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Berlin Tag und Nacht - Link und Rechts und voll daneben

Berlin: Internationales Literaturfestival eröffnet

Ein Festival bringt die Literaturen der Welt in die deutsche Hauptstadt. Zum Auftakt des ersten Internationalen Literaturfestivals Berlin las am Donnerstagabend die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer. Bis zum 24. Juni führt das Literaturfest Autoren aus Europa, Amerika, Asien, Afrika und Australien zusammen. Weltoffenheit und Toleranz der Gastgeberstadt sollten auf diese Weise unterstrichen werden, sagte Festivalleiter Ulrich Schreiber zur Eröffnung.

Die Programmteile "Literaturen der Welt", "Kaleidoskop" und "Internationale Kinder- und Jugendliteraturen" wurden von Jurys mit Mitgliedern aus allen Kontinenten zusammengestellt. So habe das Publikum die Möglichkeit, einen Eindruck von der "Polyphonie der Weltliteratur" zu gewinnen, sagte Schreiber. Die Autoren könnten Kontakte zu Kollegen anderer Sprache und Herkunft knüpfen.

Der Präsident des Internationalen PEN, Homero Aridjis, sagte zum Festivalauftakt, es sei eine "großartige Idee", zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein literarisches Forum einzuberufen, in dem die "Freude der Sprache" einen Ort haben werde. Zugleich kritisierte der mexikanische Autor den aktuellen Buchmarkt. Dieser globalisiere die "Literatur light", "die schrottreife Abfall-Literatur, und verdrängt und vertreibt die Bücher echter Qualität", sagte Aridjis. Deshalb sei es dringend erforderlich, dass unabhängige Schriftsteller ihre Stimme erheben, um die Sprache vor der Globalisierung der Kultur zu schützen, "denn Sprache ist die geistige Heimat des Menschen". Aridjis fügte hinzu, Poesie werde stets ein geistiges Abenteuer und ein Begegnungspunkt der Menschen sein, "jenseits der Sprachen und Epochen".

Den anschließenden Eröffnungsvortrag zum Thema "Wettervorhersage für Utopia und Umgebung" hielt der amerikanische Autor und Pulitzer-Preisträger Charles Simic.

Festivalorte sind neben den Sophiensälen in Berlin-Mitte auch Theater und Kinos, Literaturhäuser, Bibliotheken, das Kulturkaufhaus Dussmann, Goethe-Institut, Botschaften, Kultureinrichtungen, Banken, Hotels, Cafés und Restaurants. Im Mittelpunkt stehen Poesie- und Prosalesungen. Dabei werden Übersetzer den Zuhörern den Zugang zu den fremdsprachigen Literaturen erleichtern. Mit dabei sind unter anderen Tahar Ben Jelloun, Lars Gustafsson, Klaus Kordon, Günter Kunert und Antonio Tabucchi. Zum Filmprogramm werden Autoren erwartet, die über ihre verfilmten Werke sprechen, so Antonio Skarmeta ("Der Postmann") und Ulrich Plenzdorf ("Die Legende von Paul und Paula"). Am Abschlusstag (24. Juni) gibt es ab 11.00 Uhr ein großes Abschlussfest im Berliner Ensemble.

Tausende von Plakaten, auf denen 33 unterschiedliche Gedichte abgedruckt sind, stimmen Berlin seit Tagen auf das Festival ein. Begleitend ist ein Katalog (Verlag Vorwerk8, 59,80 Mark) erschienen, der rund 80 der teilnehmenden Autoren aus 50 Ländern vorstellt. Am Freitag wird zudem eine Berliner Anthologie herauskommen. Für diesen Sammelband unter dem Titel "Die Welt über dem Wasserspiegel" haben 33 Autoren aus Europa, den USA, Australien und Neuseeland, aus Japan, China, Lateinamerika und Afrika je drei Gedichte ausgesucht, die einen Blick auf Berlin richten. Diese Auswahl (Alexander Verlag, 29,90 Mark) hat Joachim Sartorius, Leiter der Berliner Festspiele und selbst Lyriker, mit einem Geleitwort versehen.

