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Bundesregierung fördert Praktika

"Einstieg in Warteschleife"

Die Bundesregierung will in diesem Jahr 15.000 weitere Praktikumsplätze für Jugendliche fördern. Das laufende Programm zur "Einstiegsqualifizierung" soll ab Oktober von 25.000 auf 40.000 Plätze aufstockt und zugleich um ein Jahr verlängert werden, beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch. Das Programm soll schwer vermittelbaren Jugendlichen den Weg in eine reguläre Ausbildung ebnen. Als Brücke fördern die Arbeitsagenturen sechs- bis zwölfmonatige betriebliche Praktika. Vergütung und Sozialversicherungsbeiträge werden erstattet. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer wertete die Kabinettsentscheidung als "blamable Ausrede". Das Vorhaben der Regierung sei "nicht ein Einstieg in Ausbildung, sondern ein Einstieg in die Warteschleife".

Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums absolvieren 57 Prozent der geförderten Jugendlichen im Anschluss eine Berufsausbildung. Die zusätzlichen Plätze sollen durch Umschichtungen im Haushalt des Ministeriums finanziert werden. Das Programm ist Teil des Ausbildungspakts von Regierung und Wirtschaft.

"Das ist Steine statt Brot geben", kommentierte Bütikofer. Richtig wäre stattdessen, einen Teil der Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit zur Finanzierung zusätzlicher Ausbildungsplätze zu verwenden, wie es neben dem DGB und den Grünen auch SPD-Fraktionschef Peter Struck und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) vorgeschlagen hätten.

Für den bildungspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Patrick Meinhardt handelt es sich um eine "verkehrte Welt: "Derselbe Minister, der vor wenigen Monaten der Wirtschaft den Missbrauch von Praktika vorgeworfen hat, will jetzt der Ausbildungsmisere mit zusätzlichen Einstiegspraktika beikommen." Die Jugendlichen bräuchten mehr, meint der FDP-Politiker: eine klare Zukunftsperspektive.

Mehr Einstiegspraktikumsplätze seien "nur eine Notmaßnahme". Zusätzlich bräuchte man "sofort den Ausbau der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen". So könnten insbesondere im Handwerk schnell neue und reguläre Ausbildungsplätze entstehen. "Außerdem fordere ich eine Stärkung der Jobcenter, um Jugendliche wirkungsvoll nachzuqualifizieren. Darüber hinaus brauchen wir dringend eine 'Offensive Hauptschule' in den Bundesländern, damit alle Jugendlichen einen Abschluss haben und auch wirklich ausbildungsfähig sind."