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Das Gesundheitswesen als "x-beliebige Branche der Wirtschaft"?

"Ware Gesundheit"

"In unserem Gesundheitswesen gewinnen immer häufiger Kommerz und Profit Überhand über Fürsorge und Berufsethos", schreibt eine Initiative junger Ärzte, die von den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) unterstützt wird. Das Gesundheitswesen scheine "zu einer x-beliebigen Branche der Wirtschaft" zu werden. Sein eigentliches Ziel, das Helfen und Heilen, trete dabei zusehends in den Hintergrund. Die Ärzte sprechen von der "Ware Gesundheit". Als Ärztin oder Arzt sei man bei der täglichen Stationsarbeit oft genug hin- und hergerissen zwischen den Bedürfnissen der Patienten und "ökonomischen Erfordernissen".

Mit einer Internetkampagne unter dem Titel "1001 Geschichten und kein einziges Märchen – aus dem Alltag eines kranken Gesundheitswesens" wollen die Ärzte "Wahre Geschichten über die Ware Gesundheit" sammeln und öffentlich dokumentieren. Bis Juli 2006 sollen 10011 Geschichten zusammen kommen.

Die gesammelten Geschichten sollen dann den Bundestagsabgeordneten "als Pflichtlektüre" mit in den Sommerurlaub gegeben werden, "bevor es im Herbst womöglich in Sachen Gesundheitsreform in die ganz heiße Diskussionsphase" gehe. "Alle Beschäftigten aus Medizin, Pflege und anderen Gesundheitsberufen sowie ihre PatientInnen und deren Angehörige sind aufgerufen, sich zu beteiligen und ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen beizutragen."

"Machen Sie halt ..." - Klinik-Alltag?

Es geht um Aussagen wie die folgende, um deutlich zu machen, wie stark bereits ökonomische Zwänge den Alltag in den Kliniken bestimme: "’Machen’ Sie halt dann nächstes Jahr weniger Epilepsien und Multiple Sklerose und dafür 100 Schlaganfälle mehr". Dieser Satz sei in einer Klinik während einer Besprechung zwischen Controlling und Chefarzt über die Leistungsplanung des kommenden Jahres gefallen.

Begebenheiten wie diese sind nach Darstellung der Ärzte-Initiative "im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung unseres Gesundheitswesens längst keine Seltenheit mehr". Diese und ähnlich drastische Begebenheiten sind bereits auf der Internetseite zu lesen.

Wolf: "Wir hoffen, Politiker auf einer emotionalen Ebene ansprechen zu können"

Alle Geschichten sind den Angaben zufolge "wahre Geschichten". Die jeweiligen Verfasser seien der Redaktion von "1001" bekannt. Dennoch würden weder Personen noch Institutionen beim Namen genannt. "Wir wollen niemanden anschwärzen oder diskreditieren. Hier geht es einzig und allein darum, wiederkehrende Muster zu sammeln und damit die Schwächen des gegenwärtigen Gesundheitswesens und seiner Finanzierung freizulegen und erkennbar zu machen", sagte die Redakteurin der Seite, Caroline Wolf. "Wir hoffen, dass wir mit den Geschichten doch den einen oder andern Politiker noch auf einer anderen, vielleicht auch emotionaleren, Ebene ansprechen können." Möglicherweise könne man damit "besser auf die Probleme aufmerksam machen, als wenn man nur Krankenkassenbeiträge und Praxisbudgets hin und her rechnet".