Karten kosten für Literaturen der Welt (pro Abend) 18, ermäßigt 12 Mark, für Kinder- und Jugendliteratur je Veranstaltung 5 Mark, Schulkassen zahlen 80 Mark, für Kinder bis sechs Jahre ist der Eintritt frei. Tickets sind in den Sophiensälen und in den jeweiligen Institutionen erhältlich.

Am 14-06-2001

Love Parade

Ein Weilchen ist es schon her - doch die Freude dauert noch an: Nicht nur die Berliner Ökos, nein, überraschend viele "normale" Berliner freuten sich, daß die überheblichen, eingebildeten und rücksichtslosen Love-Parade-Macher von Planetecom endlich etwas auf die Schnauze bekommen haben. Ja! Das tat gut!

Doch warum diese einhellige Freude, die zum Teil auch langjährige Love Parade-Fans erfaßte? Eine Tatsache, die beachtenswert ist und zum Nachdenken anregt...

Wohl kaum, weil die Berliner die Loveparade partout nicht haben wollen - nein! Es wäre wohl schon sehr bedauerlich und ein großer Verlust, wenn die Love Parade in eine andere Stadt abwandern würde. Sie gehört nach Berlin und ist mittlerweile eine feste Berliner Angelegenheit. Eben so, wie der Karneval der Kulturen oder andere über Jahre hinweg etablierte Großveranstaltungen.

Doch genau das ist der Punkt: Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen hatten die Planetcom-Macher es jahrelang nicht nötig, die Kosten der Veranstaltung zu tragen, während sie die Knete einstrichen und so schamlos den armen barmherzigen Samariter vorrechneten, daß es jedem Taschenrechner die Schamesröte ins Display trieb. Jahrelang hielten sie es in keinster Weise für nötig, auf die berechtigten Belange der Umweltschützer auch nur ansatzweise einzugehen. Jahrelang haben die Planetcom-Macher arrogant vor sich hingewurschtelt, als ob sie die Kings von Berlin wären. Und der immer wieder dahergebetete Status einer politischen Friede-Freude-Eierkuchen-Demonstration erschien jedem Grundschüler so plump haltlos, daß wohl noch nicht mal die geblendete Berliner Politik, sondern nur Dr. Motte höchstselbst daran geglaubt haben könnte. Wenn überhaupt.

Wer jahrelang derart arrogant agiert, kriegt doch irgendwann mal die Abrechnung. Und das freut Berlin, denn es trifft die Richtigen. Nun haben sie die Quittung - weil sie zu blöde oder arrogant waren, die eigene Veranstaltung rechtzeitig anzumelden. Weil sie zu überzeugt von sich selbst waren, um zu erkennen, daß auch sie nur eine von vielen Veranstaltungen sind. Weil sie sich für die unantastbar Größten der Größten gehalten haben, denen Berlin zu Füßen liegt. Welch Anfängerfehler! Yeah!

Und da werden selbst hartgesottene Love-Parade-Propheten wie der Verband der Berliner Hoteliers oder Berlin Partner, die Hauptstadt-Marketing-Agentur, zu Recht sauer auf Planetcom, schließlich fällt die arrogante unfähige Provinzialität von Planetcom nun auf das Gesamtbild von Berlin zurück. Und wird teuer.

Die Love Parade findet nun statt - und das ist gut so, auch das freut natürlich. Aber der bislang so unerschütterbare Fels in der Brandung, das Unantastbare der Love Parade ist gebrochen - der Weg zu einem zukünftig vernünftigen Umgang mit der Veranstaltung ist frei. Berlin tritt den Rückweg zur Vernunft an und denkt nach über den Status der Parade. Andere Trassen sind im Gespräch, Ausweichrouten innerhalb oder außerhalb des Tiergartens. Und: Zum ersten Mal diskutieren dabei auch ernsthaft die Macher von Planetcom mit. Ein Verdienst und Erfolg der Naturschützer.

Den Planetcom-Machern scheint ein Licht aufzugehen, daß sie die Love Parade mehr im Miteinander mit den Berlinern organisieren müssen. Wir wollen sie, aber wir wollen sie vernünftig - die Love Parade ist ein Berliner Merkmal. Eins unter vielen. Nicht mehr und nicht weniger. Danke, liebe Bürgerinitiativen!

