Seite 1 bei Google kann so einfach sein.

International strenge Regulierung von Ballastwasser gegen Artentourismus

"Blinde Passagiere" bedrohen das Meer

Sie sind für das bloße Auge oft kaum sichtbar, machen aber einen der größten Bedrohungsfaktoren für das Ökosystem Meer aus, wie die Umweltschutzorganisation WWF heute mitteilt: Invasive Arten, aus fremden Ozeanen über das Ballastwasser der Schiffe beispielsweise in die Nordsee eingeschleppt, verdrängen heimische Meeresbewohner und bringen damit die gesamte Nahrungskette aus dem Lot. So beispielsweise verschiedene giftige Algenarten. Rund zehn Milliarden Tonnen Ballastwasser sorgen jährlich auf den Schiffen für eine stabile Lage. Wenn ein Schiff Ballastwasser aus dem Meer aufnimmt, sind darin winzige Organismen wie Plankton, wirbellose Tiere, Fischlarven und Krankheitserreger enthalten. Diese "Einbürgerungen" haben zum Teil gravierende gesundheitlichen Folgen für Verbraucher und finanziellen Konsequenzen für die Fischerei.

"Wir spielen eine Art Russisches Roulette mit jedem unkontrollierten Ablassen von Ballastwasser in fremden Meeresgebieten. Die in Norwegen verendeten 1.000 Tonnen Lachs nach der Einwanderung der giftigen Alge Chatonella sind ein Warnschuss, der uns sensibilisieren sollte für das ungleich folgenschwerere Desaster, das jeden Tag aus den Ballastwassertanks der Schiffe auf uns zukommen kann," warnt WWF-Meeresexperte Stephan Lutter.

Anlässlich der bevorstehenden Konferenz der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) in London ruft die Umweltstiftung WWF daher zu einer starken internationalen Konvention auf, die verbindliche Regeln für die Behandlung von Ballastwasser aller Schiffe festschreibt. In der Zwischenzeit sollten nationale und regionale Vorschriften schnellstmöglich die bestehende Lücke schließen. Außerdem fordert WWF die IMO auf, Anreize für die Erforschung innovativer Technologien der Ballastwasserbehandlung zu schaffen und die vorgeschriebenen Standards ständig an den technologischen Fortschritt anzupassen.

Bestehende Techniken, die unter anderem auf Filtern und UV-Strahlung beruhen, sind bereits bei Schiffen mit kleinerem Ballastwasservolumen, wie z.B. Kreuzfahrtschiffen, im Einsatz. Für große Containerschiffe sind sie aufgrund der riesigen Mengen benötigten Ballastwassers ungeeignet. Deren Kapitäne können derzeit das Risiko minimieren, indem sie das Wasser auf hoher See statt im Hafen austauschen. Denn dort draußen leben zumeist weniger Organismen als in Küstennähe und die dort "entlassenen" Meerestiere aus küstennahen Gewässern werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben. Dennoch bleibt ein Restrisiko bestehen, denn es ist beispielsweise unmöglich, 100 Prozent des ursprünglichen Wassers und Sediments aus der Küstenzone während dieses Austauschs auszuspülen.

Trotz dieser Einschränkung ist die Methode weitaus besser als die gängige Praxis, Ballastwasser unbehandelt im Hafen in das Meer zu entlassen. So unterschiedliche Länder wie Neuseeland und Chile schreiben daher bereits den Wasseraustausch auf hoher See vor. Mehr als 4.000 verschiedene Arten sind zu jedem Zeitpunkt im Ballastwasser unterwegs. Regelmäßig fassen einige dieser Spezies in der neuen Umgebung Fuß und ihre Wirkung ist ebenso unvorhersehbar wie unkontrollierbar.