil zu einer Deeskalationspolitik."

Auch das Verbot einer Demonstration von Linken und "das Gerede" von Innensenator Eckart Werthebach (CDU) im Vorfeld hätten "erheblich zur Eskalation beigetragen". Um ähnliche Krawalle künftig zu verhindern, plädiert Ströbele dafür, mit den Veranstaltern von Demonstrationen Vereinbarungen zu treffen.

Am 02-05-2001

Kongress in Berlin

Allergien sind die Epidemien des 21. Jahrhunderts: Besonders gehäuft treten sie in den industriell entwickelten Ländern auf. In einer Schulklasse leiden schon mindestens zwei Kinder an Allergien. Bei Erwachsenen ist es mittlerweile jeder vierte, wie der Direktor der Klinik für Pädiatrie (Kinderheilkunde) mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie an der Charité, Ulrich Wahn, am Mittwoch sagte. Rund 5.000 Wissenschaftler aus 80 Nationen diskutieren bis Sonntag auf dem XX. Kongress der Europäischen Akademie für Allergologie und Klinische Immunologie (EAACI) im Berliner ICC neue Forschungsansätze, Strategien und Konzepte.

Wohlstand und Allergien sind ein Paar geworden. Mediziner sprechen von der Lifestyle-Krankheit oder dem Leiden der Upper class. Mittlerweile haben auch die neuen Bundesländer aufgeholt und sich dem Aufwärts-Trend angepasst. Ein bisschen Schmutz muss sein, vor allem in ganz jungen Jahren, denn zu viel Hygiene macht offenbar krank, asthmakrank, wie Wahn sagt. Zudem habe der bessere Chancen, der im ersten Lebensjahr zwei- bis dreimal verschnupft sei, im späteren Leben nicht allergisch zu reagieren. Wohlgemerkt Schnupfen, nicht Erkrankungen der tieferen Atemwege.

Große Hoffnungen setzen Wissenschaftler auf die experimentelle Immunologie. Dabei spielt das IgE, ein Immunglobolin, die tragende Rolle. Experten wussten lange nicht, wozu dieser rudimentäre, aber überschießend reagierende Antikörper dient, fanden aber nun heraus, dass IgE in tropischen Ländern Darm-, speziell Wurmerkrankungen abwehrt. In unseren Breitengraden ist das Immunglobolin im Blut praktisch beschäftigungslos geworden und hat sich neue Betätigung gesucht: Allergene.

Die überschießende Reaktion des IgE wollen Wissenschaftler nun ausbremsen, was ihnen im Mäuseversuch bereits gelungen ist. Noch in diesem Jahr soll ein neu entwickeltes Präparat, die sogenannte

Impfung, auf den Markt kommen. Allerdings müsse der Antikörper alle vier Wochen gespritzt werden, sagt Wahn. Doch das könne für die Therapie von schweren Allergie-Fällen ein enormer Fortschritt sein.

Am 10-05-2001

Berliner Volksbühne

Blauer Dunst von Selbstgedrehten liegt über dem Bühnenfoyer und vermengt sich mit Chili-Dämpfen aus der Gulaschkanone der "Volxküche". Als Lektüre empfiehlt ein Mann mit zotteligem Bart die Straßenzeitung "mob": In authentischer Atmosphäre, angesiedelt zwischen Sozialamt, Suppenküche und Obdachlosenheim, leistete die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz am Wochenende ihren Beitrag zur von Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) angestoßenen Debatte um "das Recht auf Faulheit".

Drei Tage lang formulierten Wissenschaftler, "glückliche Arbeitslose" und Künstler alternative Vorschläge zur traditionellen Arbeitsmarkpolitik. Ihre Botschaft: Statt Arbeitsunwillige zur Arbeit zwingen, sollte der Staat lieber ihr Nichtstun alimentieren - als Belohnung dafür, dass sie "freiwillig auf die Teilnahme am völlig überlasteten Arbeitsmarkt verzichten", wie es in einer Proklamation heißt.

