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Sinti und Roma übergeben Unterschriften

Holocaust-Denkmal

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat am Dienstag seine Unterschriftenliste zur Errichtung eines Holocaust-Denkmals übergeben. 4.156 Bürger unterstützen den "Internationalen Appell für die Errichtung des Holocaust-Denkmals beim Reichstag für die ermordeten Sinti und Roma", den der Verband der Vorsitzenden des Innenausschusses im Bundestag, Ute Vogt (SPD) und dem Berliner Bürgermeister Klaus Böger (SPD) überreichte. Unter den Unterzeichnern des Appell sind 2.124 deutsche Sinti und Roma.

Der Appell fordert vom Land Berlin, ein Grundstück zwischen Reichstag und Brandenburger Tor für das Holocaust-Denkmal zur Verfügung zu stellen. Der Bundestag soll mit einem Beschluss dem von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor einem Jahr zugesagten Bau des Denkmals zustimmen. Der Künstler Dani Karavan arbeite in Paris derzeit an einem Modell, das er Ende dieses Monats an den Berliner Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) übergeben werde, hieß es.

Der Appell zur Errichtung des Denkmals wurde mit den Namen von 160 Erstunterzeichnern, darunter vielen Prominenten, erstmals am 2. August vergangenen Jahres in zwei Zeitungen veröffentlicht. Der Termin der Unterschriften-Übergabe am Dienstag war bewusst gewählt: Am 22. Mai 1940 hatten die Nazis erstmals ganze Familien in Konzentrationslager nach Polen deportiert.

Hessen vorn

Die schätzungsweise 70.000 in Deutschland lebenden Sinti und Roma fordern die bundesweite Anerkennung ihrer Minderheitensprache Romanes. Bislang sei Romanes nur in Hessen als Sprache anerkannt, kritisierte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, in Heidelberg. Er nannte es "Diskriminierung pur", dass die Minderheitensprache in den übrigen Bundesländern noch nicht anerkannt sei. "Immerhin ist die Sprache wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität", fügte Rose hinzu.

Ein "großes Problem" hätten zudem die in Bayern lebenden Sinti und Roma. Dort würden sie von der Polizei mit "allen möglichen Daten gesondert erfasst", etwa bei der Zahl der Kinder und Autokennzeichen. Die bayerischen Behörden begründen nach Angaben von Rose die Aktion "zur Vorbeugung der Verbrechensbekämpfung". Dies sei eine "echte Diskriminierung", bemängelte der Zentralrats-Vorsitzende. Es gehe nicht an, Sinti und Roma von vornherein als potenzielle Straftäter zu stigmatisieren. Es sei einleuchtend, dass Straftäter bei der Polizei registriert seien, nicht aber Angehörige einer Minderheit.

Laut Rose ist es ein Klischee, dass Sinti und Roma als Nomaden leben und in Wohnwagen unterwegs sind. Vielmehr seien die Minderheitenangehörige in aller Regel als Arbeiter oder Angestellte tätig und lebten in Wohnungen oder Einfamilienhäusern. "Wenn sie mal mit einem Wohnwagen unterwegs sind, dann befinden sie sich - wie andere auch - auf einer Urlaubsfahrt", fügte derZentralrats-Vorsitzende hinzu.

Nach seinen Angaben leben in Europa noch schätzungsweise bis zu 5,8 Millionen Sinti und Roma; der größte Teil von ihnen in Rumänien und in Tschechien.

Auschwitz

Eine ständige Ausstellung, die den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma dokumentiert, wird am 2. August im Staatlichen Museum Auschwitz eröffnet. Das Ausstellungsvorhaben sei mit Hilfe des Bundes und der Länder, der polnischen Regierung, der Europäischen Union sowie der deutschen Industrie über einen Zeitraum von drei Jahren realisiert worden, teilte das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am Donnerstag in Heidelberg mit. Die Dokumentation sei "ein wichtiges Ergebnis des jahrzehntelangen Kampfes gegen das Verdrängen und Verleugnen" der Verbrechen an den Sinti und Roma. Der Tag der Ausstellungseröffnung erinnert an den 2. August 1944, als in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau noch 3.000 Sinti und Roma ermordet wurden.

Die Ausstellung wird in Block 13 des ehemaligen "Stammlagers" eingerichtet. Sie dokumentiert erstmals "die europäische Dimension der Verbrechen an den Sinti und Roma, die vom Berliner Reichssicherheitshauptamt aus zentral geplant und organisiert wurden". Aus ganz Europa haben Überlebende sowie Facheinrichtungen Fotos, Dokumente und andere Zeugnisse für die Schau zur Verfügung gestellt. Im Mittelpunkt stehen die Biografien verfolgter und ermordeter Menschen. Die Ausstellung soll nicht nur eine "zentrale Stätte der Erinnerung" sein, "sondern zugleich ein Ort der Mahnung angesichts heutiger Menschenrechtsverletzungen".

