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Innenministerium attackiert "Unwort-Jury" - Strafandrohung von 10.000 Euro

"Begrüßungszentrum"

Das Bundesinnenministerium fährt schwere juristische Geschütze gegen die Jury für das Unwort des Jahres auf. Wie Jurysprecher Prof. Dr. Horst D. Schlosser am Montag in Frankfurt am Main sagte, hat ihr das Ministerium unter Androhung einer Strafe von 10.000 Euro untersagt, Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) als Urheber des Begriffs "Begrüßungszentrum" zu nennen. Die Jury hatte den Ausdruck, mit dem EU-Außenstellen für afrikanische Flüchtlinge bezeichnet werden, auf Platz zwei ihrer Liste der Unwörter des Jahres 2004 gesetzt. Als Quelle berief sich die Jury auf einen Zeitungsartikel vom Oktober 2004.

Als erstes Unwort des Jahres 2004 wählte die Unwort-Jury den Begriff "Humankapital". Der Gebrauch dieses Wortes aus der Wirtschaftsfach-sprache breite sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus und "fördert damit die primär ökonomische Bewertung aller denkbaren Lebensbezüge, wovon auch die aktuelle Politik immer mehr beeinflusst wird". Humankapital degradiert nach Auffassung der Jury nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt "zu nur noch ökonomisch interessanten Größen". Bereits 1998 hatte die Jury "Humankapital" als Umschreibung für die Aufzucht von Kindern gerügt.

Aktueller Anlass ist die Aufnahme des Begriffs in eine offizielle Erklärung der EU vom August 2004, die damit die "Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen, das in Personen verkörpert ist", definiert.

"Luftverschmutzungsrechte"

Nicht nur "als ökologisches Unding" kritisiert die Jury an dritter Stelle "Luftverschmutzungsrechte". Vielmehr trage das Wort auch dazu bei, "Treibhausgasemissionen" für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt sei.

Diesmal hatten sich nach Angaben der Unwort-Jury 2.162 Einsenderinnen und Einsender aus Deutschland, Westeuropa und den USA mit 1.218 verschiedenen Vorschlägen beteiligt.

Der Jury für das Unwort des Jahres 2004 gehörten an die vier ständigen Mitglieder Prof. Dr. Margot Heinemann (Görlitz-Zittau), Prof. Dr. Rudolf Hoberg (Wiesbaden), Prof. Dr. Nina Janich (Darm-stadt) und der Sprecher der Jury, Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt a.M.). Die beiden Vertreter der Sprachpraxis waren diesmal die Schriftsteller Volker Braun (Berlin) und Dr. Friedrich Dieckmann, Vizepräsident der Sächsischen Akademie der Künste (Dresden).