Der Kabarettist Matthias Beltz hält die permanente Arbeitswut der Deutschen sowieso für einen Ausfluss von "protestantischem Wahnsinn" und erinnert an das Schicksal seiner Mutter, die sich für die Rente kaputtgerackert habe, und dann selbige gerade mal zwei Jahre genießen durfte. Folgerichtig schloss sich Beltz in den 70er Jahren der Bewegung "Revolutionärer Kampf" an, um für die Abschaffung der Arbeit zu kämpfen. Überhaupt sei Arbeit schädlich für die ganze Gesellschaft: Wer arbeitet, baut Raketen, wer hingegen schläft, sündigt auch nicht, so die Losung des Kabarettisten. Leider seien diese Ideale heute verloren gegangen. Selbst die Gewerkschaften hätten nicht kapiert, dass das Interesse des Arbeiters darin bestünde, nicht mehr zu arbeiten - stattdessen hießen die Arbeiterbünde mittlerweile "ver.di" und würden den "Chor der Gefangenen" singen.

Überhaupt steckt in der Nichtarbeit ein ungeheures kreatives Potenzial. Das beweisen seit Jahren die nachmittäglichen Talkshows, in denen Menschen gegen Geld aus den Abgründen ihres alltäglichen Müßiggangs berichten. Konsequent denkt die Volksbühne diese Idee zu Ende und lässt Obdachlose selbst solche Formate produzieren. Wie es aussieht, wenn diese erst einmal das Zepter übernommen haben, demonstriert das Obdachlosentheater "Ratten 07": Gnadenlos werden die Kandidaten in der "Haste-Mal-ne-Mark-Show" zum Mitmachen gezwungen, und in den Pausen werben Punker für den Genuss von "Wodka bei drei Grad".

Von einer Utopie wird man sich jedoch nach diesem Faulenzer-Workshop verabschieden müssen: Auch im Reich des Müßiggangs wird es keine klassenlose Gesellschaft geben. Darauf deuten erste Tendenzen hin, wie sie an der Volksbühne bereits sichtbar wurden: Während sich zum Beispiel die jüngsten Opfer der New-Economy-Flaute ihren Frust bei "Pink-Slip-Partys" von der Seele reden, lässt Frank Castorf die Ausgestoßenen der "old economy" in seiner "Weber"-Inszenierung auf Mallorca fliegen. Mit Deutschlandflaggenhosen und Coco-Chanel-T-Shirts.

Am 21-05-2001

Kunst des 19. Jahrhunderts

Die Sammlung zur Kunst des 19. Jahrhunderts zieht wieder in die Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel ein. Am 29. Mai werden als erstes die acht Fresken der Casa Bartholdy durch eine Dachöffnung im Obergeschoss der Alten Nationalgalerie an ihren angestammten Platz zurückkehren, wie die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz mitteilten. Die Fresken gehörten aufgrund ihrer "außerordentlichen historischen wie künstlerischen Qualität und ihres guten Erhaltungszustands" zu den Inkunabeln der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts.

Die Fresken thematisieren die alttestamentarische Legende um "Joseph und seine Brüder". Die Nazarener, eine Gruppe junger deutscher Künstler, schufen die acht Werke 1816 in Rom. 1887 kamen sie nach Deutschland, wo ihnen später im Obergeschoss der Nationalgalerie ein eigener Raum zugewiesen wurde. Außer den Fresken werden am 29. Mai auch drei Skulpturenteile des von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Grabmals des Grafen von der Mark durch die Dachöffnung in die Alte Nationalgalerie zurückgebracht.

Am 21-05-2001

Interview

Anlässlich der Finanzkrise des Landes Berlin nach den riskanten Immobilienkrediten der BerlinHyp unter dem zurückgetretenen CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky sprach ngo-online mit Christoph Paulus über Möglichkeiten von Insolvenzverfahren für Kommunen und Staaten, die zu einer Teilentschuldung führen könnten. Paulus ist Professor für Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Zivilprozessrecht und Römisches Recht an der Berliner Humboldt-Universität. Er hat unter anderem einen Kommentar zur neuen deutschen Insolvenzordnung verfasst, war und ist für die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds zu dem Thema tätig und berät derzeit für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit die Regierung von Moldau bei der Erstellung eines nationalen Insolvenzgesetzes.

ngo-online: Herr Professor Paulus, nach Ansicht des Landesrechnungshofs steht Berlin kurz vor der Pleite. Kann ein Land denn überhaupt pleite gehen, kann ein Staat pleite gehen?

