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Rau eröffnet Verleger-Kongress in Berlin

Plädoyer für das Lesen

Der scheidende Bundespräsident Johannes Rau kritisiert eine mangelhafte Lesekultur in Deutschland. Es gebe in entwickelten Ländern wie der Bundesrespublik einen "sekundären Analphabetismus", sagte Rau am Montag auf dem 27. Kongress der Internationalen Verleger-Union (IVU) in Berlin. Viele Menschen könnten zwar lesen und schreiben, läsen aber kein Buch. Menschen, die läsen und es gelernt hätten, sich auf einen längeren Gedankengang und eine hintergründige Geschichte einzulassen, wüssten meist auch, "dass das Leben nicht aus einfachen Lösungen besteht, dass es kompliziert sein kann, dass oft Umwege zu wichtigen Zielen führen".

Solche Menschen seien kritisch und selbstkritisch, weniger manipulierbar und verführbar, könnten formulieren, was sie dächten und wollten.

"All diese Eigenschaften brauchen wir gerade in den unübersichtlicher gewordenen Gesellschaft von heute, in den demokratischen Prozessen der Willens- und Meinungsbildung", betonte Rau. Insofern sei die private Lektüre nicht nur ein persönliches Hobby, sondern habe auch gesellschaftliche und politische Bedeutung.

An der bis Donnerstag dauernden Konferenz nehmen rund 500 Verleger aus aller Welt teil. Unter dem Motto "Publishing for a Better World" treffen sie mit deutschen und internationalen Autoren, Politikern und Wissenschaftlern zusammen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie das Urheberrecht oder die Freiheit des Publizierens. Der Kongress, der alle vier Jahre veranstaltet wird, findet seit 1938 zum ersten Mal wieder in Deutschland statt.

Zu den Teilnehmern zählen der britische Verleger Lord George Weidenfeld, der Präsident der IVU, Pere Vicens, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sowie Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Ebenfalls erwartet werden der Theologe Hans Küng, die Autorin Waris Dirie und der diesjährige Preisträger des Leipziger Buchpreises, Devad Karahasan.