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Dieselrußfilter flächendeckend einführen

NABU fordert

Der Naturschutzbund NABU hat Industrie und Politik aufgefordert, sich auf eine möglichst zeitnahe und flächendeckende Einführung von Rußpartikelfiltern bei Diesel-Pkw zu einigen. "Im Interesse des Gesundheitsschutzes müssen alle Instrumente zur Reduzierung der Abgas- und Partikelemissionen von Pkw zur Anwendung kommen", sagte der politische NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Mit modernen Partikelfiltern könne schon jetzt technisch eine drastische Reduzierung des Ausstoßes krebserregender Rußpartikel um mehr als 90 Prozent erreicht werden.

"Zur Unterstützung und Einführung geeigneter Minderungstechnologien sollte die Bundesregierung möglichst rasch steuerliche oder wirtschaftliche Anreize schaffen", so Miller. Diese Anreize, beispielsweise durch Kfz-Steuerbefreiungen für Fahrzeuge mit Partikelfilter oder gleichwertigen Techniken, sollten für Pkw, Lkw und Busse gleichermaßen gelten und sowohl Neufahrzeuge als auch Nachrüstungen umfassen.

Einheitlichen Grenzwert gefordert

Auch Kleinwagen wie Smart oder VW Polo können problemlos und kostengünstig mit Rußfiltern ausgestattet werden und dürfen daher nicht anders behandelt werden als größere Diesel-Fahrzeuge. Das forderte das Bündnis "Kein Diesel ohne Filter" am Montag in Berlin - und präsentierte als Beweis für die technische Machbarkeit einen Smart mit Rußfilter. Die Mehrkosten entsprächen gerade mal dem Aufpreis für einen beheizbaren Außenspiegel. Nach Angaben der Allianz "Kein Diesel ohne Filter" setzt der deutsche Autobauer Volkswagen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) massiv unter Druck, für Diesel-Pkw mit kleinvolumigen Motoren erheblich höhere Grenzwerte zu erlauben als für andere Fahrzeuge. Der Verkehrsclub Deutschland warnte vor dem Kauf von Diesel-Fahrzeugen ohne Filter. Diese verlören besonders schnell an Wert.

Schwere Vorwürfe richtet die das Aktionsbündnis koordinierende Deutsche Umwelthilfe (DUH) an die bundesdeutsche Automobilindustrie und hier insbesondere an den Wolfsburger Volkswagen-Konzern.

Unterstützt durch seinen "Beauftragten für Regierungsbeeinflussung" Reinhold Kopp versuche VW-Vorstandschef Pischetsrieder einmal mehr, "die Umwelt- und Verkehrspolitik von Deutschland am Parlament vorbei zu bestimmen". So solle für Autos mit einem Hubraum von weniger als 1,2 Liter ein Partikel-Grenzwert von 8,5 bis 10 mg pro Kilometer gelten. Nur für größere Diesel-Modelle solle der von Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) geforderte, strenge Partikelgrenzwert von 2,5 mg/km akzeptiert werden.

Dem Bundesumweltminister will das Bündnis für sein Chefgespräch mit Schröder am Dienstagabend nun zusätzliche Munition mitgeben. Mit dem vorgestellten Smart mit Rußfilter strafen man anders lautende Behauptungen deutscher Autohersteller Lügen, die Partikelfilter für Kleinwagen als technisch und kostenmäßig nicht machbar bezeichnet hätten, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Die Kosten für einen vollwertigen Partikelfilter liegen beim Smart bei etwas über 200 Euro und beim VW Lupo und dem Audi A2 bei circa 250 Euro", rechnet Resch vor. "Soviel kostet beim Smart beispielsweise der Aufpreis für den elektrisch beheizbaren Außenspiegel."