So allgemein kann man das nicht sagen, da müßte man differenzieren. Aber konkret auf Berlin bezogen: Es heißt ausdrücklich in der jetzt geltenden Insolvenzordnung, dass öffentliche Kommunen nicht in ein Insolvenverfahren kommen können. Das ist vom Gesetz ausgeschlossen. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo es mit dem sogenannten Chapter-9-Verfahren eine Regelung für die Insolvenz von Kommunen gibt.

ngo-online: Was gibt es denn dann überhaupt für Möglichkeiten für das Land Berlin, außer noch mehr Schulden zu machen?

Die Frage kann wahrscheinlich nur politisch beantwortet werden. Rechtlich gesehen besteht die Idee, dass der Staat selber oder eine öffentliche Körperschaft nicht pleite gehen können, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Das soll es schlicht und ergreifend nicht geben. Punkt.

Wie man sich dann weiter behilft, das ist tatsächlich den politischen Akteuren überlassen und bewegt sich jenseits des rechtlich Geregelten. Wie eine Lösung für Berlin tatsächlich umgesetzt oder das Defizit auch nur verringert werden soll, dazu gibt's kein Allerweltsheilmittel, und schon gar kein rechtliches.

ngo-online: Sie sagten, Ihre Aussage, eine Staatspleite sei nicht möglich, gelte nur für Berlin. Wie ist die Situation insgesamt?

Da ist im Moment einiges im Fluss, insbesondere seit letztem Jahr. Die Idee gibt es schon länger, aber das Jahr 2000 haben verschiedene Nicht-Regierungsorganisationen - übrigens auch der Papst - zum "Erlassjahr" erklärt. Hinter dieser so genannten Erlassjahr-Kampagne steckt inzwischen eine riesengroße Unternehmung, die versucht, teilweise ganz explizit das Insolvenzrecht beziehungsweise insolvenzrechtliche Ideen auf die überschuldeten Staaten, und da natürlich insbesondere die allerärmsten, anzuwenden.

Die Erlassjahr-Kampagne im letzten Jahr betraf die 25 ärmsten Staaten dieser Erde, die von ihren Auslandsverschuldungen befreit werden sollten. Das ist insofern etwas Insolvenzrechtliches, als der Effekt, die Befreiung von den Schulden, der selbe ist wie in einem Insolvenzverfahren die Restschuldbefreiung. Und deswegen sagt man auch schon seit längerem, dass es doch eine insolvenzähnliche, insolvenzrechtlich vergleichbare Situation sei.

Diese Idee hat sich jetzt in den letzten wenigen Jahren, fast sogar Monaten, zu der immer häufiger geäußerten Ansicht verdichtet, es müsste so etwas wie ein Völker-Insolvenzrecht geben. Ich bin gerade von Seiten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit beauftragt worden, mal aus der rechtlichen Perspektive meine Gedanken aufzuschreiben, wie ein solches - technisch gesagt: - Völker-Insolvenzrecht aussehen könnte.

Am 23-05-2001

Aenne-Biermann-Preis

Der Aenne-Biermann-Preis für deutsche Gegenwartsfotografie 2001 geht an die Berlinerin Daniela Wagner. Das teilte das Geraer Museum für Angewandte Kunst (MAK) mit, das den Preis zum fünften Mal ausgeschrieben hatte.

Die 29jährige erhalte die mit 4.000 Mark dotierte Auszeichnung für ihre Arbeit "anna nel finne". Den zweiten (3.000 Mark) und den dritten Preis (2.000 Mark) vergab die Fachjury an Nina Schmitz und Katharina Mayer, beide Düsseldorf. Darüber hinaus wurden 14 Anerkennungen ausgesprochen.

Die in diesem Jahr getroffene Auswahl vermittle ein breites Spektrum unterschiedlichster Positionen des zeitgenössischen Schaffens in Deutschland, konstatierten die Juroren. Dies reiche von der engagierten Sozialreportage über bemerkenswerte Porträts, originalfotografische Buchprojekte bis zur inszenierten Fotografie. Der im Sinne Aenne Biermanns ausgesprochen bewusste und dabei innovative Umgang mit dem Medium Fotografie zeichne die Arbeiten all jener Künstler aus, die in der Ausstellung zum 5. Aenne-Biermann-Preis vertreten sein werden. Sie wird am 24. September im Geraer MAK eröffnet. Während der Vernissage werden die Auszeichnungen übergeben.