Peer Heinlein ist Betreiber von JPBerlin - Mailbox und politischer Provider

Am 19-06-2001

Berlin

Was es mit dem ominösen Titel "17-25/4" auf sich hat, ist schnell aufgeklärt: Die Zahlen bezeichnen die Fläche im Grundbuch, auf der sich die Berliner Schaubühne befindet. Als die jungen Theatermacher Thomas Ostermeier und Sasha Waltz vor anderthalb Jahren dieses Theater übernahmen, wurden sie nicht müde zu betonen, wie interessant sie den Lehniner Platz fänden - schließlich mussten sie sich damals von Berlin-Mitte verabschieden. Sasha Waltz wollte rund um die Schaubühne auch gleich auf produktive Recherche für ein neues Tanztheaterstück gehen - und nun am Freitagabend gab es die Voraufführung dessen, wozu sie ihre Erkundungen inspiriert haben: "17-25/4" (Dialoge 2001)".

Der erste Eindruck des größtenteils am Boden platzierten Publikums: Der Lehniner Platz, an dem die Schaubühne zwischen Diskothek, Spielothek, Wohnstraßenödnis und einem in warmen Sommernächten besonders PS-stark befahrenen Ku'damm eine Art Insel der Hochkultur darstellt - trotz aller gegenteiliger Beteuerung des Sprechtheaterchefs Ostermeier -, dieser Lehniner Platz ist vor allem laut und chaotisch. Vielleicht spiegeln die ersten Szenen Sasha Waltz' Rechercheerfahrung wider: Es gibt zunächst Bilder einer unüberschaubaren Zusammenhangslosigkeit, eine Vielzahl einzelner Szenen, die scheinbar völlig zufällig nebeneinander stehen, unbegründete Ballungen von Menschen, zufälliges Auseinanderstreben.

Einige der über 25 Darsteller haben Plastikbändchen am Arm wie Neugeborene eine Namensmarkierung: Sie bilden ein Grüppchen, üben Rückenstrecken, Gelenkedehnen, Armrecken, Fingerkraulen, Luftgreifen, Händedrehen: Das ergibt interessante Effekte, doch der Bezug zum Thema wird nicht recht klar. Die Körpersprache ist wesentlich abstrakter als in "Allee der Kosmonauten", "Zweiland" oder "S" - der geringer gewordene Wiedererkennungswert einzelner Szenen schlägt aber nicht unbedingt in einen ästhetischen Mehrwert um.

Nach der Ouvertüre geht das Publikum eine Runde um's Haus. Die Darsteller sprechen zu ihnen vom Schaubühnendach, tanzen auf einem Garagengebäude und dem Gehweg, singen unterm Ahornbaum von der Schaukel, imitieren Fitnessstudiobenutzer. Den Außenraum des Hauses auf spezielle Art zur Erfahrung zu machen, ist zweifellos eine gute Idee: Doch fehlt es den einzelnen Nummern noch an inhaltlicher Kohärenz, dem ganzen Abend an einem Spannungsbogen. Dadurch relativiert sich auch die Wirkung der starken Szenen, die die Produktion durchaus schon vorweisen kann: Etwa wenn die Schaubühne zum Schiff wird und ihre Fenster sich mit Wasser füllen (eine Videoprojektion) - oben ertönt dazu Gesang und Leitern werden in Richtung Himmel erklommen. Oder wenn die gesamte Mannschaft am Ende des Abends auf riskante Weise riesige Leitern emporklettern muss.

Wenn "17-25/4" eine solche Riesenleiter wäre, dann befände sich Sasha Waltz etwa auf der halben Höhe - zum Applaus erschien sie erst gar nicht. Mitte September wird die Schaubühne ihre neue Spielzeit mit der eigentlichen Premiere von "17-25/4" beginnen. Was bis dahin aus der Inszenierung noch werden wird, kann mit Spannung erwartetwerden.

Am 01-07-2001

Berliner Museumsinsel

Kulturinteressierte können ab dem 12. Juli in Berlin-Mitte das Museum für Islamische Kunst besuchen. Rund 16 Monate nach der Eröffnung des ersten Ausstellungsabschnittes seien damit alle Schauräume des Museums wieder zu sehen, teilten die Staatlichen Museen zu Berlin am Mittwoch mit.

