Seite 1 bei Google kann so einfach sein.

Vattenfall entlässt Chef der deutschen Atomkraft-Sparte

Nach Pannenserie in Krümmel

Nach der Pannenserie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel zieht der Energiekonzern Vattenfall erste personelle Konsequenzen. Vattenfall Europe entließ den Chef seiner deutschen Atomkraft-Sparte, Bruno Thomauske. Derweil begann am 16. Juli die Atomaufsicht in Kiel mit einer Befragung des Reaktorfahrers und weiterer Mitarbeiter des AKW Krümmel. Bei Vattenfall soll bis auf weiteres der Kraftwerksvorstand Reinhardt Hassam den Job von Thomauske übernehmen. Außerdem soll noch im Laufe der Woche eine Expertengruppe eingesetzt werden. Sie soll ausgestattet mit einem Etat in Höhe von fünf Millionen Euro eine Gesamtanalyse vornehmen.

Der Atomkraftwerks-Betreiber war nach den Schnellabschaltungen der Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel am 28. Juni zunehmend in die Kritik geraten. Politiker und Verbände bemängelten die anfänglich scheibchenweise Informationspolitik des Konzerns und den dramatischen Druck- und Füllstandsabfall des Reaktordruckbehälters in Krümmel.

Erst nachdem die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl am 13. Juli das Atomkraftwerk Krümmel aufsuchte, lenkte Vattenfall ein und erlaubte eine Befragung des Reaktorfahrers.

Der geschasste Vattenfall-Manager Thomauske war vor einigen Jahren noch Beamter des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) und dort zuständig für die Genehmigung der Standort-Zwischenlager für Atommüll. Atomkraftgegner hatten vielfach die Art und Weise kritisiert, wie Thomauske im Namen der Bundesbehörde die Erörterungstermine zur Genehmigung der Zwischenlager durchführte. Thomauske hätte schon damals einseitig die Interessen der Atomindustrie vertreten. Dass Thomauske schließlich einen Manager-Posten bei Vattenfall erhielt, war aus Sicht vieler Atomkraft-Gegner folgerichtig. Sie kritisierten dies als Belohnung für das "Durchpeitschen" der Standort-Zwischenlager.

Schleswig-Holsteins für Reaktoraufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) forderte weitere Schritte. Vattenfall müsse technisches und menschliches Versagen in seinen Kernkraftwerken ausschließen. "Dafür ist das Unternehmen den Beweis noch schuldig, die Kritik der Atomaufsicht ist nicht ausgeräumt."

Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), wertete die Entlassung Thomauskes als "übliche Reaktionsweise, dass man dann einen, der auch sicherlich ein bisschen unglücklich in der Öffentlichkeit operiert hat, opfert". Der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell sprach von einem "Bauernopfer" Vattenfalls, um den notwendigen Lizenzentzug für Krümmel und Brunsbüttel zu verhindern.

Der Reaktorfachmann des Öko-Institut, Michael Sailer, glaubt, dass die Verantwortlichen bei dem Transformatorbrand in Krümmel nicht sicher gewesen sein, wie die Situation einzuschätzen sei. Statt der normalerweise auf der Warte Dienst tuenden 5 Personen hätten sich dort zeitweilig 37 Mitarbeiter aufgehalten. "Man hat offenbar alle Mitarbeiter herangezogen, die zur Behebung des Störfalls hätten beitragen können", sagte Sailer, der auch Mitglied der Reaktorsicherheitskommission des Bundes (RSK) ist.

Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace werden in Krümmel die Sicherheitsstandards nicht erfüllt. Heute bekäme der Betreiber "keine Genehmigung mehr, weil einfach viele Komponenten so alt sind, so schlecht gebaut, dass sie modernen Standards nicht genügen", sagte Energieexperte Thomas Breuer.

Dagegen wandte sich Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) gegen einen vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie. "Wir haben die sichersten Kernkraftwerke der Welt und wir haben ein ganz dichtes betreiberunabhängiges Überwachungssystem", sagte Huber. Dies gelte auch für die beiden Vattenfall-Reaktoren.