Mit 289 Autoren, 38 mehr als 1999, hatten sich in diesem Jahr so viele Amateur- und Berufsfotografen, Fotodesigner und -grafiker wie noch niemals zuvor an diesem Wettbewerbs beteiligt. Auch die Zahl der eingereichten Werke lag mit 843 um mehr als 200 über der von vor zwei Jahren. An der ersten Auflage hatten sich 120 Künstler mit rund 400 Werken beteiligt.

Der Preis war erstmals 1993 ausgeschrieben worden. Benannt ist er nach der in Goch am Niederrhein geborenen Fotografin Aenne Biermann (1898-1933), die ab 1920 in Gera lebte.

Am 01. Jun. 2001

Ausstellung

Ab Freitag ist im Berliner Bahnhof Friedrichstraße eine Fotoausstellung über die Arbeit der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zu sehen. Die 50 "Notaufnahmen" führen die Bahnhofsbesucher nach Bangladesch, Indonesien, Usbekistan, in die Demokratischen Republik Kongo und den Sudan. Die Ausstellung wird bis zum 26. Januar in Berlin gezeigt und danach in Mannheim Hbf (29.1. - 11.2.),Dresden-Neustadt (14. - 27.2), München Hbf (3. - 12.3.), Essen Hbf (15. - 24. 3.) und Frankfurt a.M. Hbf (27.3. - 5. 4.).

In den Bahnhöfen werden großformatige Fotografien aus fünf der insgesamt rund 70 "Einsatzländer" der Organisation ausgestellt: "Die Geschichten, die diese Bilder erzählen, zeugen von Leid und Zuversicht, Not und Hilfe zugleich. Insofern spiegeln sie auf beeindruckende Weise wider, was unsere Mitarbeiter in den Einsatzgebieten jeden Tag erleben", sagte Adrio Bacchetta, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen über die Ausstellung. Ob Malaria in Bangladesch, Vertreibung im Sudan oder das Überleben in Trümmern nach dem Tsunami: die Menschen in diesen Gebieten sind auf medizinische Hilfe angewiesen.

Die Bilder wecken Hoffnung, doch im Hintergrund eines jeden Fotos bleiben die Ursachen der Not präsent. "Diese kann Ärzte ohne Grenzen als Nothilfeorganisation nicht aus dem Weg räumen", so Bacchetta. "Aber wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, darauf aufmerksam zu machen, wenn Menschen brutal vertrieben werden, ihnen medizinische Hilfe verwehrt oder sexuelle Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt wird. Die Ausstellung ist Teil dieses Anliegens."

An der Ausstellung haben die Fotografen Sebastian Bolesch, Alessandro Cosmelli, Tom Craig, Ron Haviv/VII und Ton Koene mitgewirkt.

Am 12. Jan. 2006

Am 01-06-2001

Zum Sommeranfang

Mit zahlreichen eintrittsfreien Konzerten feiert Berlin im Juni zum siebten Mal die internationale "Fête de la Musique". Musiker der unterschiedlichsten Stilrichtungen spielen am 21. Juni, dem Tag des Sommeranfangs, auf 44 Open-Air- und 17 Indoor-Bühnen sowie auf den Straßen der Hauptstadt. Dank einer Sondergenehmigung können die Musikanten, ob Laien oder Profis, erstmals von 16 bis 22 Uhr überall in der Stadt akustische - nicht elektronische - Konzerte geben. Als "großen Erfolg" langjähriger Bemühungen bezeichnete Organisatorin Simone Hofmann am Dienstag in Berlin die Durchsetzung dieser Ausnahmeerlaubnis, die den Charakter der "Fête de la musique" als dezentrales Fest in der ganzen Staat unterstreicht.

Auftritte wird es auch in Cafés, Clubs, Kultureinrichtungen, Hochschulen, Kindergärten und Krankenhäusern geben. Insgesamt wird an 61 Schauplätzen musiziert. Über 400 Musikformationen haben sich bisher angemeldet. Hinzu kommen die Spontanauftritte auf der Straße.

Den Auftakt zur Fête macht eine Veranstaltung am 20. Juni ab 19 Uhr in der Kulturbrauerei im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Unter dem Motto "Die Stimmen der Welt" werden Gäste aus Ungarn, Frankreich und Polen auftreten.

