"Totes" Holz in Wäldern wichtig für die Artenvielfalt
Wälder sollen in Würde altern
"Wir fordern, dass die europäischen Wälder in Würde alt werden dürfen", sagte WWF-Forstexperte Michael Evers. Verjüngungskuren, bei denen überalterte Bäume gefällt und aus dem Wald entfernt werden, gefährdeten die Artenvielfalt und führten zu keinerlei finanziellem Mehrwert für die Forstwirtschaft. Eher im Gegenteil: Je größer der Totholz-Anteil, umso resistenter seien die Bäume gegenüber Krankheiten, Bodenerosion und extremen Wetterverhältnissen und umso gesünder sei der Wald als Ganzes. Durch den natürlichen Verwesungsprozess würden die für das Ökosystem Wald nötigen organischen Nährstoffe automatisch in den Kreislauf zurückgeführt.
Nach Ansicht von Evers wird die Bedeutung von Totholz von Regierungen, Forstbesitzern und -industrie völlig unterschätzt. Evers forderte sie auf, wieder mehr ausgediente Bäume in den Wäldern zu lassen und die Menge Totholz bis zum Jahr 2030 pro Hektar Wald auf 20 bis 30 Kubikmeter - etwa eine Lastwagenladung - zu erhöhen. Die zum Beispiel nach Stürmen gängige Praxis, die abgeknickten Baumstämme aus den Wäldern zu entfernen, hält Evers für falsch. Er fordert ein Umdenken in der europäischen Forstwirtschaft: "Wir müssen den Irrglauben ausräumen, dass tote und verwesende Bäume ein Zeichen für kranke Wälder sind."