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UN-Urwaldgipfel wie Papier-Tiger ohne Zähne

Umweltschützer enttäuscht

Das auf dem UN-Urwaldgipfel in Den Haag beschlossene Wald-Arbeitsprogramm der Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) hat nach Ansicht von Umweltschützern die Chance für eine Trendwende zum Schutz der Urwälder und ihrer Artenvielfalt verpasst. Zwar haben die Umweltminister der über 180 Vertragsstaaten der 1992 in Rio verabschiedeten CBD erstmals ihren politischen Willen erklärt, das weltweite Artensterben bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Doch die Minister einigten sich im Wald-Arbeitsprogramm weder auf internationale Schwerpunkte Urwaldschutz noch legten sie Geld zu sparen zu deren Finanzierung auf den Tisch.

"Das Wald-Programm ist für den Urwaldschutz so hilfreich wie ein Papier-Tiger ohne Zähne", sagt Greenpeace-Waldexperte Martin Kaiser, der die zweiwöchigen Verhandlungen in Den Haag verfolgt hat. "Die Minister haben die Warnungen der Wissenschaftler, dass durch die Zerstörung der Urwälder unzählige Tier- und Pflanzenarten unwiederruflich ausgelöscht werden, in ihrem Wald-Programm ignoriert. Die Zerstörung der Urwälder und der Artenverlust werden nach der Urwaldgipfel in den Haag weiter voran schreiten." Vor allem Länder wie Brasilien und Kanada, die noch über bedeutende Urwaldflächen verfügen, hätten an einer Verabschiedung eines wirkungsvollen Arbeitsprogramms kein Interesse , kritisierte der Naturschutzbund NABU.

Während der 12-tägigen Verhandlungen ist eine weitere Waldfläche von über 360 000 Hektar verloren gegangen - das entspricht der Fläche des Saarlandes und Berlins zusammen.

Während Frankreich und Deutschland sowie das Urwaldland Russland eine positive Rolle spielten, blockierten Brasilien, Kanada und Malaysia massiv ein aktions-orientiertes Programm zum Schutz der Urwälder. Die Entscheidungen der CBD sind immer einstimmig zu fällen. Die USA waren bei den Verhandlungen nicht stimmberechtigt, da sie zu den wenigen Staaten weltweit gehören, die die Konvention über die Biologische Vielfalt gar nicht ratifiziert haben.

Das beschlossene Wald-Arbeitsprogramm enthält eine Liste von über 130 Maßnahmen zum Waldschutz. Dazu gehört, Schutzgebiete einzurichten und eine ökologisch und sozial nachhaltige Waldnutzung zu fördern. Doch sie ließen offen, in welchen Teilschritten und bis wann diese Maßnahmen umgesetzt sein sollen und vor allem wie sie finanziert werden können.

Zudem enthält das Waldprogramm kein Vorsorgeprinzip. Aus vorsorgendem Artenschutz müsste der industrielle Holzeinschlag in intakten Urwäldern nach Ansicht der Umweltschützer zeitweise ausgesetzt werden. Solche Einschlags-Moratorien müssten so lange gelten, bis geklärt sei, welche Gebiete als Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen und welche Waldflächen ökologisch und sozial nachhaltig genutzt werden können.

Besonders bedauerlich ist für den NABU, dass es keine Einigung über einen Stopp der illegalen Waldzerstörung gegeben habe. Die von Brasilien durchgesetzte Formel von der "unauthorisierten Nutzung" bezeichnete NABU-Präsident Jochen Flasbarth als "schlechten Witz". Auch der Verzicht auf das Ziel eines globalen Entwaldungsstopps bis zum Jahr 2020 sei für den NABU nicht akzeptabel.

Flasbarth kritisierte die mangelnde Bereitschaft der Industrienationen, sich beim Schutz der Wälder in den Entwicklungsländern finanziell stärker als bislang zu engagieren. "Die Forderung der Entwicklungsländer nach Einrichtung eines bedeutenden jährlichen Budgets beim Global Environmental Fund (GEF) zum Schutz der Wälder und der biologischen Vielfalt teilen wir uneingeschränkt." Dafür seien jährlich rund 15 Milliarden US-Dollar notwendig.