Die Idee zur "Fete de la Musique" entstand 1982. Der damalige französische Kulturminister Jack Lang initiierte das erste Musikfest in Paris. Inzwischen wird in über 100 Ländern der Sommeranfang mit einem Internationalen Fest der Musik gefeiert. Für die Zukunft der "Fête de la Musique" in Berlin wünscht Hofmann sich weitere Bühnen in neuen Bezirken der Stadt, die Einbeziehung noch nicht vertretener Musikstile wie Oper, Country, Musical und Heavy Metal sowie finanzielle Planungssicherheit durch die Stadt.

Am 12-06-2001

Am Wochenende

Wenn am Donnerstag am Schöneberger Rathaus die Schirmherrinnen Andrea Fischer (Grüne) und die Gesundheitsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Elisabeth Ziemer, die Regenbogenfahne hissen, beginnen für Berlin zwei Wochen voll rosaroter Events. Bevor am 23. Juni die Christopher-Street-Day-Parade durch die Stadt zieht, wird zunächst am Wochenende beim 9. Stadtfest im lesbisch-schwulen Szenekiez zwischen Nollendorfplatz und Kalkreuthstrasse traditionell mit allen Berlinern gefeiert.

Zwei Tage lang werden schwul-lesbische Gruppen, Organisationen und Firmen aus Berlin und Brandenburg an Ständen ihre Arbeit vorstellen. Das reicht von A wie "Autofeminista", einem Autos reparierenden Lesbenverein, bis Z wie "Zuhause im Kiez", einem Wohnprojekt für HIV-Positive und Aids-Kranke. Auf drei Bühnen werden nonstop von 11.00 Uhr bis in den Abend hinein Livemusik und Shows geboten, die Motzstraße im Bereich der Gossowstraße wird zu einer riesigen Open-Air-Disco umfunktioniert. Ebenfalls unter freiem Himmel findet die Talkshow "Das wilde Sofa" satt, bei der sich unter anderen der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi (PDS) und Bezirksbürgermeister Dieter Hapel (CDU) den Fragen des Moderators Gerhard Hoffmann stellen wollen. Der Grünen-Bundestagesabgeordneten Volker Beck erhält für seinen Einsatz bei der Durchsetzung des Gleichstellungsgesetzes den "Rainbow Award".

Das lesbisch-schwule Straßenfest, das in diesem Jahr unter dem Motto "Vielfalt in Sicht!" steht, gehört neben dem Karneval der Kulturen und dem Christopher-Street-Day inzwischen zu den wichtigen Berliner Sommerereignissen. Mit über 350.000 Besuchern im vergangenen Jahr hat es sich mittlerweile zur größten Veranstaltung dieser Art in Europa entwickelt.

Ausgerichtet wird das Fest vom "Regenbogenfonds der schwulen Wirte". Der Verein konnte erst vor kurzem seinen Rechtstreit mit dem Schöneberger Bezirksamt um Straßensondernutzungsgebühren beigelegen. Obgleich der Gewinnüberschuss aus dem Fest für gemeinnützige Projekte gespendet wird und auch das Berliner Landgericht Ende März mit einem Urteil die Gemeinnützigkeit des Veranstalters bestätigt hatte, wollte Baustadtrat Gerhard Lawrentz (CDU) dennoch Gebühren verlangen. Der ausrichtenden Verein ließ sich schließlich auf einen Kompromiss ein und zahlt nun 30.000 Mark, um das Straßenfest nicht platzen zu lassen.

Am 12-06-2001

Hauptstadtkulturvertrag

Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) und Berlins Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) haben am Mittwoch in Berlin den Hauptstadtkulturvertrag für die Jahre 2001 bis 2004 unterzeichnet. Danach werde die Bundesregierung wichtige kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen in Berlin künftig mit jährlich 100 Millionen Mark fördern, teilte das Bundespresseamt am Mittwoch in Berlin mit.

Der Bund übernimmt damit die alleinige institutionelle Förderung des Jüdischen Museums, der Berliner Festspiele, des Hauses der Kulturen der Welt und des Martin-Gropius-Baus. Darüber hinaus beteiligt er sich an Bauinvestitionen bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Mit rund 43 Millionen Mark beteiligt sich der Bund an Bauinvestitionen bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der größte Teil dieses Geldes werde in die Baumaßnahmen auf der Berliner Museumsinsel fließen. Der Rest sei "Sache Berlins", sagte Nida-Rümelin. Er stellte zugleich klar, er habe keine 100-prozentige Übernahme der Baukosten auf der Berliner Museumsinsel zugesagt.

