Vergabe des millionsten Kleinkredits in Kenia gefeiert
Afrika
Kleinkredite sind ein wirksamer Weg, um armen Menschen aus der Not zu helfen und ihnen ein bescheidenes Einkommen zu verhelfen. Drei Milliarden Menschen auf der Erde müssen mit weniger als zwei Dollar Einkommen pro Tag auskommen. Die meisten von ihnen - in vielen Entwicklungsländern mehr als 50 Prozent der gesamten arbeitenden Bevölkerung - beziehen ihr Einkommen aus Kleinstgewerben. Sie verkaufen mit harter Arbeit Dienstleistungen oder selbst hergestellte Produkte. "Kleinunternehmern mit guten Ideen zu Kapital zu verhelfen ist nach unserer Erfahrung der effektivste direkte Ansatzpunkt zur Armutsminderung", erklärt Andreas Späth, Referent für Gewerbeförderung bei WORLD VISION Deutschland.
Auch die Weltbank schätzt, dass 600 Millionen Arme Arbeit finden oder ihr Einkommen effektiv erhöhen könnten, wenn sie Zugang zu Krediten hätten. Finanzinstitutionen bedienen bisher nur fünf Prozent dieses potentiellen Marktes. Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Kleinkrediten haben die Vereinten Nationen das Jahr 2005 als "Jahr des Kleinkredits" ausgerufen. Das internationale WORLD VISION-Netzwerk unterhält Kleinkreditprogramme in 45 Entwicklungsländern. WORLD VISION Deutschland unterstützt die Gewerbeförderung insbesondere in Kenia, Malawi, Bolivien und Guatemala.
Die Kreditnehmer, die in der Regel Summen zwischen 100 und 2000 Euro ausleihen, sind zumeist Kleinbauern, Straßenverkäufer oder Handwerker, die den Kredit dazu nutzen, ein kleines Gewerbe zu eröffnen oder zu erweitern. "Die Bewerber werden sorgfältig ausgewählt. Sie müssen eine gute Geschäftsidee und die dazu nötigen Kenntnisse haben und persönliche Initiative zeigen", so Andreas Späth. "Fehlendes Business-Know-How wird durch Schulungen ergänzt, und die Kreditorganisationen fördern auch den Erfahrungsaustausch unter den Gewerbetreibenden." Der Kredit wird häufig an eine Gruppe ausgezahlt, die dann als Ganzes für die Rückzahlung bürgt.
Dank dieser Solidaritätsgarantie wird eine sehr hohe Rückzahlungsrate von 98 Prozent erreicht. Finanziert werden die Kredite durch Spenden und Zuwendungen öffentlicher Geldgeber der Entwicklungszusammenarbeit. Den ersten Kleinkredit vergab WORLD VISION im Jahr 1993. Heute, 11 Jahre später, sind über 250.000 Arme Kreditnehmer bei einer der 45 Mikrofinanz-Institutionen, die WORLD VISION ins Leben rief. Frauen stellen in den meisten Programmen zwei Drittel der Kreditnehmer. Mit Hilfe der im vergangenen Jahrzehnt ausgegebenen Kredite konnten nach eigenen Berechnungen rund 1,7 Millionen Jobs geschaffen bzw. gesichert werden. Schätzungsweise 1,6 Millionen Kinder genießen durch das gestiegene Familieneinkommen einen höheren Lebensstandard, werden beispielsweise besser ernährt und länger zur Schule geschickt.