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"Geheimer Atommüllexport" nach Russland angeprangert

"Ohne jedes Schamgefühl"

Nach Darstellung von deutschen und russischen Atomkraftgegnern wird aus der deutschen Urananreicherungsanlage (UAA) im nordrhein-westfälischen Gronau heimlich Atommüll nach Russland exportiert. Am Mittwoch Abend sei in Gronau "ein neuer Geheimzug" mit rund 1000 Tonnen abgereichertem Uran Richtung Russland gestartet, heißt es in einer Mitteilung des Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen. Kurz vor Mitternacht habe der Zug auf dem Weg nach Rotterdam bei Bad Bentheim die niederländische Grenze passiert. Von Rotterdam soll der Uranmüll den Angaben zufolge per Schiff nach St. Petersburg verfrachtet werden, wo er in rund einer Woche eintreffen werde. "Per Bahn geht es dann nach Ekaterinburg am Ural beziehungsweise nach Tomsk oder Irkutsk in Sibirien", heißt es.

Den Atomkraftgegnern ist es offenbar gelungen, die Abfahrtszeit des Zuges in Erfahrung zu bringen. Sie protestierten sowohl an der deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau, in Burgsteinfurt als auch im Hauptbahnhof von Münster gegen den Atomzug.

Russischer Atomkraftgegner: "Ohne jedes Schamgefühl"

Der Russe Vladimir Slivyak von der Umweltorganisation Ecodefense kritisierte den Uranmüll-Transport: "Wir finden es eine Unverschämtheit der Urananreicherungsanlagen-Betreiberin Urenco, weiterhin ohne jedes Schamgefühl den radioaktiven Abfall aus Gronau den Menschen in Russland vor die Tür zu kippen." Slivyak forderte die Staatsanwaltschaft Münster auf, eine Strafanzeige, die im November 2006 gegen Urenco eingereicht worden sei, "nun dringender als bisher zu bearbeiten".

Strafanzeige wegen "illegalem Atommmüllexport"

In der Strafanzeige werde Urenco "illegaler Atommüllexport" vorgeworfen, da die Urenco allein aus Gronau in den vergangenen zehn Jahren rund 20.000 Tonnen abgereichertes Uran als Müll zur Endlagerung nach Russland geschickt habe. Die Behauptung der Urenco, es handele sich um "Wertstoff" zur Wiederanreicherung, ist nach Einschätzung der Atomkraftgegner "nur eine Nebelkerze, da nach russischen Angaben 90-98 Prozent des angelieferten Urans in Russland zur Endlagerung auf der freien Wiese verbleiben".

Die Atomkraftgegner halten die Urantransporte für "extrem gefährlich". Das Uranhexafluorid (UF6) bilde bei Berührung mit Luftfeuchtigkeit neben radioaktiven Stoffen die hochgiftige Flusssäure. "Bei einem schweren Unfall im Hauptbahnhof von Münster müssten weite Teile der Innenstadt sofort evakuiert werden", meint Felix Ruwe von der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus.