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Soziale und ökologische Schäden durch Staudamm-Bauten

Studie

Der Bau von Großstaudämmen richtet nach einer Studie des WWF noch immer enorme soziale und ökologische Schäden an. Daran habe sich auch fünf Jahre nach den Empfehlungen der Welt-Kommission für Staudämme (WCD) nichts geändert, so die Umweltorganisation. Eine am Montag vorgelegte WWF-Studie listet sechs Dammbauprojekte aus den letzten fünf Jahren in Spanien, der Türkei, Australien, Island, Laos und Belize auf, die die Anforderungen nach Einschätzung der Umweltschützer nicht erfüllen. Der WWF kritisierte auch die Rolle der Bundesregierung. Obwohl Deutschland sich öffentlich zu den Empfehlungen der WCD bekannt habe, unterstütze die Bundesregierung weiterhin ökologisch und sozial bedenkliche Staudammprojekte.

Laut der WWF-Studie legen Dämme Feuchtgebiete trocken und gefährden so wichtige Wasserressourcen. Häufig verschlechterten sie die Fischereierträge. Dämme bedrohten seltene Arten. Während oftmals billigere Energie und verbesserte Bewässerungssysteme versprochen würden, verschärften die Megaprojekte in vielen Fällen wirtschaftliche Probleme durch höhere Strompreise und die Umsiedlung zahlreicher Menschen, so der WWF. Weltweit seien durch Dammbauten bis heute 60 Prozent der Flüsse reguliert und bis zu 80 Millionen Menschen umgesiedelt worden.

Alternativen für die Staudämme würden dabei nur unzureichend untersucht. Oft werde der Bedarf für Strom und Trinkwasser zudem nicht richtig eingeschätzt. Derzeit werden nach Angaben der Umweltschützer weltweit etwa 400 neue Staudämme mit einer Höhe über 60 Meter gebaut.

Als Beispiel für die ökologischen Sünden nennt der WWF den 650 Millionen Dollar teuren Ermenek-Damm in der Türkei. Gemeinsam mit anderen Hydropower-Projekten bedroht er nach Einschätzung der Umweltschützer die Wasserversorgung und damit die Artenvielfalt im Delta des Göksu-Flusses. Die Bundesregierung unterstütze das Projekt durch eine Hermes-Bürgschaft. Der Melonares-Damm am Fluss Guadalquivir, der die südspanische Stadt Sevilla mit Trinkwasser versorgen soll, werde maßgeblich aus Mitteln des EU Kohäsionsfonds finanziert. Laut WWF wären hier umweltverträgliche und kostengünstige Alternativen möglich gewesen. Auch bei der jüngsten Entscheidung zum umstrittenen Staudamm Nam Theun II an einem Zufluss des Mekong in Laos habe die Bundesregierung die Finanzierung und Risikoabsicherung durch die Weltbank befürwortet.

"Die Bundesregierung muss in den von ihr mitgetragenen internationalen Institutionen, bei der Hermes Kreditversicherung und den Landesbanken die Einhaltung der WCD Empfehlungen einfordern", sagte WWF-Süßwasserexperte Martin Geiger. Sonst bleibe ihre angebliche Unterstützung der WCD nur eine leere Worthülse. Deutschland solle sich ein Beispiel an der britischen HSBC-Bank oder der Regierung Südafrikas nehmen. Beide hätten die WCD-Empfehlungen bei allen Entscheidungen für Staudämme berücksichtigt.