Die Bundesregierung lud die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) ein, Mitte 2008 die Atomaufsicht von Bund und Ländern zu überprüfen. Die IAEO ist satzungsgemäß zur Förderung der Atomenergie-Nutzung verpflichtet.

Am 16. Jul. 2007

Biblis

Der nächste Castor-Transport aus dem südhessischen Atomkraftwerk Biblis soll nach Informationen von Atomkraftgegnern am 11. Juni starten. Das sagte der Sprecher des Regionalplenums Hessen Baden der Initiativen gegen Atomanlagen, Ralf Peters, der Nachrichtenagentur ddp am Rande eines "Sonntagsspaziergangs gegen Castor-Transporte mit Schienenbesichtigung" in Biblis.

Peters bezifferte die Teilnehmerzahl des außerordentlichen "Sonntagsspazierganges", der regelmäßig jeden dritten Sonntag im Monat stattfindet, auf 170. Die Polizei sprach dagegen nur von etwa 100 Atomgegnern. Nach übereinstimmender Auskunft der Organisatoren des Marsches und der Polizei verlief die am Mittag gestartete Kundgebung bis zum Nachmittag friedlich.

Die Aktion am Pfingstsonntag war Peters zufolge der "bestbesuchte Sonntagsspaziergang", zu dem sonst lediglich 30 bis 130 Atomgegner kämen. Ursprünglich hatte das Regionalplenum am Pfingstsonntag eine Demonstration mit anschließender Mahnwache im Vorfeld des am Dienstag erwarteten Atommüll-Transports geplant. Wegen der vermuteten Verschiebung des Transports hatten die Atomkraftgegner ihre Proteststrategie geändert. Die große Demonstration soll nun nach den Worten Peters' am kommenden Sonntag stattfinden. Sowohl nach dem "Sonntagsspaziergang" als auch im Anschluss an die Demonstration wollen die Atomkraftgegner eine Mahnwache im "Hochzeitswäldchen" in Biblis abhalten.

Am 03. Jun. 2001

Greenpeace protestiert gegen Atomtransport

Gegen den anstehenden Transport von deutschem Atommüll nach Frankreich und Grossbritannien haben Greenpeaceaktivisten am Mittwoch vor dem Atomkraftwerk Krümmel mit einer Grossbildprojektion protestiert. Mit einem Hochleistungsprojektor projizierten die Umweltschützern einen Slogan auf die Fassade des Atomkraftwerkes. Für den grössten jemals in Deutschland durchgeführten Atommülltransport rollen Castor-Behaelter aus den Atomkraftwerken Unterweser und Stade, Neckarwestheim, Krümmel, AKW-Brunsbüttel, Brokdorf und Grafenrheinfeld Richtung Frankreich. Ihre Ziele sind die Wiederaufarbeitungsanlagen im französchen La Hague und Sellafield in Grossbritannien.

Bis zum Jahre 2005 sollen nach Plänen der rot-grünen Bundesregierung und der Energieunternehmen noch rund 400 Castorbehaelter mit radioaktiven Brennelementen nach Frankreich und Grossbritannien transportiert werden. Greenpeace-Energieexperte Sven Teske warf Bundesumweltminister Jürgen Trittin bezüglich der Transporte verantwortungsloses Handeln vor. Nach Ansicht von Greenpeace verstoße der Entsorgungsweg der Wiederaufarbeitung gegen das im Atomgesetz festgeschriebene Gebot der "schadlosen Verwertung". Die teure Wiederaufarbeitung vergrössere lediglich die Menge des strahlenden Abfalls.

Am 09. Okt. 2002

Aktionsbündnis Münsterland

Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, ein Zusammenschluß verschiedener Anti-Atomkraft-Initiativen, will sich weiterhin gegen die beantragte Erweiterung der Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) und für die sofortige Stillegung der bundesweit einzigartigen Atomfabrik einsetzen. Das Aktionsbündnis hatte sich von Januar bis März an der bundesweiten Einspruchskampagne gegen die Anlagen-Erweiterung beteiligt. Insgesamt seien nun Ende März rund 7.000 Einsprüche beim NRW-Energieministerium eingereicht worden.

