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Für HIV-Medikamente für Kinder fehlt der "Marktanreiz"

Aids

Für Aids-infizierte Kinder ist die medizinische Versorgung noch wesentlich schlechter als für Erwachsene. Auf die Entwicklung geeigneter Mittel könne zur Zeit nur gehofft werden, kritisiert die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. In ärmeren Ländern müssten viele von ihnen sterben, weil die HIV/Aids-Therapie viel teurer und komplizierter ist als bei Erwachsenen. Ein Hauptproblem sei allerdings, dass es für die Pharmaindustrie wenige Marktanreize gebe, Aids-Medikamente speziell für Kinder herzustellen.

"In reichen Ländern gibt es nur wenige Kinder, die an der Immunschwächekrankheit leiden, und ärmere Länder können die Kosten für die Therapien nicht aufbringen", sagte Tido von Schön-Angerer von der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen anlässlich einer Konferenz zu HIV/Aids bei Kindern.

Im vergangenen Jahr sei die Behandlung von Erwachsenen mit HIV/Aids in ärmeren Ländern zunehmend einfacher geworden. Viele Patienten nähmen inzwischen sogenannte Generika. Das sind nachgebaute Medikamente, die mit den Markenprodukten chemisch identisch sind. Ihre Preise sind jedoch wesentlich geringer, da Werbungs- und Entwicklungsausgaben wegfallen. Die Markenprodukte hingegen sollen beim Verkauf auch die Forschungskosten der Pharmakonzerne decken und darüber hinaus oft hohe Profite erzielen.

Doch solche Präparate gibt es laut Ärzte ohne Grenzen noch nicht in entsprechenden Dosierungen für Kinder. Die Behandlung eines Kindes kann denmnach mehr als sechs Mal so teuer sein wie die Therapie eines Erwachsenen: 1.300 US-Dollar im Vergleich zu 200 US-Dollar jährlich (für ein 14 Kilogramm schweres Kind, das drei verschiedene Sirups einnehmen muss). Im Jahr 2003 trugen nach Angaben von UNAIDS weltweit rund 2,5 Millionen Kinder das HI-Virus in sich. Die Hälfte der HIV-positiven Kinder sterben vor ihrem zweiten Geburtstag.

Viele Ärzte seien regelrecht frustriert, weil sie mehr helfen wollten, jedoch nicht könnten, meint Christiane Löll von Ärzte ohne Grenzen. "Gesundheit ist ein Menschenrecht und muss vor marktwirtschaftlichen Interessen stehen."

"Da Arzneimittelhersteller keine Kombinationspräparate für Kinder anbieten, mache ich das, was die meisten Ärzte tun: Ich zeige den Angehörigen, wie sie die Tabletten für Erwachsene zerkleinern können und hoffe, dass die Kinder die Dosis bekommen, die sie brauchen", sagt Koen Frederix, ein Kinderarzt, der für Ärzte ohne Grenzen in Malawi arbeitet. "Kleine Kinder können außerdem keine Tabletten schlucken, daher müssen wir ihnen verschiedene Sirups in jeweils unterschiedlichen Mengen geben - was die Behandlung wesentlich komplizierter macht."

Einige Studien befassen sich mit der Entwicklung von Tabletten, die Kinder einmal am Tag einnehmen müssten. Die Hoffnung ist, dass einige Unternehmen die Produktion dieser Präparate aufnehmen.