"Volkswagen will sich einen Wettbewerbsvorteil zu Lasten der Umwelt sowie der Gesundheit verschaffen", kritisierte Resch. Peugeot liefert bereits heute mit dem 206 einen serienmäßig mit Partikelfilter rußfreien Kleinwagen. Der südkoreanische Hyundai-Konzern plant für 2005, den Kia Picanto (1,1 Liter, 70 PS) serienmäßig mit Partikelfilter auszurüsten, allerdings nur, wenn die Steuersubvention für den Filter kommt. Volkswagen hingegen dagegen verweigere weiterhin seinen Golf-Kunden den serienmäßigen Partikelfilter. Stattdessen werte VW als Reaktion auf den schleppenden Verkauf des Modells das Interieur nun "serienmäßig mit mehr Chrom im Bereich des Schließzylinder, für das Handschuhfach, am Handbrems- und Schalthebelknauf" auf. Mehr Glanz erhielten auch die Scheinwerfer durch eine "Chromeinlage". Opel hingegen folgte Peugeot und Citroen und bietet - mit durchschlagendem Erfolg - die Modelle Astra, Vectra und Signum mit Rußfilter an.

"Die Abwehrgefechte von Volkswagen und Co zielen gegen den Filter, treffen aber letztlich unsere Kinder", sagte Stefan Bundscherer, Verkehrsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Und die seien vom Diesel-Gift besonders bedroht: Asthma sei schon heute die häufigste chronische Krankheit von Kindern in Deutschland. "Es darf nicht sein, dass sich deutsche Kinderkliniken und Krebsstationen füllen, nur weil Volkswagen die Technologie des Rußfilters verschlafen hat", schimpfte Bundscherer. Der Filter sei 700.000fach erprobt, jetzt müsse er auch in allen Fahrzeugen eingesetzt werden. "Wir erwarten daher vom Bundeskanzler einen Grenzwert nach dem Stand der heute schon verfügbaren Technik, nämlich 2,5 Milligramm pro Kilometer", forderte Bundscherer. Ab nächstem Jahr müssten Rußfiltersteuerlich gefördert werden, "damit die Kinder der Generation Golf nicht zur Generation Dieselkrebs werden."

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) stellte zeitgleich eine aktualisierte Ausgabe der Liste "Diesel-Pkw mit Partikelfilter" vor. Diese zeigt, dass inzwischen 20 Pkw-Modelle in verschiedenen Motor- und Ausstattungsvarianten mit Partikelfilter auf dem Markt sind. Die meisten Fahrzeuge bietet der Pionier der Partikelfiltertechnik Peugeot an - von großen Mini-Vans und Luxuslimousinen bis hin zu Kleinwagen. Peugeot bietet inzwischen den Filter serienmäßig im Peugeot 206 an, einem Auto, das in Größe und Ausstattung mit dem VW Polo konkurriert. VW habe bis heute mit Filter nur den Passat mit einer einzigen Motorisierung im Angebot, der Golf solle erst zum Jahresende und auch nur gegen Aufpreis kommen.

Der VCD warnte Autokäufer ausdrücklich, jetzt noch Diesel-Pkw ohne Partikelfilter zu kaufen. "Neuwagen ohne Filter verlieren schnell und überproportional an Wert", sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. "Industriepolitik kann sich nicht nur um einen Konzern drehen, erst recht nicht der Gesundheitsschutz", forderte er. "Die Regierung und die Koalitionsfraktionen stehen in dieser Woche vor der Alternative: Entweder Schluss mit den krankmachenden Partikeln durch einen einzigen Grenzwert von 2,5 mg pro km für alle Diesel-Pkw oder Schulterschluss mit gescheiterten Automanagern", so Lottsiepen. Die Folgen einer solchen fortschrittsfeindlichen Politik seien klar, die Autokäufer würden noch zahlreicher zu den Konkurrenten aus Frankreich und Japan abwandern. Die Arbeitsplätze seien nicht nur bei den Zulieferern, sondern auch in Wolfsburg selbst in Gefahr.

Am 05. Jul. 2004