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"Deutsche müssen sich nicht schuldig fühlen"

Schuld & Verantwortung

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hält die Frage nach der Schuld der Deutschen für den Holocaust für falsch gestellt. "Da die meisten in Deutschland lebenden Menschen nach dem Krieg geboren sind, besteht für sie gar kein Anlass, irgendwelche Schuldgefühle zu haben", sagte Spiegel der "Westdeutschen Zeitung" in Düsseldorf.

Eine Forsa-Umfrage hatte ergeben, dass jeder fünfte Bundesbürger der Ansicht ist, die Deutschen sollten sich schuldig für die Vernichtung der Juden durch die Nazis fühlen. Die Frage lautete: "Müssen wir uns heute noch für Auschwitz schuldig fühlen?"

Spiegel: "Verantwortung tragen für das, was kommen wird"

Spiegel sagte dazu, er halte die Frage für falsch. "Vielmehr sollte man untersuchen, ob die Menschen vor dem Hintergrund des Wissens, was damals geschehen ist, Verantwortung dafür tragen wollen, was kommen wird." Die Deutschen müssten sich nicht schuldig fühlen. "Aber sie müssen alles dafür tun, dass sich ein solches Verbrechen niemals wiederholt", fügte Spiegel hinzu.

Gesine Schwan kritisiert Auschwitz-Rede des Kanzlers

Die ehemalige rot-grüne Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, hat die Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz kritisiert. Schröder hatte am Dienstag gesagt: "Nie wieder darf es den Antisemiten gelingen, jüdische Bürger zu bedrängen, zu verletzen." Sie hätte diese Formulierung nicht gewählt, sagte Schwan am Donnerstag in der N24-Sendung "Studio Friedman". Sie kenne diese politische Rethorik. "Nie wieder" heiße, "das darf nicht sein". Das seien Formeln, "die wir uns angewöhnt haben, die nicht genau sind", sagte Schwan und fügt hinzu: "Ich hätte gesagt: Dies geschieht, und wir müssen alles tun, dass es nicht weiter geschieht."

Schwan kritisiert außerdem den latenten Antisemitismus der Deutschen. Es gebe in Deutschland nur 40 Prozent aktive Demokraten, sagte sie. Schwan betonte: "Wir haben in Deutschland einen aktiven Kern von 6 bis 8 Prozent Antisemiten, die unbelehrbar sind, wir haben 20 Prozent, die immer gefährdet sind, dazwischen ist ein flotierendes Potenzial." Es gebe "also nur 30 bis 40 Prozent Deutsche", die wirklich entschieden gegen den Antisemitismus seien.