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Gedenken für Wehrmachtsdeserteure am 20. Juli unerwünscht

Pure Anwesenheit ist bereits Stören

Das Bundesministerium des Inneren und die Bundeswehr verweigern dem Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V., und der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär den Zugang vor die Berliner "Gedenkstätte Deutscher Widerstand" am 20. Juli vor und während der offiziellen Feierstunde der Bundesregierung, die um 12 Uhr beginnt. Wie in den Vorjahren beabsichtigt die Kampagne, direkt im Anschluss an die offiziellen Feierlichkeiten eine eigene Ehrung mit Kranzniederlegung in Gedenken an die Kriegsdienstverweigerer und Deserteure durchzuführen. In den vergangenen Jahren hatten die Demonstranten vor dem Eingang der Gedenkstätte bis zum Ende der Regierungsveranstaltung gewartet und sind anschließend in den Innenhof der Gedenkstätte gegangen. Dies soll in diesem Jahr erstmals so nicht mehr möglich sein, berichtet die Kampagne. Regierung und Bundeswehr gestatteten den Zugang erst um 13.30 Uhr.

Der Kommandeur des Standortkommandos Berlin und Hausherr der "militarisierten Zone" um die Gedenkstätte, Oberst Schultze, begründete dies gegenüber der Kampagne damit, die Bundeswehr wolle "einen störungsfreien Ablauf" der einstündigen Regierungsveranstaltung gewährleisten. Auch der zuständige Protokollchef des Bundesinnenministeriums König argumentierte so.

"Bundesregierung und Bundeswehr grenzen die Ehrung von Wehrmachtsdeserteuren aus. Allein die bloße Anwesenheit von Militärgegnern und eines Wehrmachtsdeserteurs gilt als Störung", kritisieren die Kriegsgegner. Trotz der pauschalen Rehabilitierung der wegen Desertion Verurteilten - die der Bundestag erst 57 Jahre nach Kriegsende vorgenommen hat - sei eine Ehrung nicht nur unerwünscht, sondern werde verdrängt. Im Jahr 2000 sei Ludwig Baumann von einem Feldjäger beleidigt und der Kranz zu Ehren der Kriegsdienstverweigerer und Deserteure, trotz Sicherheitsstufe 1 und Bundeswehrbewachung - "oder gerade deshalb" - innerhalb von wenigen Stunden entwendet worden.

Die Organisatoren halten dennoch an der geplanten Ehrung fest. Deserteure hätten sich am entschiedensten der Beteiligung an den verbrecherischen Kriegen der Wehrmacht entzogen. Über 30.000 Todesurteile wurden gegen sie durch die NS-Militärjustiz gefällt, über 20.000 wurden davon vollstreckt. Am 20. Juli werden Ludwig Baumann und Mitarbeiter der Kampagne um 11.30 Uhr am "Fußgängereingang" zum militärischen Sperrbezirk an der Sigismundstraße Ecke Hitzigallee auf Einlass zur Gedenkstätte drängen. Die Ehrung wird voraussichtlich erst um 13.30 Uhr im Innenhof stattfinden können.