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InterRegios sind die pünktlichsten Züge

Deutsche Tugend

Fast jeder vierte Fern- und Nahverkehrszug der Deutschen Bahn AG fährt zwei bis fünf Minuten später als im Fahrplan, ermittelte Stiftung Warentest in ihrer nunmehr dritten Untersuchung zur Pünktlichkeit der Bahn. Da stellt sich natürlich die Frage, welche Autofahrt auf zwei bis fünf Mintuten genau endet. Nahezu jeder siebte Zug hat laut Stiftung Warentest "über fünf Minuten Verspätung". Die von der Einstellung bedrohten InterRegios seien die pünktlichsten Fernverkehrszüge. Die Deutsche Bahn AG reagierte auf die Ergebnisse am Donnerstag mit einer eigenen Studie, die eine Pünktlichkeit von über 92 Prozent ergab.

An acht wichtigen Bahnhöfen in ganz Deutschland hatten die Tester Ende Juni die Ankunftszeiten von mehr als 14.000 Zügen erfasst. Im Vergleich zur Untersuchung vor zwei Jahren konstatierten sie bei den Fernzügen zwar eine Verbesserung der Pünktlichkeit, bei den ICE sogar um fast 20 Prozent. Im Nahverkehr hielten sich die Unpüntklichkeiten aber auf dem hohen Niveau von 40 Prozent und beim Umsteigen von Fern- auf Nahverkehrszüge und innerhalb des Nahverkehrs gehe jeder vierte Anschluss weiter durch Verspätung verloren, kritisierte die Stiftung. Damit seien hier die Werte ähnlich schlecht wie vor zwei Jahren.

Hingegen hätten die immer weniger eingesetzten InterRegios sich beim Test als pünktlichste Fernzüge erwiesen und umsteigefreies Reisen in viele Urlaubsregionen ermöglicht, berichtet die Stiftung in der September-Ausgabe ihres "Test"-Heftes. Sie wirft darin der Bahn vor, ihre eigenen Statistiken zu schönen, indem sie Unpünktlichkeiten bis zu fünf Minuten nicht als Verspätungen zähle und in der Werbung behaupte, die Bahn sei zu 90 Prozent pünktlich.

Die Bahn hielt in einer Erklärung entgegen, sie bewerte wie andere europäische Bahnen auch ihre Pünktlichkeit auf Fünf-Minuten-Basis. Als verspätet gelten danach Züge mit mehr als fünf Minuten Abweichung vom Fahrplan. "Wer ausgerechnet die Bahn als pünktlichstes Verkehrsmittel auf Zwei- oder sogar Ein-Minuten-Basis misst, ist entweder realitätsfremd oder handelt willkürlich, um zu publizitätsträchtigen Werten zu kommen", wies Bahnchef Harmut Mehdorn aus seiner Sicht überzogene Kritik zurück. Die Untersuchung der Stiftung Warenstest nannte er in der Stellungnahme zwar "interessant, aber weder in Methodik und Ausführung überzeugend".

Zugleich versicherte die Deutsche Bahn, sie wolle ihre Pünktlichkeit weiter verbessern. Zwar sei die Bahn schon "das pünktlichste und berechenbarste Verkehrsmittel in Deutschland", sie wolle aber noch in diesem Jahr durch Langsamfahrstellen verursachte Verspätungsminuten halbieren. Nach Bahn-Angaben erreichten im ersten Halbjahr 2001 die Züge im Personenverkehr durchschnittlich einen Pünktlichkeitswert von 92,3 Prozent. Die Anschlusssicherheit im Fernverkehr habe bei 96 Prozent gelegen. Diese Zahlen belegten eine "Stabilisierung auf hohem Niveau", hieß es. Allerdings werde die Bahn "nie so perfekt sein", bei Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit 100 Prozent zu erreichen, schränkte das Unternehmen ein. Dafür gebe es "in einem hochkomplexen System mit 4,5 Millionen Fahrgästen und 38.000 Zügen täglich zu viele Innen- und Außeneinflüsse, die auf einen flächendeckend vernetzten Fahrplan Auswirkungen haben".

Ein Hauptgrund für Zugverspätungen ist nach Angaben der Stiftung Warentest das marode deutsche Schienenverkehrsnetz. Wo das Netz in Ordnung sei, klappe es auch mit der Pünktlichkeit. Musterbeispiel dafür sei Hannover, wo im Vorfeld der Weltaustellung Expo 2000 viel investiert wurde. Im Durchschnitt seien die Züge dort nur halb so unpünktlich wie anderswo.