Damit ist die seit der deutschen Wiedervereinigung geplante Zusammenführung der getrennten Sammlungen des Museums für Islamische Kunst in Berlin-Dahlem und auf der Museumsinsel abgeschlossen. Bereits im Mai 1998 war das Museum aus seinen Räumen in Dahlem ausgezogen. Im gleichen Jahr begann auf der Museumsinsel die Sanierung der Räume. Ein Teil der Sammlung war während der gesamten Sanierung zugänglich.

Die Ausstellungsgestaltung verantwortet das Berliner Büro Rave Architekten. Während im ersten Teil der Ausstellung vor allem Architekturdenkmale wie Gebetsnischen und eine Kuppel aus der Alhambra präsentiert werden, kündigt das Museum für den zweiten Abschnitt einen Schwerpunkt auf farbige Teppiche, Werke der Buchkunst und der Malerei an.

Am 04-07-2001

1. Mai-Krawalle in Berlin

Im Zusammenhang mit dem Straßenfest auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg am 1. Mai hat die Staatsanwaltschaft mehrere Ermittlungsverfahren gegen noch unbekannte Polizisten eingeleitet. Den Beamten wird in mehreren Anzeigen unter anderem Freiheitsberaubung vorgeworfen, wie Justizsprecher Sascha Daue am Mittwoch mitteilte. Am Rande des Straßenfestes war es zu schweren Krawallen gekommen.

Die Polizisten werden beschuldigt, Teilnehmer des Straßenfestes am Abend auf dem Platz eingeschlossen und ohne Begründung längere Zeit festgehalten zu haben. Zu dem Vorfall soll es gekommen sein, nachdem die Polizei das Fest ohne Ankündigung aufgelöst, die Teilnehmer zum Verlassen des Mariannenplatzes aufgefordert hatte und die Festteilnehmer sich nunmehr entfernen wollten.

Am 04-07-2001

Techno Festival in Berlin

Ab Freitag stehen die Zeichen in Berlin für eine Woche auf Techno. Während der "Love Week" können sich Techno-Fans in zahlreichen Clubs der Stadt auf die Love Parade einstimmen. Am Samstag ab 16.00 Uhr verwandelt der "Carneval Erotica" den Kurfürstendamm in ein heißes Pflaster. Nach Veranstalterangaben wird es 16 Wagen geben, geplant sind Theaterstücke, Reden und Musik sowie eine Abschlusskundgebung gegen 22.00 Uhr. In den Clubs der Stadt können sich die Raver für das größte Techno-Ereignis des Jahres eintanzen.

Ob die für Samstag geplante Fuck Parade wie in den Vorjahren als Demonstration stattfinden kann, ist derzeit noch unklar. Sprecher Martin Kliehm hatte angekündigt, den Status der Parade vor dem Bundesverfassungsgericht klären zu lassen. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte die Veranstaltung als Demonstration eingestuft, das Oberverwaltungsgericht kippte diese Entscheidung.

Am 11-07-2001

Komplett überarbeitet

Die gänzlich überarbeitete Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" kommt nach Berlin. Vom 28. November 2001 bis 13. Januar 2002 wird die Schau in den Kunst-Werken (KW) gezeigt, wie das Hamburger Institut für Sozialforschung am Donnerstag mitteilte. Berlin ist die erste Station, an der die neue Wehrmachtsausstellung zu sehen sein wird.

Ausgangspunkt der völlig neu konzipierten Ausstellung sind Fragen zum Kriegs- und Völkerrecht. Die Dimensionen des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion würden an sechs Themenkomplexen verdeutlicht, sagte eine Sprecherin des Instituts: Völkermord, Hungerpolitik, Partisanenkrieg, Kriegsgefangene, Repressalien, Deportation. Darüber hinaus wird die öffentliche Diskussion um die Rolle und die Verbrechen der Wehrmacht von 1945 bis heute dokumentiert. Ein gesonderter Teil der Ausstellung befasst sich mit dem Sujet "Foto als historische Quelle".

Die ursprüngliche Wehrmachtsausstellung hatte das Thema anhand von drei ausgewählten Beispielen behandelt (Partisanenkrieg in Serbien , Besatzungszeit in Weißrussland, Die 6. Armee auf dem Weg nach Stalingrad) und war vor allem wegen des Umgangs mit Fotos als historischer Quelle stark umstritten. Rechtsextremisten waren wiederholt gegen die Ausstellung vorgegangen.

