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Aktionen für fairen Handel in 50 deutschen Orten und 80 Ländern weltweit

Hühner im Parlament

In dieser Woche gibt es in mehr als 80 Ländern und in über 50 deutschen Orten Aktionen gegen die Folgen ungerechten Welthandels. Dies erklären am Mittwoch die 36 Trägerorganisationen der Welthandelskampagne "Gerechtigkeit jetzt" gemeinsam mit Attac. Die Kampagne fordert, dass die weltweite Handelspolitik fair und transparent abläuft, während sie gleichzeitig demokratisch kontrolliert wird. Welthandel müsse außerdem Menschenrechten, Armutsbekämpfung und Umweltschutz untergeordnet werden und deren Umsetzung dienen. Die weltweite Aktionswoche für globale Gerechtigkeit startete am Freitag letzter Woche und dauert noch bis zum Samstag.

Die Veranstalter gaben aus ihrem Programm bekannt: In München wird die "rote Karte gegen Kinderarbeit" verteilt, in Berlin tanzen die Riesenpuppen beim Aktionstheater auf dem Hackeschen Markt, in Düren wird ein Fair-Handels-Fest gefeiert und in Bielefeld, Hannover und Krefeld gibt es alternative Stadtrundgänge mit globalisierungskritischen Hinweisen. Die Gäste aus dem Süden, die bei der Auftaktkonferenz in Bonn gesprochen haben, reisen durch die Republik und berichten unter anderem in Münster, Wuppertal, Hamm und Hannover über die Folgen ungerechter Handelsregeln in ihren Ländern: Belinda Formanes erzählt von armen Bauern auf den Philippinen, die gegen Reisimporte nicht ankommen; Rosa Guerrero Telcan berichtet über die Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion in Ecuador und Claudia Torelli über den erfolgreichen Widerstand gegen die Privatisierung der Wasserversorgung in Uruguay.

In Accra (Ghana) wollen die an der Aktionswoche für globale Gerechtigkeit beteiligten Gruppen am heutigen Mittwoch gegen die Exportpolitik der EU protestieren. Mit Kettchen und Botschaft versehene Hühner fordern dann: "Keine Chicken schicken". Die Veranstalter erklären, minderwertige Geflügelteile, "die hierzulande niemand auftauen will", ruinierten dort die Existenz der kleinen Bauern, die ihre Hühner nicht so billig verkaufen können.

Vor dem "Ausverkauf der öffentlichen Daseinsvorsorge" durch den Handel mit Dienstleistungen warnt das globalisierungskritische Netzwerk Attac, das sich in 15 Städten an den Aktionen beteiligt. Per "Mailomat" können im Internet Protestschreiben an Vertreter der Europäischen Kommission gerichtet werden. Gemeinsam mit den 36 Organisationen, die sich in der Welthandelskampagne "Gerechtigkeit jetzt!" zusammengeschlossen haben, sammelt Attac auch konventionelle Ansichtskarten unter dem Motto "Gerechtigkeit ist keine Ansichtssache", die Bundeswirtschaftsminister Clement mit Forderungen für eine andere Politik überreicht werden sollen."Der mag am Ende froh sein, dass er mit Postkarten davon kommt," schreiben die Veranstalter.

Während in Accra Hühner ins Parlament flatterten, bekämen die Minister der Provinz KwaZulu/Natal in Südafrika Schuhe überreicht. Die sollen den Protest gegen die Liberalisierung der Leder- und Textilindustrie verdeutlichen, denn einheimische Arbeitsplätze würden dadurch verloren gehen. Die Veranstalter kündigten an, in Brüssel werde am Donnerstag eine Prozession Reis und Geflügel im Sarg zum Handelskommissar tragen.