Holocaust

Anlässlich des Internationalen Tages der Roma fordert die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl ein Bleiberecht für die langjährig in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Roma-Flüchtlinge aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Die Organisation schließt sich damit dem unter anderem von Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrates der Juden, unterzeichneten Berliner Appell an. Der Berliner Appell verweist auf die besondere historische Verantwortung Deutschlands gegenüber den 500.000 Opfern des Holocaust unter den europäischen Sinti und Roma. Die Situation ihrer Nachkommen sei in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien besonders prekär, so die Menschenrechtsorganisation.

Zehntausende von ihnen sind in den 80er und 90er Jahren aus allen Teilen Jugoslawiens geflohen und haben hierzulande Schutz vor Diskriminierung, Verelendung, Vertreibung und erzwungenen Militärdienst gesucht.

"Es ist zynisch, dass sich deutsche Politiker und Behörden mit Roma hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt ihrer schnellstmöglichen Abschiebung in Staaten befassen, in denen sie wie Paria leben und verelenden", so Marei Pelzer von Pro Asyl. Die Verweigerung des Bleiberechts für Roma ist ein Indiz für selektiv praktizierte historische Verantwortung. Während sich die Politik zu einem besonderen Verhältnis der Deutschen zu den Juden und zur Verantwortung für den Holocaust bekennt, blieben Roma hierzulande lediglich "Ausländer".

Unter den Roma, die an verschiedenen Orten Deutschlands im letzten Jahr für ein Bleiberecht demonstriert haben, hätten sich nicht wenige befunden, bei denen Familienangehörige Opfer des deutschen Völkermordes auf dem Balkan geworden seien.

Die Organisation beklagt zudem, dassVorurteile gegenüber Sinti und Roma hierzulande bis hinein in Politik und Behörden hoffähig seien. Für die Menschen, die ohne verlässlichen rechtlichen Status leben sei der Alptraum ihrer Geschichte nicht vorbei.

Die Nationalsozialisten hatten Juden und Roma im faschistischen Programm der unterschiedslosen Vernichtung gleichgestellt. Heute jedoch, wenn es um ein Bleiberecht als eine mögliche Geste des Entgegenkommens gehe, bleiben Roma außen vor. Es bedürfe nun nach Jahrzehnten der Verdrängung endlich der Umkehr, die Forderung nach einem Bleiberecht sei aktueller denn je.

Am 07. Apr. 2003

22. bis 25. Mai

Mehr als 100 Künstler aus 25 Ländern werden zum Europäischen Festival der Musik der Roma und Sinti in Berlin erwartet. Es findet unter dem Motto "Amen avas kethane" ("Wir kommen zusammen") vom 22. bis 25. Mai im Haus der Kulturen der Welt statt. Anlass seien zwei "für das Volk der Roma und Sinti wichtige historische Ereignisse", teilte der Romano Rat in Berlin am Dienstag mit: der 60. Jahrestag der Errichtung des "Zigeunerlagers" in Auschwitz-Birkenau und der 50. Todestag des Jazz-Gitarristen Django Reinhardt (1910-1953).

Eröffnet werden soll das Festival am 22. Mai von der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU). Zu den Mitwirkenden gehören Künstler aus Mazedonien, Ungarn und Serbien. Das musikalische Spektrum reicht von der traditionellen Volksmusik über Klassik und Flamenco bis zu Jazz und Pop. Mehrere Preise werden vergeben. Das Festival steht nach Angaben der Veranstalter in der Tradition der europäischen Musikfeste, die 1992 in Berlin, 1993 in London und 1994 in Sevilla stattfanden.

Begleitend wird die "Europäische Konferenz über den Holocaust an den Roma und Sinti" (22. und 23. Mai) ausgerichtet. 500 000 Roma waren Opfer des nationalsozialistischen Holocausts geworden. Heute leben in Europa zwölf Millionen Roma.

Am 06. Mai. 2003

"Auschwitz-Erlass"

Der Bundesrat hat in einer Schweigeminute an die Verfolgung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten erinnert. "Der Völkermord an den Sinti und Roma darf und soll nicht vergessen werden", sagte Bundesratspräsident Peter Harry Carstensen am Mittwoch in der Länderkammer in Berlin. Carstensen erinnerte daran, dass mit dem so genannten "Auschwitz-Erlass" vom 16. Dezember 1942 und den daraufhin einsetzenden Deportationen die Nationalsozialisten den Versuch einleiteten, die deutschen und europäischen Sinti und Roma vollständig zu vernichten. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 500.000 Sinti und Roma dem systematisch geplanten Völkermord zum Opfer fielen.

"Sinti und Roma sind keine Fremden. Sie gehören zu Deutschland und sie gehören zu Europa", sagte Carstensen. Gerade deshalb sei das geplante zentrale Mahnmal in Berlin so wichtig.

Carstensen dankte dem in Lübeck arbeitenden Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass dafür, dass er eine "Stiftung zugunsten des Romavolkes" gegründet hat. Deren Zweck sei, "das Verständnis für die Eigenarten des Romavolkes zu fördern" und über dessen kulturelle und soziale Lage in Geschichte und Gegenwart aufzuklären.

Dies sei auch nötig, denn die Stärke einer Demokratie, in der die Mehrheit entscheide, zeige sich gerade darin, "wie sie mit den Minderheiten umgeht, die in der Gesellschaft leben."

Am 21. Dez. 2005