Zweite Station für die erneuerte Schau wird Bielefeld sein. Mit anderen Städten sei man im Gespräch, sagte die Sprecherin.

Am 12-07-2001

Islamische Föderation

Die Islamische Föderation darf ab heute in zwei Berliner Schulen Religionsunterricht erteilen. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte am vergangenen Mittwoch einem entsprechenden Eilantrag des Dachverbandes islamischer Verbände und Gruppen stattgegeben. Die Richter hatten der Schulverwaltung das Recht abgesprochen, die inhaltliche Konzeption des Religionsunterrichts zu prüfen. Eine Grenze sei erst dort zu ziehen, wo zu befürchten sei, dass der Unterricht "von den grundlegenden staatlichen Bildungszielen" abweiche. Dafür gebe es bei der Islamischen Föderation "keine Anhaltspunkte", heißt es in dem Urteil.

Trotz mehrerer Gerichtsurteile zu Gunsten der Föderation hatte Schulsenator Böger den Islam-Unterricht immer wieder abgelehnt. Die Rahmenpläne sind nach seiner Ansicht nicht verfassungskonform. Er moniert unter anderem das Fehlen eines eindeutigen Hinweises auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Der Verfassungsrechtler Scholz forderte Böger auf, den Rechtsweg auszuschöpfen und notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Fundamentalistische Ausuferungen könnten gegen das Grundgesetz verstoßen, sagte der CDU-Politiker dem "Berliner Kurier".

Am 03-09-2001

Berlin

Die Berliner Kultursenatorin Adrienne Goehler hat am Mittwoch in Berlin das Jüdische Museum an Kulturstaatsminister Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin übergeben. An der Übergabe nahm der Direktor des Museums, Prof. Dr. Michael Blumenthal, teil. Das im Januar 1999 fertiggestellte, von Daniel Libeskind entworfene Museum war mit Datum 1. September von einer öffentlich-rechtlichen Stiftung des Landes Berlin in eine Bundesstiftung übergegangen. Am 9. September wird die Ausstellung im Jüdischen Museum feierlich eröffnet.

Der Kulturstaatsminister sagte: "Die wichtige Rolle jüdischer Kultur und jüdischen Glaubens für die Kulturentwicklung in Deutschland, aber auch die unwiederbringlichen Verluste aus den Zeiten der Verfolgung und des Völkermordes werden hier veranschaulicht." Es sei zu erwarten, dass das Museum große Aufmerksamkeit im In- und Ausland erfahren wird. Dies sei ein Signal für die Zukunft jüdischer Kultur in Deutschland sowie die besondere historische Verantwortung der Deutschen.

Der Gebäude des Jüdischen Museums konnte in den vergangenen zwei Jahren bereits besichtigt werden konnte. Es wird in Zukunft eine Dauerausstellung zum Thema jüdisches Leben in Deutschland beherbergen. Das unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Blumenthal realisierte Konzept ist einmalig und unterstreicht die Vielfalt jüdischer Kultur und Traditionen in der deutschen Geschichte. Ein Informationszentrum,eine Bibliothek, Archive sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen runden das wissenschaftliche Profil des Museums ab. Gleichzeitig haben die Wissenschaft wie auch Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich umfassend über die Aspekte des jüdischen Lebens zu informieren. Zu den Archiven gehört auch das Dokumentationsarchiv des New Yorker Leo-Baeck-Instituts.

Das Museum ist eine von vier Einrichtungen (Haus der Kulturen der Welt, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Martin-Gropius-Bau), die der Bund im Rahmen des Hauptstadtkulturvertrages vollständig in seine Zuständigkeit übernommen hat. Der Bund fördert das Museum jährlich mit einem Betrag von 24 Millionen Mark .

Am 05-09-2001

Rassismus

Die Berliner Initiative "Europa ohne Rassismus" ruft für den 3. Oktober zu einer Kundgebung gegen den am selben Tag geplanten Aufmarsch der rechtsextremen NPD in der Hauptstadt auf. Die Veranstalter wollen "Für ein friedliches Zusammenleben – Gegen nationalen Größenwahn" demonstrieren.

