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Scharfe Kritik an Bahn-Preiserhöhung

Nicht kompensiert

Die Deutsche Bahn gab heute bekannt, dass sie die Fahrpreise im Fernverkehr zum 1. April 2004 um durchschnittlich 3,4 Prozent erhöht. Dafür erntete das Unternehmen scharfe Kritik. Die sehr kurzfristige Entscheidung der Bahn sei besonders zu einem Zeitpunkt bedauerlich, wo durch Kürzungen der finanziellen Mittel für den Schienenverkehr durch Bund und Länder ohnehin mit großen Nachteilen für die Fahrgäste gerechnet werden müsse, so der Naturschutzbund Nabu. Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. kritisiert die Preiserhöhung als "falsches Signal". So gefährde das Unternehmen das Ziel, langfristig einen Fahrgastzuwachs auf der umweltverträglichen Schiene zu erreichen. Auf Entfernungen über 400 Kilometer falle die Preisanhebung mit durchschnittlich 5,8 Prozent zudem sehr hoch aus. Die Gewerkschaft Transnet kritisierte zudem die Informationspolitik gegenüber den Mitarbeitern. "Die Änderungen des Normalpreises werden marktbezogen vorgenommen", erklärt dagegen Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Personenverkehr der Bahn.

"Keiner weiß Bescheid, aber alle müssen den neuen Ärger jetzt ausbaden.", so Vorstandsmitglied der Gewerkschaft, Karl-Heinz Zimmermann. Dies sei ein "fataler unternehmenspolitischer Fehler".

"Mit einer Preiserhöhung verbessert die Bahn weder ihr Fahrgastaufkommen noch ihr Image", sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Dies werde auch durch die leichte Preissenkung bei Strecken zwischen 100 und 200 Kilometern nicht kompensiert.

"Nach dem Fehlschlag mit dem neuen Preissystem im letzten Jahr und den anschließenden Korrekturen vom August ist die Bahn gerade dabei, das Vertrauen ihrer Kunden zurückzugewinnen und wieder mehr Fahrgäste auf die Schiene zu locken.", so René Waßmer, VCD-Bundesgeschäftsführer. Mit den Preiserhöhungen zum ersten April verunsichere das Unternehmen nun seine Kunden erneut und gefährdet diese positive Entwicklung.

Auch beim Service am Schalter und in den Reisebüros würden die Kunden mit den Preisveränderungen schlechter gestellt. So sei die Sitzplatz-Reservierung am Automat oder per Internet künftig kostenlos, am Schalter hingegen erhöhe sich der Preis um rund 15 Prozent auf drei Euro. Diejenigen, die mit komplizierten Automaten umgehen oder sich per Internetzugang selbst bedienen könnten, würden belohnt. Die anderen, die beim Fahrkartenkauf gerne gut beraten und bedient werden wollten, müssten hingegen die Zeche zahlen.

"Die Einnahmeeinbußen durch das Toll-Collect-Debakel haben die zukunftsfähige Entwicklung der Bahn um Jahre zurück geworfen", so Tschimpke. Nicht beseitigt worden sei die widersprüchliche Preisgestaltung auf den Strecken, wo Nahverkehr und Fernverkehr parallel laufen. Dabei könne es zu der Situation kommen, dass Benutzer von Fernzügen einen deutlich höheren Fahrpreis zahlen müssten als die Benutzer von Regionalzügen, ohne dass dies etwa durch Fahrzeitgewinne gerechtfertigt wäre. Der Tschimpke forderte die Deutsche Bahn auf, in diesen Fällen eine deutliche Preissenkung vorzunehmen.