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Umweltschützer fordern vom EU-Gipfel: Alte Tanker sofort verbieten

Öltanker

Greenpeace-Aktivisten haben in der Nacht das Schwesterschiff der "Prestige" in der Kadetrinne geortet. Mit zwei Schlauchbooten verfolgten fünf Umweltschützer den Öltanker "Express" auf der Ostsee und machten so auf ihn aufmerksam. Am Heck der Greenpeace-Boote wehte eine Flagge mit der Aufschrift "Öl-Gefahr!". Der Tanker ist 243 Meter lang, besitzt eine Tragfähigkeit von 81.000 Tonnen und ist 22 Jahre alt. Das Schiff hat nur eine Hülle, befindet sich auf seinem Weg in die Nordsee und stellt eine potentielle Gefahr für die europäischen Küsten dar.

"Alte Tanker wie die 'Express' müssen sofort verboten werden. Mit diesem Verbot müssen die Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen beim EU-Gipfel zeigen, dass sie den Menschen an den Küsten helfen und ihre Sorgen ernst nehmen. Wenn wieder nur politische Worthülsen kommen, ist das zu wenig", sagt Schifffahrtsexperte Christian Bussau auf dem Greenpeace-Schiff "Sunthorice". An Bord des umgebauten Feuerschiffes unterstützen Überseelotsen die Greenpeace-Aktivisten beim Überwachen der Kadetrinne. Mit Radargeräten wird das Gebiet zwischen Warnemünde und der dänischen Insel Falster - eine der gefährlichsten Wasserstrassen Europas - rund um die Uhr kontrolliert.

Greenpeace fordert von den EU-Gipfel-Teilnehmern Sofortmaßnahmen, um die europäischen Küsten vor Schiffsunglücken zu schützen. Tankerunglücke, wie das der "Prestige" vor Spanien können sich jeden Tag wiederholen. Besonders kritisch ist die Situation in der Kadetrinne. Das Nadelöhr in der Ostsee ist eine der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen Europas. Jährlich passieren rund 63.000 Schiffe die Meerenge, ohne dass sie verpflichtet sind, einen Lotsen an Bord zu nehmen. Statistisch gesehen fährt pro Tag ein schrottreifer Tanker, wie die Prestige, durch die Passage.

Auch Deutschland ist zur Zeit nicht in der Lage, einen Ölunfall, wie den der "Prestige", wirksam zu bekämpfen. Es gibt keinen einzigen Sicherheitshafen, der einen havarierten Tanker aufnehmen könnte. "Wohin soll ein Havarist eigentlich geschleppt werden? Kein Staat in Europa ist auf einen solchen Ernstfall vorbereitet. Deswegen brauchen wir jetzt ein Konzept für Sicherheitshäfen in Europa," fordert Bussau.

Weltweit sind rund 50 Prozent (3620 Schiffe) der Tankerflotte älter als 25 Jahre und haben nur eine Schiffshülle. Die IMO (International Maritime Organisation) will Tanker mit nur einer Hülle noch bis zum Jahr 2015 erlauben. Ein generelles Verbot dieser Schiffe soll es erst danach geben.

Bundesminister Dr. Manfred Stolpe äußerte: "Derzeit werden in Deutschland und Europa alle Anstrengungen unternommen, die Sicherheit auf See noch weiter zu verbessern", sagte der Minister. Gerade für die Ostsee sei die beabsichtigte Einrichtung von Transitwegen für Tanker "richtig und wichtig". Hier würden die Anstrengungen gegenüber den anderen Ostseeanrainern intensiviert. Ziel sei die Definition fester Schifffahrtswege, was zusammen mit der Ausrüstung der Schiffe mit AIS-Transpondern (Automatische Identifikationssysteme) zu mehr Sicherheit führe.

"Deutschland setzt sich auch weiterhin für eine Lotsenannahmepflicht in der Kadetrinne ein", betonte Stolpe. Die anspruchsvolle Engstelle ist internationales Gewässer, weswegen eine solche Pflicht nicht im nationalen Alleingang durchgesetzt werden könne. Durch die Einrichtung eines einheitlichen Havariekommandos von Bund und Ländern zum Jahreswechsel werde außerdem die maritime Notfallvorsorge entscheidend verbessert. Die Einrichtung dieses Kommandos sei eine wesentliche Konsequenz, die man aus den Erfahrungen früherer Havarien gezogen habe.