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Forscher fordern "dringend" Maßnahmen zum Klimaschutz

Temperaturanstieg gravierend und negativ

23 führende Klimaforscher aus dem deutschsprachigen Raum haben am Freitag die "dringende Notwendigkeit von wirksamen Klimaschutzmaßnahmen" betont. Dazu gehöre vor allem die deutliche Reduktion der Emissionen von klimawirksamen Gasen. Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen werde die Konzentration von CO2 und anderen Klimagasen weiter ansteigen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde dies zu einem deutlichen Temperaturanstieg führen, der selbst im günstigsten Fall weit über die natürlichen Klimaschwankungen der letzten Jahrtausende hinausgehen würde. Die Auswirkungen einer solchen raschen Erwärmung auf die Natur und die menschliche Gesellschaft seien im Einzelnen noch nicht absehbar, würden aber sehr wahrscheinlich gravierend und überwiegend negativ sein. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) lehnte unterdessen eine Verlagerung von finanziellen Belastungen von der Industrie auf die privaten Haushalte im Rahmen des Emissionshandels ab. Die Industrie müsse sich an die im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung bereits zugesagten Verminderungen des CO2-Ausstoßes halten. Gesetzliche Vorgaben sollten zudem dafür sorgen, dass Elektrogeräte nach dem aktuellen Stand der Technik konstruiert würden. Jeder Haushalt könne dadurch 50 Euro im Jahr sparen.

In der Wissenschaft herrscht ein weitestgehender Konsens, dass der Einfluss des Menschen auf die Schwankungen des Klimas inzwischen sehr wahrscheinlich dominant ist. Aufgrund der Emissionen von Haushalten, Verkehr und Industrie ist der Gehalt der Atmosphäre an Kohlendioxid (CO2) bereits um ein Drittel höher als je zuvor in den letzten 400.000 Jahren, mit schnell steigender Tendenz. Die Treibhauswirkung dieses Gases ist seit langem bekannt und wissenschaftlich gesichert. Die mittlere Temperatur der Erde ist in den letzten hundert Jahren um 0,6 (plus/minus 0,2) Grad Celsius angestiegen und hat damit sehr wahrscheinlich den höchsten Wert seit mindestens tausend Jahren erreicht.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schätzt eine weitere Erwärmung um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts, je nach angenommenem Emissionsszenario und unter Berücksichtigung der Unsicherheiten. Selbst im günstigsten Fall würde diese Erwärmung weit über die natürlichen Klimaschwankungen der letzten Jahrtausende hinausgehen.

Schmelzende Gletscher, schwindendes Meereis, steigender Meeresspiegel, häufigere Wetterextreme, Artensterben und in ihrer Existenz gefährdete Ökosysteme gehören nach Ansicht der Wissenschaftler zu den wahrscheinlichen Folgen der Erwärmung.

In der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) haben sich daher vor zehn Jahren die meisten Staaten der Erde verpflichtet, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, das gefährlichen Klimawandel vermeidet. Die Klimawissenschaftler betonten, diese Aufgabe sei heute dringender denn je. Noch könnten durch nationale Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit, wie etwa im EU-Emissionshandel, die CO2-Konzentration langfristig stabilisiert und schwer wiegende Klimawirkungen vermindert werden. "Eine wirksame und langfristige Klimaschutzpolitik ist ein unverzichtbarer Teil unserer Verantwortung für die Zukunft."

Im aktuellen politischen Gezerre um den Emissionshandel lehnt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine Verlagerung von finanziellen Belastungen von der Industrie auf die privaten Haushalte im Rahmen des Emissionshandels ab. Der vzbv befürchtet, dass die gesamte Minderungsleistung von 17 Millionen Tonnen CO2 den Endverbrauchern angelastet wird. Dies hatte zuletzt Bundeswirtschaftsminister Clement vorgeschlagen. "Die Industrie muss sich an die im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung bereits zugesagten Verminderungen des CO2-Ausstoßes halten", forderte vzbv-Vorstand Edda Müller. Es gehe nicht an, dass die Industrie Klimaschutz erst freiwillig anbiete, und wenn es ernst werde, sich auf Kosten der Verbraucher zurückziehe.

Angesichts der unbestritten hohen Einsparpotentiale im Haushalts- und Verkehrsbereich seien darüber hinaus weitere Emissionsminderungen in diesen Sektoren möglich. Emissionsarme Kraftfahrzeuge und Geräte seien längst entwickelt, so Müller. Jetzt seien Industrie und Politik gefordert, die notwendigen Schritte für eine breite Marktdurchsetzung vorzunehmen. Aber Industrie und Politik weigerten sich, die notwendigen Schritte für eine breite Marktdurchsetzung vorzunehmen.

Der vzbv kritisierte das Zögern der Bundesregierung bei der Kennzeichnung des CO2-Ausstoßes von Kraftfahrzeugen. "Die Verbraucher können ihren Part zum Klimaschutz nur beitragen, wenn es eine klare Kennzeichnung gibt", so Müller. Genau dies verweigere die Bundesregierung bislang aber.

Auch bei Haushaltsgeräten gebe es erhebliche Klimaschutzpotentiale. So könne der Standby-Verbrauch weitgehend vermieden werden, wenn die Geräte nach dem besten Stand der Technik konstruiert würden. Allein hierdurch ließen sich bis zu 14 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Pro Haushalt könnten dadurch bis zu 50 Euro jährlich eingespart werden. Damit aber nicht genug: Aus Sicht des vzbv sind auch bei Heizungspumpen und bei der Beleuchtung gesetzliche Maßnahmen erforderlich, um der Energieverschwendung Einhalt zu gebieten. Damit können gleichzeitig die CO2-Emissionen und die Kostenbelastung der Verbraucher vermindert werden. Würden heute diese Geräte nach dem besten Stand der Technik verstärkt und preiswert angeboten, könnten etwa 35 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspreche gleichzeitig einer verminderten Stromrechnung von etwa 13 Milliarden Euro für die privaten Haushalte.

Damit wäre auch der Bau von fünf neuen Kraftwerken überflüssig, die Strombranche könnte die entsprechende Menge an Emissionsrechten verkaufen und damit sogar noch zusätzliche Einnahmen erzielen. Alleine die enormen volkswirtschaftlichen Gewinne, so der vzbv, rechtfertigten ordnungsrechtliche Eingriffe, mit deren Hilfe zumindest Elektrogeräte mit zu hohem Verbrauch vom Markt genommen werden können.