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Fast jeder zweite Laden hat mangelhafte Notausgänge

Getestet

Mit Waren zugestellte oder abgeschlossene Türen und unsinnige Schilder sind bei Notausgängen in Kaufhäusern die Regel. Das zeigt ein Test der Verbraucherzentrale NRW in 30 Kaufhäusern und Fachmärkten Bonns und Kölns. Fast jeder zweite Laden sei in dem Test mit zum Teil gravierenden Mängeln aufgefallen, so das Ergebnis. Die Tester der Verbraucherzentrale nahmen dabei 30 Kaufhäuser, Bau- und Möbelmärkten, sowie große Buchhandlungen und Sportgeschäfte unter die Lupe. In 13 Läden habe es zum Teil krasse Sicherheitsmängel in punkto Fluchtwege oder Hinweisschilder gegeben. So hätten neun Läden unzureichende Wegweiser zu den Notausgängen, in zehn Geschäften seien die rettenden Ausgänge ins Freie zugestellt. Und gleich in beiden Punkten patzten sechs der dreißig Läden.

Beispiel: ein Kölner Discounter. Im Erdgeschoss habe vor der Nottür ein Metallregal voller Saftmixer gestanden. Eine Etage höher wiederum entdeckten die Tester eine Auswahl an Girlanden - drapiert auf Ständern, welche die beiden Notausgänge blockierten. Auf eine Flucht-Beschilderung der Türen sei ganz verzichtet worden. Manche Händler versuchten, kostbare Verkaufsfläche bis auf den letzten Zentimeter auszunutzen. So habe ein Matratzenmarkt in der Domstadt zwar eine Fluchttür korrekt ausgeschildert, davor jedoch ein gemütliches Bettgestell von 1.40 mal 2.00 Meter Größe postiert.

Bei einem Sportdiscounter in Köln waren vor der Nottür zwei große Pappkartons voller Textilien gestapelt. Dabei muss "jeder Notausgang in voller Breite freigehalten werden", sagt Bernhard Swierzy vom vorbeugenden Brandschutz der Berufsfeuerwehr in Köln. Auch in einem Bonner PC- und HiFi-Markt packten Verkäufer emsig aus - Autoradios direkt vor einer Fluchttür. Doch nicht überall kämen die Kunden überhaupt so weit. Zwar ist in Deutschland die Größe der Hinweisschilder bis in die Feinheiten geregelt - abhängig von der Erkennungsweite, der Höhe und einem Distanzfaktor. So weit die Theorie. In der Praxis fanden die Tester Schilder, die gerade mal so breit wie eine Kinderhand waren und auf Entfernung nicht zu erkennen waren. Neun von 30 Geschäften seien in diesem Punkt negativ aufgefallen.

In einem Bonner Laden hätte ein Hinweis Flüchtende in eine Ecke, in der jede Menge Spielekonsolen zu finden waren geschickt, ein Notausgang habe sich dort nicht gefunden. An anderer Stelle dieses Ladens habe es zwar einen Notausgang gegeben, doch hinter der Tür sei der Fluchtweg mit Kühlschränken vollgestopft gewesen.

In einem Möbelgeschaft habe zwar ein Fluchtschild Weg in den Außenbereich zu den Gartenmöbeln gewiesen. Die Tür, die von dort in die Freiheit führen sollte, war jedoch verschlossen. Im Notfall bliebe hier nur die Flucht über einen rund zwei Meter hohen Zaun.

Was das schwache Gesamtergebnis schöne: Nur in drei der 30 untersuchten Geschäfte hätten die Tester hinter die Fluchttüren gucken können; zweimal stand der Flur dabei voll mit Ware. Die restlichen Ausgänge könnten oft nur mit einem Nothebel geöffnet werden, der sofort Alarm auslöse oder bei Feuer zentral entriegelt werde.

"Die Betreiber haben die Möglichkeit, sich auf die Brandschau vorzubereiten", sagt Bernhard Swierzy von der Brandschau der Berufsfeuerwehr Köln. So stünden denn auch die Ergebnisse der Verbraucherzentralen-Besichtigungen im Kontrast zu denen der staatlichen Kontrolleure. "Die großen Kaufhäuser achten sehr auf die Sicherheit", sagt zum Beispiel Thomas Berboth vom Bauordnungsamt Bonn. Ganz selten nur treffe er bei seinen angemeldeten Besuchen auf schwarze Schafe.