Weiterhin werde sich das Aktionsbündnis zukünftig für die Verhinderung von Atomtransporten, insbesondere durch das Münsterland, engagieren. Zahlenmäßig seien es besonders die Urantransporte zur beziehungsweise von der UAA Gronau, die einen Großteil aller Atomtransporte in der Region ausmachten. Hinzu kämen Atomtransporte, die im Zusammenhang mit der Brennelementefabrik in Lingen erfolgten.

Das Bündnis plant als regelmäßige Protestaktionen zukünftig auch Sonntagsspaziergänge an der UAA Gronau (1. Sonntag im Monat, 14.00 Uhr) und am Ahauser Atommüllager (3. Sonntag im Monat, 14.00 Uhr) stattfinden, an denen sich auch verschiedene Initiativen aus dem Münsterland,, sowie aus anderen Regionen und aus den Niederlanden, beteiligten.

Am 20-05-2003

Gegen 'Renaissance der Atomkraft'

Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Friedens- und Anti-Atom-Initiativen sowie weiteren Organisationen hat zu einer bundesweiten Demonstration gegen Atomkraft am 5. November in Lüneburg aufgerufen. Unter dem Motto "Atomkraft Nein Danke - Erneuerbare Energien Jetzt!" wollen sie vor dem Hintergrund des für November geplanten Castor-Transports nach Gorleben sowie einer "von Industrie und Politik heraufbeschworenen 'Renaissance der Atomkraft'" daran erinnern, dass ein Großteil der Bevölkerung gegen Atomkraft ist. Gleichzeitig verstehe sich die Demonstration als Auftakt für eine bundesweite Anti-Atom-Kampagne anlässlich des 20. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 2006.

In den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD stünden nicht zuletzt auch wichtige Weichenstellungen in der Energiepolitik auf der Agenda. Die Stromkonzerne drängten dabei auf eine Rolle rückwärts. Wer das Ende der Atomkraft und den Ausbau der erneuerbaren Energien sichern wolle, müsse sich jetzt sichtbar den Atomkraftbefürwortern entgegenstellen, denn nur mit massivem Druck aus der Bevölkerung werde in der zukünftigen Energiepolitik "Vernunft einkehren können".

Die Auftaktveranstaltung soll am 5. November um 12:45 Uhr beginnen, die Demo bis 17 Uhr dauern.

Am 24-10-2005

Sachverständigenrat für Umweltfragen

Die Forderungen nach längeren Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke stoßen bei dem Energieexperten Olav Hohmeyer auf deutliche Kritik. Man wisse sehr genau, dass die Kernenergie "keinen wesentlichen Lösungsbeitrag" beim Klimaschutz leisten könne, sagte das Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen am Donnerstag (10. Juli) nach der konstituierenden Sitzung des neu zusammengesetzten Gremiums in Berlin.

Dies sei durch vielfältige Studien aufgezeigt worden. Das Interesse an Laufzeitverlängerungen für die Atommeiler habe mit dem Klimawandel wenig zu tun, bemängelte Hohmeyer, der auch Mitglied des Weltklimarates (IPCC) ist. Der Grund liege vielmehr darin, "dass man mal in eine bestimmte Technologie investiert hat und gerne möglichst lange mit dieser Technologie Geld verdienen möchte". Weder die Kernenergie noch Kohlekraftwerke könnten tragfähige Lösungen beim Klimaschutz bieten, sagte der Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft.

Vielmehr gehe es zunächst um einen besseren Umgang mit Energie und Energieeinsparung. Der verbleibende Bedarf müsse dann dauerhaft mit regenerativen Energien gedeckt werden.

Würden ältere Kohlekraftwerke durch effizientere Neuanlagen ersetzt, ließen sich zwar "damit vielleicht zehn Prozent Wirkungsgradsteigerung" erreichen, erläuterte der Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft. Diese neuen Kraftwerke liefen dann aber mindestens 35 Jahre. Angesichts des Klimaschutzzieles, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, wären die neuen Kohlekraftwerke jedoch "spätestens ab 2035 überhaupt nicht mehr einsetzbar", weil ihre Emissionen "viel zu hoch" seien.

Am 10-07-2008