Unterstützt wird der Aufruf der Initiative von der Aktion "Gesicht zeigen!". Mit dem NPD-Motto "Deutschland ist mehr als die Bundesrepublik" stelle die rechtsextreme Partei die Grenzen und somit den Frieden in Frage, sagte ein Sprecher der Aktion. Darüber hinaus sympathisiere die NPD mit dem Terroranschlag auf die Bevölkerung der USA. Zu den Unterstützern der Gegenkundgebung gehören die Schauspieler Iris Berben und Rainer Hunold, Schriftstellerin Daniela Dahn, Rocksänger Udo Lindenberg und der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Michel Friedman.

Am 25-09-2001

Sicherheit

Ein Einsatz der Bundeswehr zum Schutz von gefährdeten Objekten in Berlin ist derzeit nicht geplant. Trotz der äußerst angespannten Sicherheitslage nach den Terrorakten in den USA fordert der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in der gegenwärtigen Situation keine Unterstützung durch Bundeswehrsoldaten. Unterdessen traf sich Wowereit mit Bundesinnenminister Otto Schily, um über die Finanzierung der Sicherheit in der Stadt zu beraten.

Senatssprecher Helmut Lölhöffel betonte nach der Senatssitzung, derzeit lägen keine Voraussetzungen für einen Einsatz der Bundeswehr in der Stadt vor. Ein Truppeneinsatz im Innern ist laut Grundgesetz nur im Verteidigungs- und Spannungsfall möglich. Die Berliner Morgenpost" hatte unter Berufung auf ein polizeiinternes Papier berichtet, dass künftig Soldaten gefährdete Gebäude schützen sollen. Dies sei rechtlich möglich, da nach den Terroranschlägen in den USA der NATO-Bündnisfall eingetreten sei.

Nach Berliner Vorstellungen soll der Bund die Kosten für den Objektschutz aller Bundesgebäude und diplomatischen Vertretungen in der Hauptstadt übernehmen. Dies würde die Berliner Polizei um rund 80 Millionen Mark entlasten.

Körting hatte eingeräumt, dass die Berliner Polizei nur noch eine Woche lang in der Lage ist, die Stadt zu schützen. Die Obergrenze der Belastbarkeit sei demnächst erreicht, sollte die jetzige Sicherheitslage fortbestehen, so der Senator. Der Berg von Überstunden könne nur abgebaut werden, wenn Beamte aus anderen Bundesländern Unterstützung gewähren. Bereits jetzt sind Beamte aus mehreren Bundesländern in der Stadt im Einsatz. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei sind während der derzeitigen Staatsbesuche in Berlin rund 3.700 Polizisten und Objektschützer zusätzlich im Einsatz.

Am 25-09-2001

Rechtsextremismus

Ein breites gesellschaftliches Bündnis macht gegen eine für den 3. Oktober in Berlin geplante Demonstration der rechtsextremen NPD mobil. Die Mitglieder der"Berliner Initiative: Europa ohne Rassismus" rufen zu einer Gegenkundgebung auf. Diese steht unter dem Motto "Für ein friedliches Zusammenleben in Europa - Gegen nationalen Größenwahn", teilten die Organisatoren. Erwartet würden bis zu 5.000 Teilnehmer. Mit der Kundgebung solle deutlich Farbe bekannt und gezeigt werden, wie die Zivilgesellschaft die deutsche Einheit versteht, sagte der evangelische Landesbischof Wolfgang Huber.

Die NPD will am Tag der deutschen Einheit in Berlin unter dem Motto "Deutschland ist mehr als die Bundesrepublik" marschieren. Die Senatsinnenverwaltung verzichtete auf einen Verbotsantrag, weil er gerichtlich nicht durchsetzbar sei. Für die Demonstration gibt es massive Auflagen. So wurde die ursprüngliche Route untersagt. Die neue Streckenführung wurde bislang noch nicht bekannt gegeben.

Am 01-10-2001

Friedensdemonstration

Mit einer Friedensdemonstration wollen Kriegsgegner am Samstag in Berlin gegen die amerikanisch-britischen Militäreinsätze in Afghanistan protestieren. Zu der bundesweiten Veranstaltung unter dem Motto "Kein Krieg! Für Solidarität und soziale Gerechtigkeit" würden bis zu 100.000 Menschen erwartet, sagte Hans-Peter Richter vom Demonstrationsbüro am Mittwoch in Berlin. Rund 60 Trägerorganisationen und Unterstützerverbände wollen sich beteiligen.

