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Seehundstaupe nimmt kein Ende

14 700 Meeressäuger starben seit Mai

Immer mehr Seehunde sterben am Staupevirus. Seit Ausbruch der Seuche Anfang Mai sind in Nordeuropa 14 700 Meeressäuger verendet, wie das Internationale Wattenmeer-Sekretariat am Freitag in Wilhelmshaven mitteilte. Laut Seehund-Report stieg die Zahl der an den Küsten angeschwemmten Kadaver allein im Wattenmeer auf 5763. Experten gehen davon aus, dass sich die Seuche bis in den November fortsetzen werde. Insgesamt könnten etwa zwei Drittel der rund 30 000 Seehunde in Nordeuropa an der Staupe verenden.

Im niedersächsischen wurden 2047 Totfunde registriert, während in Schleswig-Holstein 1597 tote Tiere gezählt wurden. Im Hamburger Raum wurden 101 Kadaver angeschwemmt. In Dänemark wurden 449 und den Niederlanden 1569 verendete Tiere entdeckt. Hinzu kommen 211 Tiere, die tot am Strand von Helgoland gefunden wurden. Auch in Großbritannien nahm die Epidemie dramatische Ausmaße an. Dort wurden 1587 Totfunde gemeldet. Am stärksten betroffen sind nach wie vor das Kattegat und das Skagerrak. In den skandinavischen Gewässern stieg die Zahl der verendeten Seehunde auf 7100. Einzelfunde gibt es in Belgien und Frankreich.

Als Auslöser für das Seehundsterben gilt das Phocine Distemper Virus (PDV), das dem dem Staupevirus bei Hunden ähnelt. Der Erreger schwächt das Immunsystem der infizierten Tiere. Sekundärerkrankungen führen schließlich zum Tod. Bei der ersten Epidemie 1988 waren rund 60 Prozent der Seehunde in Nord- und Ostsee verendet. Seither hatte sich die Population gut erholt.

In diesem Jahr war die Seehundstaupe erstmals am 7. Mai auf der dänischen Insel Anholt im dänischen Kattegat aufgetaucht. Über die Ursache des Seuchenausbruchs sind sich die Wissenschaftler bisher nicht einig. Überträger des Virus könnten arktische Robben wie auch Nerze sein, die Seehunden entwicklungsgeschichtlich nahe stehen. Zugleich wird erforscht, welche Rolle die Verschmutzung der Meere und die Nahrungsaufnahme von schadstoffbelasteten Fischen für das Immunsystem der Seehunde spielt.