Während für die "Einrichtungen von nationaler Bedeutung in der Bundeshauptstadt" 80 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden, fließen 20 Millionen Mark laut Vertrag jährlich dem Hauptstadtkulturfonds zu. Damit werden "bedeutsame Einzelmaßnahmen und Veranstaltungen" gefördert. Der Vertrag räumt beiden Seiten die Möglichkeit zur Kündigung ein. Nach 2004 verlängert er sich jeweils um ein Jahr, wenn keine Kündigung erfolgt. Zur Laufzeit sagte Stölzl: "Kompromisse haben oft ein ganz langes Leben." Eines Tages müsse ohnehin die gesamte föderale Kulturförderung überdacht werden.

Am 13-06-2001

Christopher-Street-Day

Mit einem schrillen Fest in Berlins Innenstadt haben am Samstag Lesben und Schwule den 23. Christopher-Street-Day in der Hauptstadt gefeiert. Über 500.000 Menschen kamen nach Veranstalterangaben zum acht Kilometer langen Umzug und zur anschließenden Kundgebung. Bei der traditionellen Parade, die in diesem Jahr unter dem Motto "Berlin stellt sich que(e)r gegen Rechts!" stand, zogen rund 80 bunt geschmückte Wagen vom Kurfürstendamm bis zur Siegessäule.

Auf der Abschlusskundgebung sprach sich Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) für ein Mahnmal für die von den Nazis verfolgten Lesben und Schwulen aus. Es sei an der Zeit, die Vorurteile zu überwinden. Erstmals wehte dieses Jahr die Fahne mit den Regenbogen-Farben - das weltweite Symbol der homosexuellen Szene - auch am Roten Rathaus.

Der Verein Berliner CSD vergab erstmals an Gruppen und Personen den "Preis für Zivilcourage" für ihr Engagement gegen Rechts. Unter den Preisträgern war Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, der die Ehrung am Sonntag im Roten Rathaus entgegennehmen wollte. Spiegel erhielt die Auszeichnung unter anderem für seine Rede auf der Demonstration für Menschlichkeit und Toleranz am 9. November vergangenen Jahres in Berlin. Die anderen Preisträger waren das Schwule Überfalltelefon Berlin, die Gruppe "Quer gegen Rechts" und das Andreas-Gymnasium in Berlin-Friedrichshain, das für seine Aktivitäten im Rahmen der Aktion "Gesicht zeigen" ausgezeichnet wurde.

In Berlin wie auch in anderen deutschen Städten fordern Schwule und Lesben auf dem CSD öffentlich gleiche Bürgerrechte ein. 1979 zogen erstmals Homosexuelle durch den Westteil der Stadt. Damals beteiligten sich gerade einmal 1.500 Menschen an der Demonstration. Die Wiege des Christopher Street Day steht in New York. Im Stadtteil Manhattan hatten im Juni 1969 Homosexuelle erstmals gegen die regelmäßigen Polizeirazzien in den Schwulenkneipen und die Willkür der Beamten aufbegehrt.

Am 24-06-2001

Nationalgalerie saniert

Von einem Freudentag spricht Klaus-Dieter Lehmann, als er den Goldenen Schlüssel für die Alte Nationalgalerie entgegennimmt. Damit ist das erste und wichtigste Haus auf der Berliner Museumsinsel nach dreijährigen Sanierungsarbeiten fertiggestellt, sagt der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der Stülerbau präsentiert sich wieder ganz als das glanzvolle Bauwerk, das er zu Zeiten der Einweihung vor 125 Jahren an Kaisers Geburtstag einmal war. Nun hält die bedeutendste Sammlung von Kunst des 19. Jahrhunderts wieder Einzug, und am 2. Dezember wird Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) das Haus offiziell eröffnen.

