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Schreinermeister verklagt die HypoVereinsbank

Handwerk

Der 46-jährigen Schreinermeister Dietmar Woikowski verklagte die HypoVereinsbank auf acht Millionen Mark Schadensersatz, da ihn die Bank in den Ruin getrieben habe. Woikowski ist MItbegründer des "Bundesverbandes der Bankkunden". Er schätzt, dass Banken und Sparkassen an bis zu 90 Prozent der jährlich 30.000 Konkurse schuld sind. Es ist überzeugt davon, dass "Leid und Elend der Betroffenen auf der einen Seite und übermäßige Bereicherung auf der andern" in den meisten Fällen vermieden werden könnten.

Der 46-jährige Schreinermeister aus dem oberbayerischen Taufkirchen hat seine Erfahrungen "in der 15-jährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit" mit der HypoVereinsbank in dem Buch "In den Krallen der Bank - Die Hypo: Eine Bank - kein Wort" beschrieben. Woikowskis Bilanz fällt miserabel aus: Die "Hypo" habe ihn und seine Familie durch mangelhafte Finanzierungsberatung und verzögerte Kredite in den Ruin getrieben.

1984 hatte er sich als 29-jähriger, frisch diplomierter Abgänger der Meisterschule entschlossen, sich mit seinem Talent als Schreiner und Designer selbstständig zu machen. Er wandte sich an die Hypobank-Filiale in Landshut. Ein von der Bank empfohlener Unternehmensberater ermittelte einen Fremdkapitalbedarf von 1,35 Millionen Mark. Weil sich Woikowski allerdings anders als im Investitionsplan vorgesehen, statt eines Neubaus zum Kauf einer bestehenden Schreinerei mit Wohnhaus, Maschinen- und Werkhalle entschloss, verlangte die Bank die Reduzierung der Finanzierungssumme auf 900.000 Mark. Alle Kredite, auch die zinsgünstigen Existenzgründerdarlehen der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung und der Lastenausgleichsbank, wurden neu beantragt.

In der Folge verbummelte die "Hypo" 15 Monate lang die Abrufung öffentlicher Existenzgründermittel. Stattdessen musste Woikowski teure Zwischenfinanzierungen der Bank in Anspruch nehmen. Nach der Bezahlung des Grundstücks und der Maschinen blieb wegen des geringeren Kreditrahmens nur noch eine Liquiditätsreserve von 22.000 Mark. Während der Betrieb anlief und Aufträge vorfinanziert werden mussten, wuchs auf dem Geschäftskonto der Sollstand. "In der Schlussphase hat es die Bank sogar abgelehnt, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung oder Stromrechnungen zu überweisen - sie drehte der Schreinerei einfach den Saft ab", sagt Woikowski. Am Ende kommt es zur Versteigerung des Anwesens. Ein Immobilienunternehmen der Hypobank erwirbt es für 510.000 Mark. Die Woikowskis leben auf gepackten Koffern, vor der Tür steht abfahrbereit der Lieferwagen der Konkurs-Firma. Nur der Bürgermeister verhindert die Obdachlosigkeit der vierköpfigen Familie.

16 Jahre lang blieb der Schreinermeister im "Würgegriff der HypoVereinsbank". Für 690.000 Mark öffentlich geförderte Kredite habe die Bank durch Zwangsversteigerungen, Pfändungen und Auflösen von Lebensversicherungen und Bürgschaften rund 1,25 Millionen Mark erhalten, sagt Woikowski. Weitere 600.000 Mark an Forderungen gegen ihn hat die HypoVereinsbank inzwischen "wertberichtigt", also abgeschrieben. "Bei einem Existenzgründer-Darlehen mit 20-jähriger Laufzeit hätte die Bank gerade mal 53.000 Mark verdient", hat Woikowski ausgerechnet.

Kein Einzelfall, sagt sein Anwalt Peter Solloch. Banken schätzten den Finanzbedarf von Jung-Unternehmern oft zu niedrig ein. Der enge Finanzrahmen wirke sich gerade bei stark expandierenden Gründern aus: Zwangsläufige Überziehungen führten zum Wechsel der Bank-Kundenbetreuer, die für "faule Engagements" zuständig seien. Diese "Abwickler" hätten kein Interesse mehr an einer konstruktiven Lösung. Unter den Geschäftsbanken habe die HypoVereinsbank besonders viele Existenzgründer auf dem Gewissen, meint der Jurist. Für ihn liegt der Fehler im System. Die Kunden würden "in Schemen gepresst", Kreditvergaben automatisiert, um Personal zu sparen, und der Handlungsspielraum von Filialleitern derart beschränkt, dass keine persönlichen Kundenbeziehungen mehr entstünden. "Da wird nicht mehr individuell nachgedacht", ist Solloch überzeugt.

Inzwischen hat sich Woikowski aus den "Krallen der Bank" befreit. Seit 1997 ist er Geschäftsführer der erfolgreichen Woikowski GmbH mit zwölf Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 2,5 Millionen Mark.

Schonte die Bundesregierung die Hypovereinsbank?

Die Vorgänge um den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) bekommen ein parlamentarisches Nachspiel. Die drei Oppositionsfraktionen im Bundestag einigten sich am Mittwoch (25. März) in Berlin auf den genauen Untersuchungsauftrag, wie Linke, FDP, und Grüne am Abend mitteilten. Damit kann der Antrag bereits am Donnerstag in das Parlament eingebracht werden. Eine Beschlussfassung könnte es bei einem beschleunigten Verfahren schon am Freitag geben. Der Ausschuss soll Banken-Aufsichtsstrukturen klären und dem Verdacht nachgehen, ob die Bundesregierung zum Nachteil der Steuerzahler die Haftungsfrist verstreichen ließ und die bayerische HypoVereinsbank geschont hat.

Die schwer angeschlagene HRE wird von anderen Banken und vor allem vom Bund mit Krediten und Garantien in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro gestützt. Zudem wollen die Abgeordneten Klarheit über das Konzept zur Fortführung des Immobilienfinanzierers erlangen.

In der Aktuellen Stunde des Parlaments am Mittwoch zur HRE hatte die Opposition moniert, dass Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) möglicherweise die Haftungsfrist habe verstreichen lassen. Schließlich hätte die Hypovereinsbank bis zum 28. September 2008 für die Schulden der HRE haften müssen. Einen Tag nach Ablauf dieser Frist habe der Bundesfinanzminister dann die erste Bürgschaft für die HRE unterzeichnet.

Der FDP-Finanzexperte Volker Wissing wies Vorhaltungen der Koalition zurück, die Opposition setze mit dem Untersuchungsausschuss lediglich auf Schaukämpfe. "Das ist kein Wahlkampf", sagte er. Seine Partei akzeptiere zwar ein berechtigtes Interesse an Geheimhaltung von Unternehmensinterna. Doch dürfe dies nicht dazu führen, "Fehler der Bundesregierung zu verschleiern".

Am 25. Mär. 2009