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UNICEF wird DZI-Spendensiegel entzogen

30.000 Euro Provision für Spendenwerber

Der deutschen Sektion des Kinderhilfswerks Unicef wird das Spendensiegel aberkannt. Das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bescheinigt Hilfsorganisationen seriöses Wirtschaften und eine ordnungsgemäße Verwendung der eingegangenen Spenden. Die Hilfsorganisation habe in mehreren Punkten gegen die erforderlichen Standards verstoßen, teilte das für die Vergabe von Spendensiegeln zuständige Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) am 20. Februar in Berlin mit. So habe UNICEF Deutschland dem DZI die Zahlung von Provisionen an Spendenwerber trotz entsprechender Fragen im jährlichen Prüfungsverfahren verschwiegen. Die deutsche Sektion der UN-Hilfsorganisation steht seit Wochen wegen des Verdachts der nicht ordnungsgemäßen Verwendung von Spendengeldern in der Kritik.

UNICEF habe jedoch nach DZI-Angaben von 2004 bis 2007 drei professionelle Spendenwerber (Fundraiser) erfolgsabhängig bezahlt. Dies habe die Organisation jedoch gegenüber dem DZI bestritten und dadurch gegen die in den Spenden-Siegel-Kriterien verankerte Darlegungspflicht verstoßen.

Lidl-Spende und Provision

Einer der Fundraiser habe 30.000 Euro Provision für die Vermittlung einer Großspende von 500.000 Euro des Handelskonzerns Lidl erhalten. UNICEF konnte dem DZI trotz mehrfacher Nachfragen nicht belegen, dass zwischen dieser Vergütung und dem Zustandekommen der Spende ein sachlicher Zusammenhang besteht. Dieser Vorgang verstößt nach Einschätzung des DZI gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit.

Zudem sei die Povisionsvereinbarung, der UNICEF die "Lidl-Spende" zugeordnet hat, formal und inhaltlich mangelhaft. Dieser Mangel stelle ebenfalls einen Verstoß gegen die Spenden-Siegel-Leitlinien dar.

Auch die Antworten von UNICEF im Rahmen der Nachprüfung des DZI seien nicht "von uneingeschränkter Offenheit getragen", sondern trügen zum Teil eher zur Verschleierung der tatsächlichen Sachverhalte bei, hieß es weiter. Das Institut hatte am 28. November nach kritischen Medienberichten eine Zusatzprüfung bei UNICEF eingeleitet.

Das DZI habe sorgfältig erwogen, trotz der Verstöße gegen die Vergabekriterien zunächst auf einen Entzug des Siegels zu verzichten und stattdessen strikt kontrollierte Auflagen zu erlassen, hieß es in der Erklärung weiter. In Anbetracht der gravierenden Leitungs-, Aufsichts- und Managementmängel bei UNICEF und des unzureichenden Auskunftsverhaltens sei für das DZI aber der Entzug des Spenden-Siegels unumgänglich.

Der Interimsvorsitzende von UNICEF Deutschland, Reinhard Schlagintweit, räumte ein, nicht mit der Aberkennung des Spendensiegels gerechnet zu haben: "Dieses Urteil trifft uns hart. Wir wissen, dass schwere Fehler gemacht wurden", erklärte Schlagintweit. Die vom DZI kritisierten Punkte seien jedoch Ausnahmefälle: "Die Organisation ist bereits dabei, aus den Fehlern zu lernen und unsere Arbeitsweise neu zu strukturieren." Insgesamt arbeite UNICEF sorgfältig und verantwortungsvoll.

Nach dem Entzug des Spenden-Siegels kann eine Organisation nach Ablauf eines vollständigen Geschäftsjahres das Siegel erneut beantragen.