133,5 Millionen Mark hat der Umbau verschlungen, aber damit wurde der Kostenrahmen eingehalten und der Zeitplan sogar unterboten. Lehmann nutzt deshalb die Gelegenheit, vor der Riesenschar von Journalisten seiner Forderung nach mehr Engagement des Bundes für die Museumsinsel Nachdruck zu verleihen. Das jetzt gemeisterte Riesenprojekt könne als Beispiel für das ganze zum Weltkulturerbe zählende Areal gelten. Dort sind vier weitere Museumsbauten wieder herzustellen, darunter das total marode Neue Museum. Lehmann fordert vom Bund die 100-prozentige Übernahme der Baukosten. Berlin sei bundesdeutsche Hauptstadt, die bisherige Finanzierungsvariante - je zu Hälfte vom Bund und vom Land Berlin - deshalb nicht mehr zeitgemäß. Dem Vorschlag von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD), den Bund von der Förderung einiger Kultureinrichtungen in Berlin zu entlasten und durch diese Kompensation Geld für die Museumsinsel aufzubringen, erteilt Lehmann eine Abfuhr. Das werde nicht aufgehen. "Der Bund muss etwas drauflegen", sagt der Stiftungspräsident.

Das Publikum hat schon vor der offiziellen Einweihung kurz Gelegenheit zu einem ersten Blick: Vom 30. Juni bis 3. Juli präsentiert sich die Architektur der Nationalgalerie "pur". Am 30. Juni soll mit einem Sommernachtsball vor dem Hause eine alte preußische Tradition wiederbelebt werden - mit Musik und Tanz, Gala-Dinner und Feuerwerk und für Kartenpreise zwischen 250 und 490 Mark.

Ab Jahresende ist die Kunst des 19. Jahrhunderts im Bau des 19. Jahrhunderts zurück, den der Direktor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, den "Tempel der deutschen Kulturnation", aber auch einen "Gedächtnisort zur Durchsetzung der Moderne" nennt. Bilder von Caspar David Friedrich und Karl Friedrich Schinkel in zwei neuen Sälen, Skulpturen von Reinhold Begas im prächtigen Kuppelsaal, Werke der französischen Impressionisten von Manet und Monet bis Renoir und Rodin sowie Malerei der Realisten wie Adolph Menzel sind dann wieder zu sehen.

Am 27-06-2001

Satirischer Zeichner

George Grosz (1893-1959) war der meist gefürchtete satirische Zeichner seiner Zeit. Auf eine andere Facette seines künstlerischen Werkes weist die Ausstellung "George Grosz - Zeichnungen für Buch und Bühne" hin, die vom 29. Juni bis 30. September in Berlin gezeigt wird. Zu sehen ist im Museum Nicolaihaus eine Auswahl aus dem Konvolut von 362 Zeichnungen für Buch und Bühne, das das Stadtmuseum Berlin 1997 aus dem Grosz-Nachlass angekauft hat. Wie das Museum als Veranstalter der Schau am Donnerstag in Berlin weiter mitteilte, werden die meisten der Zeichnungen erstmalsöffentlich gezeigt.

Zu dem Bestand gehören unter anderem Illustrationen zu Peter Gons' Gedichtband "Der große Zeitvertreib", zu Bertolt Brechts Vers-Epos "Die drei Soldaten" und Dekorationsentwürfe für George Bernard Shaws "Cäsar und Cleopatra" sowie für Inszenierungen von Erwin Piscator.

Grosz zählte vor 1920 zur Gruppe der Berliner Dadaisten, die Brüder Wieland Herzfelde und John Heartfield öffneten ihm erste Türen zu öffentlichem Wirken: Herzfelde durch Publikationsmöglichkeiten in seinem Malik-Verlag, Heartfield durch die Einführung in die Welt des Theaters. Neben satirischen Zeichnungen und gesellschaftskritischen Gemälden wurden Buchillustrationen und Theaterausstattung in den Jahren 1919 bis 1932 zu wichtigen Betätigungsfeldern für Grosz. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Zeitgleich läuft als erste von vier Präsentationen zum Theater in Berlin nach 1945 "Suche Nägel, biete gutes Theater". Diese Schau berichtet anhand von Fotos, Plakaten, Entwurfszeichnungen, Kostümen und Bühnenbildmodellen über den schwierigen Neubeginn des Theaterlebens nach Kriegsende bis zur Wiedereröffnung des Schiller Theaters im Jahr 1951 und die Akteure jener Jahre. 245 Premieren gingen bereits in der ersten Spielzeit über Berliner Bühnen. Zu dieser Ausstellung bringt der Henschel Verlag im August gleichfalls einen Katalog heraus.

Am 28-06-2001