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DIHK erwartet von Arbeitnehmern Weiterbildung im Urlaub

Kurse belegen

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Arbeitnehmer in Deutschland aufgefordert, in der Urlaubszeit Weiterbildungskurse zu belegen. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte der Zeitung "Die Welt": "Wir haben zusammen mit Schweden die meisten Urlaubs- und Feiertage - da ist genug Luft für beides: Erholung und Weiterbildung. Die Arbeitnehmer in Deutschland müssen mehr Ferien- und Freizeit in ihre Weiterbildung investieren - gerade auch vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels." Wansleben beklagte zugleich, dass "derzeit beispielsweise im Bereich der Industrie- und Handelskammern nur rund ein Viertel aller Absolventen einer Ausbildung später auch an einer Weiterbildungsprüfung teilnimmt."

Hintergrund der Äußerungen ist ein neuer EU-Bericht zur Entwicklung der Arbeitszeiten in Europa im Jahr 2006 der vom Europäischem Institut für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound), einer EU-Behörde mit Sitz in Dublin, vorgelegt wurde. Demnach haben die Arbeitnehmer in Deutschland im Durchschnitt 40 Urlaubs- und Feiertage im Jahr - das ist nach Schweden (42 Tage) der höchste Wert in der Europäischen Union. Laut Bericht verfügen die Arbeitnehmer in der EU im Durchschnitt nur über 33,7 bezahlte freie Tage im Jahr. Die wenigsten Urlaubs- und Feiertage haben die Beschäftigten in Estland (26 Tage) und Lettland (27).

Dagegen gehört Deutschland bei der Jahresarbeitszeit zu den Schlusslichtern: Jeder Arbeitnehmer leistet laut EU-Bericht im Jahr 1659 Arbeitsstunden. Weniger arbeiten die Dänen (1642 Stunden), Schweden (1631) und Franzosen (1568). Spitzenreiter bei der Jahresarbeitszeit sind Estland (1872 Stunden), Litauen (1864) und Ungarn (1856).

Dreibus: Absurder Vorschlag

Der Linksabgeordnete Werner Dreibus hält den DIHK-Vorstoß "schlicht und ergreifend für absurd". DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sei offensichtlich selbst urlaubsreif, wenn er auf solche Ideen komme.

"Urlaubstage sind zur Erholung da und in tariflichen Auseinandersetzungen hart erkämpft worden. Der Fachkräftemangel hat damit rein gar nichts zu tun. Den haben die Unternehmen selbst verschuldet, weil sie die rechtzeitige Weiterbildung ihrer Beschäftigten verschlafen haben", kritisierte Dreibus.

Auch die Gewerkschafterin Ursula Engelen-Kefer lehnte den DIHK-Vorstoß strikt ab. Es sei die Entscheidung jedes Einzelnen, wie er seine freie Zeit gestalte. "Es wäre gut, wenn Herr Wansleben für seine eigenen Betriebe mehr Weiterbildung anbieten würde." Deutschland habe hier im Vergleich zu anderen europäischen Ländern "riesige Defizite". DGB-Vizechefin Ingrid Sehrbrock kritisierte, die Unternehmen hätten in den vergangenen Jahr weniger Geld in die Weiterbildung investiert.