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"Beim ersten Geschlechtsverkehr verantwortungsbewusst"

Jugendsexualität

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verhält sich die große Mehrheit der Jugendlichen beim ersten Geschlechtsverkehr verantwortungsbewusst. Einer aktuellen Umfrage zufolge - durchgeführt im Jahr 2005 - verhüten 71 Prozent der Mädchen und 66 Prozent der Jungen beim ersten Mal mit Kondom und/oder 35 Prozent beziehungsweise 37 Prozent mit der Pille. 1980 sei die Kondomnutzung beim ersten Mal nach Angaben der Mädchen noch bei 32 Prozent, bei den Jungen nur bei 28 Prozent gelegen. Im Zuge dieser Entwicklung habe sich die Zahl derjenigen, die beim ersten Mal nicht verhüten, seit 1980 halbiert und liege jetzt bei 9 Prozent der Mädchen und 15 Prozent der Jungen. Gerade die männlichen Jugendlichen geben als wesentlichen Grund für die fehlende Verhütung an, dass der erste Geschlechtsverkehr ungeplant war und sie von der Situation "völlig überrascht" waren, so die Bundeszentrale.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung befragte in ihrer aktuellen Studie eine große Stichprobe von 2.497 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sowie deren Eltern.

Im Bereich der Sexualaufklärung holen Jungen demnach auf. 1980 seien nicht einmal die Hälfte der Jungen zu Hause aufgeklärt worden "und wenn, dann reichte es bei jedem 4. Jungen nur zu einem einmaligen Gespräch. Damals konnten außerdem 35 Prozent der Jungen keine Vertrauensperson in sexuellen Fragen benennen." Von 1980 bis heute sei jedoch hinsichtlich der Aufklärungsbemühungen der Eltern ein stetiger Anstieg der ursprünglich benachteiligten Jungen gegenüber den Mädchen zu beobachten. 2005 wurden der Studie zufolge 65 Prozent der Jungen und 75 Prozent der Mädchen von den Eltern selbst aufgeklärt. Eltern seien heute auch Vertrauenspersonen in sexuellen Fragen. "Jungen nennen sie zu 54 Prozent (1980: 28 Prozent), bei Mädchen liegt die Zahl bei 64 Prozent (1980: 44 Prozent)."

Eine konkrete Verhütungsberatung durch das Elternhaus erhielten immer noch mehr Mädchen (70 Prozent) als Jungen (60 Prozent). Der Unterschied zu 1980 sei bei beiden Geschlechtern eindrucksvoll: "Heute werden jeweils etwa doppelt so viele Jugendliche wie vor 25 Jahren von den Eltern zur Verhütung beraten. Diese Verhütungsempfehlung erfolgt jedoch recht einseitig und geschlechtsspezifisch: Kondom für die Jungen (90 Prozent), Pille für die Mädchen (65 Prozent)." Den Mädchen werde das Kondom immerhin zu 48 Prozent zusätzlich empfohlen.

Bundeszentrale: Ein Drittel der Jugendlichen hat 17 keinen Geschlechtsverkehr

Der Schulunterricht ist laut Bundeszentrale für Jungen die meistgenannte, für Mädchen die zweithäufigst angeführte Quelle für Kenntnisse über Sexualität. Überdurchschnittlich wichtig seien Lehrerinnen und Lehrer besonders für die Jugendlichen, bei denen die Eltern nur begrenzt Ansprechpartner seien. 2005 sei endgültig die Parität zwischen West- und Ostdeutschland hinsichtlich der Sexualerziehung an Schulen erreicht worden. "Noch 1996 kam nur etwa die Hälfte der ostdeutschen Jugendlichen über die Schulen mit Sexualerziehungsthemen in Berührung. Heute sind es gleichermaßen neun von zehn der Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren."

In allen Altersgruppen verfügen Mädchen der Umfrage zufolge über mehr sexuelle Erfahrung als Jungen. Im Alter von 14 Jahren hätten 12 Prozent der Mädchen und 10 Prozent der Jungen Geschlechtsverkehrerfahrung, mit 15 Jahren seien es 23 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen, mit 16 Jahren seien es 47 Prozent der Mädchen und 35 Prozent der Jungen und bei den 17-Jährigen seien es 73 Prozent der Mädchen und 66 Prozent der Jungen. Die Bundeszentrale stellt im Umkehrschluss fest: "Das bedeutet aber auch, dass 34 Prozent der Jungen und 27 Prozent der Mädchen bis 17 Jahren noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Während sich im Vergleich zu 2001 bei den 14jährigen Mädchen keine relevanten Veränderungen zeigen, ist in der Gruppe der 17jährigen Mädchen ein deutlicher Sprung von 66 Prozent auf 73 Prozent zu verzeichnen."

Bei den 14-Jährigen sei mit 28 Prozent und bei den 15-Jährigen mit 44 Prozent der Frauenarztbesuch nicht mehrheitlich verbreitet. Mit zunehmendem Alter steige die Zahl dann sprunghaft an: "Bei den 16-Jährigen sind es fast drei von vier, und unter den 17-Jährigen bilden diejenigen, die diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, mit 13 Prozent eine Minderheit." Dennoch gehe die Zahl der sexuell erfahrenen Mädchen, die vor dem ersten Mal zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin gingen, von 40 Prozent im Jahr 2001 auf aktuell 34 Prozent zurück.

"88 Prozent der Mädchen und 69 Prozent der Jungen, die bereits Geschlechtsverkehr haben, wissen, dass es eine letzte Möglichkeit gibt, wenn kein Verhütungsmittel genutzt wurde oder etwas schief gegangen ist", heißt es in der Studie. Damit sei die Kenntnis über die Möglichkeit der Notfallverhütung etwas mehr verbreitet als vor fünf Jahren. Knapp 10 Prozent der Mädchen hätten auch bereits persönliche Erfahrung mit der "Pille danach" gemacht.

Eine Schwangerschaft würden zwei Drittel der Mädchen und mehr als die Hälfte der Jungen als "Katastrophe" bezeichnen. Für immer mehr Minderjährige passe eine potenzielle Schwangerschaft im jugendlichen Alter weniger als je zuvor in ihr Vorstellungsbild. Für die restlichen Jugendlichen sei die Vorstellung einer jetzt eintretenden Schwangerschaft zumindest "sehr unangenehm". "Nur wenige beschreiben diese Möglichkeit mit positiveren Gefühlen."

Allerdings gehöre bei der Mehrzahl (68 Prozent) der Mädchen die Vorstellung, später einmal Kinder zu haben, zum Lebensentwurf dazu. Jungen seien nicht grundlegend ablehnender eingestellt, mit 40 Prozent aber weitaus häufiger noch unentschieden. Auffällig seien die West-Ost-Unterschiede: "Mädchen und Jungen in den neuen Bundesländern äußern um 12 beziehungsweise 10 Prozentpunkte häufiger als Jugendliche in den alten Bundesländern ausdrücklich den Wunsch, später Kinder haben zu wollen."