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BUND fordert Stopp - Bundesverkehrsministerium hält an Plänen fest

Streit um Elbausbau

Wegen des Jahrhunderthochwassers streiten sich Umweltschützer und Bundesverkehrsministerium über den Elbausbau. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte am Freitag einen sofortigen Stopp des Flussausbaus für die Schifffahrt. Der Leiter des BUND-Elbeprojektes, Ernst Paul Dörfler, sagte, die verheerenden Auswirkungen des Hochwassers machten die "Sünden der Vergangenheit" deutlich. Demgegenüber hält das Bundesverkehrsministerium am Elbausbau fest.

Die Naturschützer erwarten vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt, die Pläne zu überdenken und einen naturnahen Rückbau der Elbe in Angriff zu nehmen. Wenn jedes Jahr im Zuge des Ausbaus für die Schifffahrt 100.000 Tonnen Schotter in die Elbe gekippt und die Ufer zudem mit Buhnen befestigt würden, habe dies "selbstverständlich" Auswirkungen auf das Fließverhalten des Stromes, betonte Dörfler.

Durch die Baumaßnahmen werde die Elbe eingeengt, beschleunigt und vertieft. Je schneller aber das Wasser fließe, desto schlimmer wirke sich Hochwasser aus. Damit widersprach Dörfler der Darstellung des Bundesverkehrsministeriums, wonach die Bauten nahezu keinen Einfluss auf die Hochwasserauswirkungen hätten. "Die Natur hat die Auenwälder als natürlichen Hochwasserschutz erfunden", unterstrich der Umweltschützer. Sie seien dazu da, das Wasser aufzuhalten, abzubremsen und zwischenzuspeichern.

Das Verkehrsministerium in Berlin hat eine andere Sicht auf den Flussausbau. Ein Ministeriumssprecher begründete das Festhalten an den Plänen damit, dass der Einfluss der "Flussbaumaßnahmen" auf die Auswirkungen des Hochwassers "zu vernachlässigen" sei. Die Buhnen und Schotterbefestigungen des Elbufers störten den Abfluss des Wassers überhaupt nicht. Der Hochwasserschutz müsse vielmehr bei der Schaffung von Überflutungsflächen ansetzen, fügte der Sprecher hinzu. Auch sollten die Siedlungsflächen nicht zu nah an die Ufer heranreichen. Der Sprecher ergänzte, die Auenwälder an den Elbufern wirkten "wie Stauwerke", insbesondere wenn sie vor den Deichen stünden.

Aus Sicht des UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle dürfen natürliche Überschwemmungsgebiete nicht weiter bebaut werden. Neue Siedlungen und Straßen in diesen Gebieten führten in Zukunft nicht nur zu potenziellen Hochwasserschäden, sondern verstärkten auch die Gefahr von Überflutungen in flussabwärts gelegenen Regionen, erklärte das UFZ in Leipzig. Außerdem sollten die natürlichen Überschwemmungsflächen durch Rückverlegungen der Deiche wieder hergestellt werden.