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Warnstreiks und Urabstimmung

Tarifstreit bei Post, Telekom und Bau

Kurz vor Beginn der vermutlich entscheidenden Tarifrunde für die Beschäftigten der Deutschen Post hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Montagmorgen ihre Warnstreiks fortgesetzt. Mit Beginn der Frühschicht legten nach ver.di-Angaben rund 700 Briefträger in mehreren Zustellstützpunkten in Nordrhein-Westfalen die Arbeit nieder. Von den Aktionen betroffen waren den Angaben zufolge Bochum, Moers, Düsseldorf, Münster, Iserlohn, Köln, Hürth, Siegen und Haan. Ver.di fordert für die rund 240 000 Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Post hat für diese Gesprächsrunde ein erstes Angebot angekündigt.

Die Deutsche Telekom hat zum Auftakt der dritten Tarifrunde in Bonn ein erstes Angebot für ihre 120 000 Beschäftigten unterbreitet. Das erklärte ein Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Montag. Zu den Details wollte er zunächst keine Angaben machen. Das Angebot müsse zunächst geprüft werden. Für den Nachmittag sei aber mit einer Stellungnahme von ver.di zu rechnen. Die Tarifgespräche wurden in 15 Städten von Demonstrationen und Kundgebungen begleitet. Dabei bekräftigten die Teilnehmer die Gewerkschaftsforderung nach einer Entgeltanhebung von 6,5 Prozent für die Telekom-Beschäftigten. Die Verknüpfung der laufenden Tarifrunde mit Maßnahmen zum Personalabbau wurde kategorisch abgelehnt. Nach ver.di-Angaben waren bundesweit fast 8000 Telekom-Beschäftigte dem Aufruf zu den Protestaktionen gefolgt. Allein in Bonn demonstrierten rund 1700 Telekom-Mitarbeiter aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland.

Im Tarifkonflikt des deutschen Baugewerbes haben die Arbeitgeber die Gewerkschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) habe viel zu früh mit Streiks begonnen, sagte der Vizepräsident des Hauptverbandes der Bauindustrie, Thomas Bauer, am Montag im Deutschlandradio Berlin. "Wir hätten uns noch etwas länger zusammensetzen müssen. In einer so schwierigen Situation ist Streik einfach falsch", sagte Bauer. Das Angebot der Arbeitgeber von drei Prozent mehr Lohn und Gehalt ab September bezeichnete Bauer angesichts der schwierigen Baukonjunktur als "ausgezeichnet".

Zugleich appellierte der Arbeitgebervertreter an die IG BAU, den Tarifkonflikt zügig zu lösen. "Es darf keinen heißen Sommer geben", sagte Bauer. Nur in den Sommermonaten könne die Bauwirtschaft produzieren. Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen laufen seit dem Morgen bundesweit Urabstimmungen für den ersten Arbeitskampf der Baubranche seit 1949. Insgesamt 340 000 Mitglieder der IG BAU haben bis Freitag Gelegenheit, sich für Streikmaßnahmen auszusprechen. Erforderlich ist eine Zustimmung von 75 Prozent. Das Ergebnis der Urabstimmung soll am Samstag bekannt gegeben werden. Ein flächendeckender Streik könnte am kommenden Montag beginnen. Am Wochenende hatte sich die Gewerkschaft zuversichtlich gezeigt, die notwendige Zustimmung zu erhalten. Die Gewerkschaft fordert für die 850 000 Beschäftigten der deutschen Bauindustrie Entgelterhöhungen von 4,5 Prozent und eine Erhöhung der Mindestlöhne in West und Ost. Die Arbeitgeber hatten als Vorbedingung eine Verständigung über die Modernisierung des Rahmentarifvertrages verlangt.