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Zehntausende Politiker-Köpfe überklebt

Koffein für Wahlplakate

Seit Sonntagnacht sind bundesweit rund 35.000 Politiker-Köpfe aus dem Straßenbild verschwunden. Mit Einverständnis von Parteien und Ämtern haben Helfer der Initiativgruppe "Wahlkampf für den Fairen Handel" unmittelbar nach Schließung der Wahllokale Plakate mit eigenen Motiven überklebt. Etwa eine Woche lang sollen Slogans wie "Kaffee ohne abzusahnen" auf die schwierige Situation der Kaffee-Produzenten aus ärmeren Ländern hinweisen. Zugleich werde für den Einkauf in Weltläden geworben, die sich in Deutschland seit 30 Jahren für bessere Handelsbedingungen einsetzen.

Die Parteien haben eine Woche lang Zeit, ihre Wahlplakate abzubauen. An der Aktion nehmen den Organisatoren zufolge bundesweit mehr als 180 Weltläden und Gruppen teil. Die Idee stammt den Angaben zufolge aus Baden-Württemberg und ist in den alten Bundesländern erstmals vor zwei Jahren verwirklicht worden.

Der Weltmarktpreis für Kaffee ist in den letzten Jahren um mehr als die Hälfte gefallen. Inflationsbereinigt ist dies der niedrigste Stand seit über 50 Jahren. Während in den Supermärkten Kaffee immer günstiger zu haben ist, gefährdet der Preisverfall die Existenz der Kaffeebauern weltweit. Mit den Erlösen können mittlere und kleine Produzenten nicht einmal mehr die Kosten für Pflege und Ernte decken. Mit jedem verkauftem Sack Kaffee machen sie Verlust.

Gleichzeitig erwirtschaften die Kaffeekonzerne steigende Gewinne. Vor allem in Mittelamerika leiden die Produzenten und Landarbeiter unter der so genannten Kaffeekrise. In Nicaragua haben über 90 Prozent der Landarbeiter, die auf den Kaffeefincas arbeiteten, Wohnung und Existenzgrundlage für sich und ihre Familien verloren. Auch immer mehr Kleinbauern geben wegen der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive ihre Parzellen auf. Nur Kaffeebauer, die ihren Kaffee an den fairen Handel verkaufen können, haben weiterhin ein existenzsicherndes Einkommen.

Am 9. Oktober 2002, 19 Uhr, informieren Fatima Ismael (SOPPEXCCA, Nicaragua) und Uli Anders (MITKA, Deutschland) über Ursachen und Auswirkungen der Kaffeekrise. Fatima Ismael ist Geschäftsführerin der Vereinigung kleiner KaffeeproduzentInnen SOPPEXCCA in Jinotega und im Oktober auf einer Rundreise durch Deutschland. SOPPEXCCA arbeitet im Rahmen des ‚fairen Handels' schon seit Jahren mit verschiedenen Firmen in Deutschland zusammen. Fatima Ismael wird nicht nur über die Existenzkrise im Kaffeesektor berichten, sondern auch über Möglichkeiten den Bestand von Kooperativen und Kleinbauern zu sichern. Anforderungen an gerechtere Handelsbedingungen angesichts der Kaffeekrise und Ansätze für die Umstellung auf biologische Produktionsweisen sind weitere Anliegen der Referentin. Uli Anders ist Geschäftsführer der Alternativen Kaffee-Importorganisation MITKA, die seit Jahren mit SOPPEXCCA und weiteren Kooperativen in Nicaragua und El Salvador zusammenarbeitet. Er wird die Hintergründe der weltweiten Kaffeekrise ausleuchten und seine Eindrücke von Besuchen bei anderen ProduzentInnen schildern.