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Greenpeace: Erneut Patent auf ein Brustkrebs-Gen erteilt

Genetik

Nach Recherchen von Greenpeace hat das Europäische Patentamt in München am vergangenen Mittwoch erneut ein Patent auf ein Gen erteilt, das bei der Entstehung und Diagnose von Brustkrebs eine zentrale Rolle spielt. Die US-amerikanische Firma Myriad erhielt mit dem Patent EP0785216 am 8.1.2003 ein exklusives Nutzungsrecht für das Brustkrebsgen 2 (BRCA2, engl. breast cancer, Brustkrebs). Damit hält die US-Firma in Europa bereits drei Patente auf die genetische Veranlagung für Brustkrebs.

"Das Patentamt betreibt den systematischen Ausverkauf menschlichen Lebens. Das erinnert an längst vergangene Zeiten der Leibeigenschaft", sagt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace. "Gegen den erklärten Willen der Patientinnen, der Krankenkassen, der Ärzte, des Europarates und des Europäischen Parlamentes reißen sich Gentech-Konzerne das menschliche Erbgut unter den Nagel. Das Europäische Patentamt hat mit der Vergabe dieses Patentes erneut bewiesen, wie egal ihm alle ethischen und wissenschaftlichen Bedenken sind."

Die Firma Myriad nutzt ihr Monopol auf die Brustkrebsgene zu Lasten der Patientinnen: Die bisher üblichen Labor-Untersuchungen auf die genetische Veranlagung für Brustkrebs in Europa müssen gestoppt werden. Myriad besteht darauf, dass alle Proben in ihrem eigenen Labor in den USA untersucht werden. Tests auf Brustkrebs werden dadurch um ein Vielfaches teurer. Auch die Entwicklung von Arzneimitteln und besseren Testverfahren für Brustkrebs behindert Myriad.

Die UNESCO befürchtet in ihrer Pressemeldung vom 25.11.2002, dass sich Myriad durch den Zugriff auf die Blutproben eine weitgehende Monopolstellung in der gesamten Brustkrebsforschung verschaffen kann.

Gen-Patente sind auch deshalb als kritisch anzusehen, weil sie sich pauschal auf alle bekannten und noch unbekannten biologischen Funktionen und alle potenziellen wirtschaftlichen Verwendungen des Gens erstrecken. So ist das Brustkrebsgen nicht nur an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt, sondern auch an einer ganzen Reihe weiterer Krankheiten wie Dickdarmkrebs. Inzwischen ist es sogar in Pflanzen aufgespürt worden.

Das Europäische Patentamt beruft sich bei seinen Patenterteilungen auf die EU-Richtlinie (98/44), die jedoch bisher nur wenige EU-Staaten umgesetzt haben. Das Europäische Parlament, das diese Richtlinie ursprünglich verabschiedet hat, hat in einer Resolution im November 2002 erstmals grundsätzlich die Patentierung menschlicher Gene abgelehnt. Auch Ärzte, Humangenetiker und Patienten warnen vor den Folgen der Gen-Patente. Das Europäische Patentamt hat bereits über 1000 Patente auf menschliche Gene erteilt.