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"Die engagierte Konzernkritik verliert mit Henry Mathews einen klugen Kopf"

Kritischer Aktionär

Der in Köln ansässige Dachverband Kritischer Aktionäre teilte am Donnerstag mit, dass der langjährige Geschäftsführer der Organisation, Henry Mathews, am 30. Juli im Alter von 40 Jahren ein Herzversagen gestorben ist. Der Tod des Kritikers von Großkonzernen und auch der Atomindustrie stieß bei deutschen Umweltschutzverbänden auf großes Interesse. Mit großer Bestürzung reagierte der Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auf die Nachricht. Sein langjähriger Mitstreiter, Eduard Bernhard, sagte: "Ich habe für den BBU und als kritischer Einzelaktionär in den letzten 10 Jahren an zahlreichen Aktionärs-Hauptversammlungen zusammen mit Henry Mathews teilgenommen. Wir haben zusammen vor über 100.000 Aktionären der deutschen Großkonzerne wie Siemens, E.ON, RWE, EN-BW, der Deutschen Bank, Bayer, Höhst-AG und BASF deren ökologische Versäumnisse und sozialen Ungerechtigkeiten und Fehlleistungen immer wieder aufgezeigt und damit auch in die breite Öffentlichkeit gebracht."

"Durch seine fundierten Argumente brachte Henry Mathews Aufsichtsräte und Vorstände immer wieder ins Schwitzen und oft auch in Erklärungsnot", so Bernhard. "Henry Mathews und ich mussten bei den Hauptversammlungen so manche Unmutsäußerungen hinnehmen." Mathews habe dies mit großer Geduld ertragen und sich nie von seinem kritischen Kurs abbringen lassen. "Dafür gebührt ihm hohe Anerkennung und Dank. Es wird kaum möglich sein, diese Ausnahme-Persönlichkeit zu ersetzen."

Mathews war auch an der Organisation der Siemens-Boykott-Kampagne beteiligt, mit der unter anderem die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW versucht, den Elektromulti über einen Verbraucherboykott zum Ausstieg aus dem Atomenergiegeschäft zu bewegen. "Eines von Henrys Lieblingsworte bei den Planungen der Kampagne war 'Tatsache'", erinnert sich einer seiner Mitstreiter. Mit Hilfe des Faltblatts "Siemens-Boykott" seien viele Menschen auf die Atomgeschäfte von Siemens aufmerksam gemacht worden.

Der gelernte Journalist, der 13 Jahre lang den Dachverband der Kritischen Aktionäre leitete, hatte auf zahllosen Aktionärsversammlungen Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder unterschiedlichster deutscher Firmen wegen ihrer Geschäftspolitik kritisiert, heißt es in einer Erklärung der kritischen Aktionäre. "Mathews zeichnete sich durch große Vielseitigkeit aus, dies kam zum Ausdruck wenn er Rüstungsfirmen wegen ihrer Rüstungsproduktion und -exporte, Energiefirmen wegen ihrer Atomanlagen angriff, wenn er Arbeitsplatzeinsparungen anprangerte und Mitbestimmungsfragen thematisierte. Internationale Kontakte lagen ihm am Herzen und er bemühte sich mit Erfolg, jährlich Mitarbeiter deutscher Niederlassungen im Ausland hier in Aktionärsversammlungen zu Wort kommen zu lassen."

In der Vergangenheit habe sich Mathews bei der Frage der Entschädigung von Zwangsarbeitern während des NS-Regimes über lange Zeit eingemischt "und zwar noch zu Zeiten, als dies viele Politiker und Wirtschaftsvertreter mit Vehemenz zurückwiesen".

Es sei sein Verdienst, dass der Dachverband im März dieses Jahres sein 20 jähriges Bestehen habe feiern können. "Er nahm nicht nur die Rolle eines Geschäftsführers ein, er war Seele und Aushängeschild des Verbandes der Kritischern Aktionäre. Der Vorstand schätzte an ihm besonders seine Vielseitigkeit und seinen brennenden Wunsch nach Veränderung hin zu einer anderen Gesellschaft, anderen Wirtschaftsformen, einer gerechteren Welt."

Seine Fähigkeit auch sehr ungleiche Partner ins Gespräch zu bringen habe ihn in seiner Kompetenz zur Kommunikation ausgezeichnet. Gruppen aus dem Umwelt- und Sozialbereich hätten in ihm einen erfahrenen, mutigen und engagierten Ansprechpartner gefunden. "Streitbar und sensibel zugleich war Henry Mathews in seinem Wesen. Der Dachverband erleidet einen harten Verlust."