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Proteste gegen heimliches Verfüttern von Gen-Futter

Verbraucherschutz

Aus Anlass des Weltverbrauchertages am Dienstag hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine umfassende Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel gefordert. Vor allem müsse die so genannte "Kennzeichnungslücke" geschlossen werden. Sie entstehe, weil nach gegenwärtiger Rechtslage tierische Produkte nicht gekennzeichnet werden müssten, auch wenn die Tiere mit gentechnisch verändertem Futter gemästet worden seien. Der Weltverbrauchertag geht auf eine Initiative des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy zurück, der sich für die Stärkung der Verbraucherrechte eingesetzt hatte. Am Samstag hatten Greenpeace-Aktivisten gegen Gentechnik im Tierfutter protestiert. Die in der Werbung für die Marke Weihenstephan gezeigte Alpenidylle täusche, weil die Tiere genmanipuliertes Futter erhielten.

"Die deutliche Erkennbarkeit der Produktionsmethoden und der Zutaten bei Lebensmitteln ist Voraussetzung für einen mündigen Verbraucher", sagte die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. Nicht auf die Verpackung komme es an, sondern auf das, was drin sei und dass man dies auch klar erkenne. "Deshalb müssen Eier, Milch oder Fleischwaren von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, entsprechend gekennzeichnet werden", forderte die BUND-Chefin. Die Pflicht zur umfassenden Produktkennzeichnung gehöre auch in das immer noch ausstehende Verbraucherinformationsgesetz.

Die Kennzeichnung jener tierischen Produkte, bei deren Herstellung gentechnisch verändertes Futter eingesetzt worden sei, habe auch der Europarat im Januar von den EU-Mitgliedsstaaten und dem Europaparlament in einer Resolution gefordert.

80 Prozent aller weitweit erzeugten gentechnisch veränderten Nutzpflanzen gelangen ins Tierfutter. Einige Handelsketten und Händler wie "Edeka", "tegut", "Wiesenhof", "Neuland" und die biologischen Anbaubetriebe garantieren gentechnikfreies Tierfutter bei der Produktion ihrer Lebensmittel.

Die Molkerei Müller, zu der die Marke Weihenstephan gehört, hatte dagegen letztes Frühjahr gegenüber ngo-online behauptet, wegen der Marktlage sei eine gentechnikfreie Fütterung, "falls überhaupt möglich", "auf Nischen beschränkt".

Gegen Gentechnik im Futter der Weihenstephan-Kühe protestierten als Kühe verkleidete Greenpeace-Aktivisten am Samstag vor Supermärkten in 35 Städten. Die Molkerei Weihenstephan, die zum Milchkonzern Müller gehört, werbe auf der blau-weißen Verpackung mit dem Begriff "Alpenmilch" und behaupte, die Milch werde "fernab der industriellen Massentierhaltung" produziert. In Wahrheit bekämmen die Milchkühe jedoch genmanipuliertes Tierfutter.

Greenpeace forderte die Molkerei Weihenstephan auf, keine Gen-Pflanzen mehr zu verfüttern, um deren Anbau nicht weiter zu fördern und ökologische und gesundheitliche Gefahren zu vermeiden.

Laut einer aktuellen Umfrage der GfK Marktforschung im Auftrag von Greenpeace wollen 68 Prozent der Verbraucher keine Milchprodukte von Kühen, die Gen-Pflanzen zu fressen bekommen. Weihenstephan ist die Premium-Marke des Milchkonzerns Müller, der sich nach Greenpeace-Angaben "strikt weigert, den Verbrauchern eine Milchproduktion ohne Gen-Futter zu garantieren".

Die Unternehmensgruppe Theo Müller hat bereits in mehreren Gerichtverfahren versucht, Greenpeace verschiedene Aussagen und Aktionen gerichtlich zu verbieten. Dazu zählt auch der Begriff "Gen-Milch". Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Köln vom Oktober 2004 darf Greenpeace Müllermilch ausdrücklich als "Gen-Milch" bezeichnen. Doch in einem Gerichtsverfahren am Landgericht Köln versuche Müller erneut, die Verwendung des Begriffs "Gen-Milch" zu verbieten, kritisieren die Umweltschützer. Das Urteil soll am Mittwoch verkündet werden.

Nach Greenpeace-Ansicht sind insbesondere die ökologischen Schäden durch den Anbau von Gen-Soja bereits heute weltweit sichtbar. So verursache zum Beispiel der massive Pestizideinsatz auf den Gen-Soja-Feldern in Argentinien bei der Bevölkerung Erbrechen, Durchfall, Hautausschläge und Augenreizungen. Zudem belaste der erhöhte Spritzmitteleinsatz Böden und Gewässer.