Die Auftaktkundgebung soll um 13.00 Uhr vor dem Roten Rathaus in Berlin-Mitte starten. Zeitgleich sind Kundgebungen am Brandenburger Tor und am S-Bahnhof Friedrichstraße geplant. Die Abschlusskundgebung findet um 14.30 Uhr auf dem Gendarmenmarkt statt.

Am 10-10-2001

Hauptstadtkultur

Die internationale Expertenkommission "Historische Mitte Berlins" hat in ihrer Sitzung am 29. Oktober das von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin vorgelegte Konzept für die Nutzung des Schlossplatzes angenommen. Mit dem Konzept soll unter der Bezeichnung "Humboldt-Forum" der zentrale Platz zu einem Ort der Kunst und der Wissenschaft werden. Zukünftig sollen hier, neben der Zentral- und Landesbibliothek, die Sammlungen außereuropäischer Kulturen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgestellt und die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität erstmals öffentlich zugänglich gemacht werden.

Mit den ebenfalls geplanten Konzertsälen, Läden, Kongressräumen und einer entsprechenden Gastronomie entsteht für die Berliner Bevölkerung und Besucher der Stadt ein attraktives kulturelles Angebot, dass eine Brache in der Mitte der Hauptstadt sinnvoll schließt. Die Finanzierung des Vorhabens soll dabei im Wesentlichen der Bund und das Land Berlin übernehmen. Die Kontroverse über einen Fortbestand des Palastes der Republik oder einen detailgetreuen Wiederaufbau des Stadtschlosses kann nunmehr im Lichte der zukünftigen Nutzung sachlicher diskutiert werden. Voraussichtlich in ihrer Sitzung im kommenden Januar wird die Expertenkommission über die Form des Gebäudes für das Humboldt-Forum entscheiden.

Am 31-10-2001

Satte Bauwirtschaft

Die Kosten für Parlaments- und Regierungsbauten rund um den Berliner Reichstag fallen offenbar deutlich höher aus als geplant. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" beruft sich auf einen Bericht des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium, Karl Diller, wonach inzwischen für die Bauten über eine halbe Milliarde Mark mehr veranschlagt werden muss als zu Baubeginn. Der Umbau des Reichstags, der Neubau des Kanzleramtes sowie die neuen Gebäude für die Abgeordneten haben die Steuerzahler laut Bericht bislang 3,44 Milliarden Mark gekostet - 590,6 Millionen Mark mehr als erwartet.

Dabei sei "nach wie vor noch eine große Anzahl von Firmenabrechnungen streitig", schreibt Diller. Es werde deshalb viele Gerichtsverfahren geben. Die Bundesregierung habe der eigens für die Bauten im Regierungsviertel gegründeten bundeseigenen, aber privatwirtschaftlich geführten "Bundesbaugesellschaft Berlin mbH" im Oktober zweimal kurzfristig mit 50 Millionen und drei Wochen später noch einmal mit 75 Millionen Mark aushelfen müssen. Das sei notwendig gewesen, "um die Zahlungsfähigkeit der BBB aufrecht zu erhalten", schreibt Diller.

Im Einzelnen liste der Staatssekretär folgende Kosten auf: Der Umbau des Reichstagsgebäudes wird statt 600 nunmehr mit 607 Millionen Mark veranschlagt. Das gerade fertig gestellte Jakob-Kaiser-Haus mit den meisten Abgeordnetenbüros kostet statt knapp 900 Millionen Mark nunmehr 1,154 Milliarden Mark. Das Paul-Löbe-Haus mit den Konferenzräumen für die Ausschüsse, zwischen Reichstag und neuem Kanzleramt gelegen, ist 88,3 Millionen Mark teurer geworden und soll nun 635,3 Millionen Mark kosten. Das auf der anderen Seite des Spreebogens entstehende Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das einmal die Bundestagsbibliothek aufnehmen soll, kostet 85,9 Millionen Mark mehr und damit insgesamt 414,3 Millionen Mark.

Das unterirdische Erschließungssystem der Bundestagsgebäude verschlang laut Bericht 111,7 Millionen Mark - 40,1 Millionen mehr als geplant. Das Bundeskanzleramt koste statt der ursprünglich vorgesehenen 398,5 Millionen nunmehr 513,3 Millionen Mark.

