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Pharmaunternehmen machen Deutschland zur Bananenrepublik

Transparency International

Der Bestechungsskandal in deutschen Krankenhäusern kommt nach Ansicht der Organisation für Korruptionsbekämpfung Transparency International (TI) nicht überraschend. Die Praxis, bei den Ärzten "Verordnungen zu kaufen", hätten "fast alle Pharmaunternehmen", sagte TI-Mitglied Professor Peter Schönhöfer. Den Pharmaunternehmen gehe es nicht darum, mit neuen Produkten die Aufmerksamkeit der Ärzte auf sich zu ziehen, sondern mit Hilfe von Zuwendungen. Gut laufende Produkte der Konkurrenz würden einfach nachgeahmt und leicht variiert. Um diese an den Mann zu bringen, böten sie den Ärzten dann Geschenke und Reisen an.

Gleichzeitig sei der Berufsstand der Ärzte "nicht, so selbstbewusst, dass er diesen Verführungen widersteht", sagte der pensionierte Arzt und Mitherausgeber des Arzneimitteltelegramms. "Je höher der Rang des Arztes, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Arzt mit einem Pharmaunternehmen zusammenhängt", fügte Schönhöfer hinzu. Die Chefärzte von Kliniken seien besonders interessant für die Pharmaunternehmen, da sie anordnen, welche Medikamente in ihren Krankenhäusern verwendet würden.

Daneben seien die Ärzte Ziel von Marketing-Aktivitäten, die publizieren und deshalb als Meinungsbildner in der Branche agieren. In den USA und auch in Deutschland gebe es darunter kaum noch Ärzte, die unabhängig seien. So genannte Leitlinien oder Abhandlungen von Ärzten seien daher "entsetzlich". Sie seien eine reine "Pharma-Werbung" und daher keine Hilfe für die Therapie.

Schönhöfer berichtete außerdem von einer momentan laufenden Werbeaktion eines "Schlammherstellers", der sein Produkt anpreise. In solchen Aktionen sei es teilweise üblich, pro Patient dem Arzt 100 Euro "über den Ladentisch" zu schieben. Laut Schönhöfer befindet sich Deutschland im Hinblick auf Korruption in einem "rapiden Absturz". Er fordert neue Gesetze, die eine solche Anwerbung von Ärzten unterbinde. "Deutschland ist eine Bananenrepublik", sagte Schönhöfer.