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Bulmahn will nationale Bildungsstandards und regelmäßigen Bildungsbericht

Reformvorschläge nach PISA-E

Nach dem unterschiedlichen Abschneiden der Bundesländer beim nationalen PISA-Test suchen Politiker und Schulexperten nach Wegen aus der Bildungskrise. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) forderte am Dienstag einheitliche Bildungsstandards in ganz Deutschland. Außerdem solle ein unabhängiger Rat einen regelmäßigen Bildungsbericht erstellen. Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) riet den nördlichen Bundesländern, sich an den Leistungen der Südländer zu orientieren. Gleichzeitig warnte sie davor, Ganztagsschulen als "Allheilmittel" anzusehen. Der Dortmunder Bildungsexperte Michael Kanders plädierte für ein Zentralabitur in allen Ländern, während sich die Wirtschaft für die Ausweitung der PISA-Tests auf Hochschulen aussprach.

Bulmahn forderte in Berlin ein "nationale Antwort" auf die durch PISA offenbar gewordene Bildungsmisere in Deutschland. Die Zweitklassigkeit im internationalen Vergleich und das Auseinanderdriften des deutschen Schulsystems ließen sich nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten bewältigen, sagte Bulmahn. Bund und Länder müssten gemeinsam daran arbeiten, dass das deutsche Schulsystem möglichst viele Jugendliche zu möglichst guten Abschlüssen führe, betonte Bulmahn.

Schavan riet den Ländern, die beim nationalen PISA-Vergleich schlecht abgeschnitten hatten, sich an der Bildungspolitik der Südländer zu orientierten. Dies sei wichtiger als ein Ausbau der Ganztagsschulen. Schavan bezog sich damit auf die Ankündigungen der Regierung, zwischen 2003 und 2007 vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagesangebote bereit zu stellen. Nach Schavans Ansicht können die Ganztagsschulen zwar für bestimmte Schüler wichtig sein, sie stellten aber im Übrigen "überhaupt kein Qualitätsmerkmal" dar.

Der Bildungsexperte Kanders vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Universität Dortmund plädierte für eine generelle Einführung des Zentralabiturs. 90 Prozent der Bundesbürger wünschten sich auch für die Haupt- und Realschulen einen zentralen Abschluss, sagte Kanders. Als "pädagogischen Nonsens" bezeichnete der Forscher die Selektion der Schüler nach der 4. Klasse. Gerade die internationale PISA-Studie zeige, dass langer gemeinsamer Unterricht bessere Ergebnisse bringe. Bedenklich sei zudem, dass Schüler in Nordrhein-Westfalen über zehn Schuljahre hinweg rund 1.000 Stunden weniger Unterricht hätten als in Bayern.

Der Direktor des Zentrums für Türkeistudien, Faruk Sen, forderte als Konsequenz aus den PISA-Ergebnissen eine stärkere Förderung von Zuwandererkindern. Der Deutsche Kulturrat verlangte indes vor allem eine Verbesserung der Lesekompetenz bei Schülern. Die deutsche Wirtschaft plädierte für eine Ausweitung des PISA-Tests auf Hochschulen. Bildung und Qualifikation der Menschen seien für den Standort entscheidend, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun.