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Greifswalder Obdachlosenmord wird verhandelt

Prozessauftakt

Wegen gefährlicher Körperverletzung und gemeinschaftlich begangenen Mordes an einem Greifswalder Obdachlosen müssen sich von Dienstag an drei junge Männer aus der Hansestadt vor dem Landgericht Stralsund verantworten. Sie werden beschuldigt, den 42-jährigen Eckhardt Rütz im November vergangenen Jahres zu Tode getreten zu haben. Zur Tatzeit waren zwei der Angeklagten 16, der Dritte 21 Jahre alt. Bei einem Schuldspruch drohen den beiden Jugendlichen bis zu zehn Jahre Jugendhaft und dem 21-Jährigen nach Erwachsenen-Recht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Für den Prozess sind zunächst fünf Verhandlungstage angesetzt. Geladen sind zwei Sachverständige und zwölf Zeugen.

Reichtum und Armut

Eckhardt Rütz war in der Nacht zum 25. November blutüberströmt mit schweren Kopfverletzungen vor der Mensa der Greifswalder Universität gefunden worden. Der Notarzt hatte nur noch den Tod feststellen können. Da Passanten gesehen hatten, wie Rütz um Mitternacht vor der Mensa mit drei Jugendlichen in schwarzen Jacken sprach, wurden diese zunächst als Zeugen gesucht. Nach einer umfangreichen Straßenbefragung kam die Polizei ihnen auf die Spur. Den Ermittlungen zufolge hatten die Täter Rütz zunächst zusammengeschlagen, dann aber von ihm abgelassen. Später kamen sie zurück und traten erneut auf ihr Opfer ein, offenbar um eine Anzeige wegen Körperverletzung zu verhindern.

Vorsitzender Richter wird Wolfgang Loose sein, der bereits im Januar die Verhandlung um den Obdachlosenmord von Ahlbeck geleitet hatte. Auch in diesem Fall war das Opfer zunächst zusammengeschlagen und beim zweiten Mal gemeinschaftlich ermordet worden. Die beteiligten Jugendlichen wurden zu acht und zwölf Jahren, der 24-jährige Hauptangeklagte Gunnar Doege zu lebenslanger Haft verurteilt. Doeges Anwalt hat jedoch Berufung gegen das Urteil angekündigt. So wie in Ahlbeck könnte auch im Greifswalder Fall eine rechtsextremistische Gesinnung tatauslösend gewesen sein. Einer der Jugendlichen war zeitweise Mitglied der NPD, dann aber angeblich wegen parteischädigenden Verhaltens im Oktober 2000 ausgeschlossen worden.

Madagaskar

Zwei Wirbelstürme innerhalb von fünf Tagen haben im Süden Madagaskars riesige Schäden angerichtet. Am 24. Januar fegte "Ernest" mit einer Geschwindigkeit von 100 km pro Stunde und Windstößen von 250 km pro Stunde über die Provinz Toliara im Süden der afrikanischen Insel und sorgte dafür, dass der Niederschlag um über 500 Prozent anstieg. Am 29. Januar führte Wirbelsturm "Felapi" zu dreitätigem Dauerregen und weiteren Überschwemmungen. Nach Angaben der "Madagascar Tribune" sind in der Provinz Toliara mehr als 11 000 Menschen obdachlos, mindestens 17 ums Leben gekommen, 139 gelten als verschwunden. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass 5285 Menschen massiv betroffen sind.

Die Provinzhauptstadt Tulear stehe zu 80 Prozent unter Wasser, in einigen Stadtteilen ist der Pegel auf 1,50 Meter angestiegen. 600 Menschen sind dort obdachlos, 200 Häuser zerstört und hunderte von Dächern einfach davon geflogen. In den Fluten verschwanden außerdem Medikamente der örtlichen Ambulanz im Wert von 10 Millionen MGF (ca. 900 Euro). Die Telefonleitungen funktionieren nicht mehr, Schulen seit Tagen geschlossen. Besonders niedrig gelegene Häuser sind überschwemmt worden. Viele Menschen suchen deshalb Schutz in höher gelegenen Verwaltungsgebäuden und Geschäften.

Zudem sind zahlreiche Dörfer betroffen. In Beloha zum Beispiel sind 83 Menschen in den Fluten verschwunden, in Ampanihy wurden 300 und in Betioky 150 Menschen obdachlos. Auch der Nordosten ist betroffen. So ist etwa im Dorf Antsohihy der Fluss über die Ufer getreten, hat zahlreiche Häuser überschwemmt und die Stadtmauer schwer beschädigt. Nach Angaben der madegassischen Zeitung "Gazette de la Grande Ile" ist der Preis für das Grundnahrungsmittel Reis in die Höhe geschossen.

Darüber hinaus sind Fang und Verkauf von Langusten - eine der wichtigsten Einnahmequellen - zusammengebrochen, weil viele Fischer umgekommen sind. Jetzt bestehe die Gefahr von Seuchen, so die Zeitung. Die Regierung hat zwar erste Hilfsmaßnahmen eingeleitet, zum Beispiel mobile Ambulanzen und einige Impfstationen in die betroffenen Gebiete geschickt. Trotzdem sind die Menschen wütend, weil die Hilfsmaßnahmen der Regierung ihrer Meinung nach schlecht organisiert sind. "Tausende stehen vor dem Nichts. Aber die lokalen Behörden halten lediglich Krisensitzungen ab und sind mit sich selbst beschäftigt," kritisierten Einheimische in der "Gazette de la Grande Ile".

Die Salesianer Don Boscos sind vor Ort und helfen den Menschen in den betroffenen Gebieten mit Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Sie haben seit 1988 in Tulear ein Zentrum für Berufsbildung für Mechanik, Elektromechanik und eine Schweißerei aufgebaut, betreiben außerdem ein Zentrum für Frauenförderung und eine Grundschule für jugendliche Analphabeten. In Ankililioaka, 70 km nördlich von Tulear, haben sie insgesamt 20 Schulen, eine Ambulanz sowie eine Berufsschule initiiert.

Die SALESIANER DON BOSCOS sind ein katholischer Orden, gegründet 1854 von dem italienischen Priester Johannes Bosco (1815-1888). Die Bezeichnung "Salesianer" stammt von dem französischen Geistlichen Franz von Sales (1567-1622), der durch seine Schriften über die Erziehung Jugendlicher den jungen Johannes Bosco stark beeinflusst hat. In 132 Ländern der Welt unterstützt die Ordensgemeinschaft sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche durch Schulunterricht, berufliche Bildung und Jugendarbeit - egal, welchem Glauben oder welcher Nationalität sie angehören.

Am 04. Feb. 2005