Die Bundesregierung führt die Kostenexplosion bei den Bundesbauten unter anderem auf die großen Verzögerungen bei der Fertigstellung zurück. Der Bundesrechnungshof hatte den Angaben zufolge in einem Prüfungsbericht dafür auch die personell stark unterbesetzte Bundesbaugesellschaft verantwortlich gemacht.

Am 02-11-2001

Berlin

Berlin bekommt ein neues Filmfest. Vom 3. bis 5. Dezember wird in den CineStar Kinos im Sony Center am Potsdamer Platz das 1. Internationale Umweltfilmfestival unter dem Namen "ECOmove" ausgerichtet, teilten die Veranstalter am Mittwoch in Berlin mit. Ziel sei es, "das Bewusstsein für globale und ökologische Zusammenhänge zu erweitern". Das Medium Film biete für die Vermittlung von Konzepten (etwa der "nachhaltigen Entwicklung" oder der "Umweltverträglichkeit") ein spannendes und abwechslungsreiches Instrument.

Bei dem Festival werden sowohl Spielfilme als auch Dokumentar-, Kinder- und Animationsfilme gezeigt. Aus den besten Filmen von sechs europäischen Umweltfilmfestivals werden in Berlin die "Besten der Besten" ausgewählt und am 5. Dezember prämiert. "ECOmove" soll künftig im zweijährigen Rhythmus in Berlin stattfinden, alternierend in den Zwischenjahren in Hauptstädten anderer Länder. Veranstaltungsort für 2002 ist Johannesburg.

Träger des Festivals ist der Verein ECOmove, der bei der Europäischen Akademie für städtische Umwelt in Berlin angesiedelt ist. Im Wettbewerb konkurrieren 18 Filme um die Preise der Royal Awards Foundation und 60 Filme um Sponsorenpreise. Die Preise der Royal Awards Foundation für Bester Spielfilm, Beste Dokumentation und Freie Kategorie sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

Am 07-11-2001

Rechtsextrem

Berlin steht offenbar der größte rechtsextremistische Aufmarsch der Nachkiegsgeschichte bevor. Am 1. Dezember will die rechtsextreme NPD mit einem Aufzug von 3.000 Anhängern quer durch den Bezirk Mitte gegen die überarbeitete Wehrmachtsausstellung demonstrieren, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Der Aufzug stehe unter dem Motto: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht". Die überarbeitete Wehrmachtsausstellung wird ab Ende November erstmals in Berlin gezeigt.

Die NPD hat nach Polizeiangaben eine Aufmarschstrecke vom Bahnhof Friedrichstraße zum Alexanderplatz angemeldet. Diese Route führt nahe der Neuen Synagoge vorbei. Als Redner sind NPD-Chef Udo Voigt sowie der frühere Linksterrorist und jetzige NPD-Anwalt Horst Mahler vorgesehen.

Am 08-11-2001

Vollziehende Gewalt

Rund 25.000 Polizisten und Soldaten haben in Berlin gemeinsam gegen geplante Kürzungen in ihren Bereichen sowie soziale Verschlechterungen demonstriert. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, warf auf einer Kundgebung den Regierungen des Bundes und der Länder eine "Sparwut bei der Sicherheit" vor.

Polizei und Bundeswehr seien derzeit rund um die Uhr im Einsatz, um die innere und äußere Sicherheit zu garantieren sowie der neuen terroristischen Herausforderung zu begegnen, betonte Freiberg. Beide Institutionen hätten eine seit Jahren wachsende Aufgabenfülle zu bewältigen. Zugleich kämpften sie seit Jahren gegen Streichungen, Kürzungen und soziale Verschlechterungen.

Freiberg kritisierte, dass der steigenden Aufgabenbelastung der Polizei bei gleichzeitig sich stetig verschlechternder Personalsituation und Ausstattung nicht rechtzeitig gegengesteuert worden sei. Die Terroranschläge des 11. September hätten zwar zu einem gewissen Umdenken geführt, doch reichten die kürzlich beschlossenen Finanzmittel nicht aus. Eine Verquickung der Aufgaben von Polizei und Bundeswehr beim Schutz der inneren Sicherheit erteilte Freiberg eine Absage.

Am 26-11-2001