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UNICEF-Vorstand kündigt geschlossen Rücktritt an

Massiver Spendenrückgang

Als Konsequenz aus der Spendenaffäre um das Deutsche Komitee für Unicef hat der Vorstand des Kinderhilfswerks geschlossen seinen Rücktritt angekündigt. Der Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit erklärte, dass alle amtierenden Vorstandsmitglieder ihre Ämter zur Verfügung stellen werden. Großspender von UNICEF hatten zuvor weitreichende Konsequenzen gefordert. Eine neue Führung soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10. April in Berlin gewählt werden. Seit dem Beginn der Affäre muss die Organisation nach eigenen Angaben einen Rückgang der Spendeneinnahmen um 20 Prozent verkraften.

Schlagintweit erklärte den Schritt mit dem erlittenen Vertrauensverlust. "Ein neu gewählter Vorstand soll das Signal für den Neuanfang bei UNICEF setzen. Es gilt jetzt, das Vertrauen der Spender zurückzugewinnen und die weltweite Arbeit von UNICEF für Kinder und ihre Rechte wieder in den Blickpunkt zu rücken", sagte er am 3. April in Köln.

Mit dem geschlossenen Rückzug gibt die Spitze der Hilfsorganisation offenbar dem starken Druck der Basis nach. Nach Informationen von "Focus Online" üben Mitarbeiter und Spender seit Wochen in Briefen und Mails massive Kritik am Vorstand. Etliche UNICEF-Arbeitsgruppen, etwa aus München, Frankfurt oder Essen, hätten dabei den zügigen Rücktritt des kompletten Vorstandes gefordert.

Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des Deutschen Komitees für UNICEF. Sie setzt sich aus bis zu 60 gewählten Persönlichkeiten aus allen Gesellschaftsbereichen zusammen. Diese sollen besondere Erfahrungen, Kompetenz und Kontakte einbringen, um die Rechte und den Schutz der Kinder zu stärken. Unter anderem sind in dem Gremium Prominente wie die TV-Moderatorinnen Sabine Christiansen und Nina Ruge sowie Politiker wie Henning Scherf (SPD) oder Antje Vollmer (Grüne) vertreten. Die Versammlung soll am kommenden Donnerstag eine neue Führung bestimmen. Laut Satzung wählt der Vorstand aus seinen Reihen dann den neuen Vorsitzenden.

Ein Nachfolger für Schlagintweit ist allerdings noch nicht in Sicht. Mehrere Wunschkandidaten sollen abgesagt haben, darunter auch Ex-Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU). Eine Sprecherin der Hilfsorganisation sagte, dass derzeit geeignete Persönlichkeiten sondiert würden. Namen wollte sie nicht nennen.

Auf der Mitgliederversammlung ist zunächst eine Aussprache über die aktuelle Situation vorgesehen. Danach steht die Wahl neuer Komiteemitglieder an. Alle Komiteemitglieder wurden gebeten, geeignete Persönlichkeiten vorzuschlagen. Im Anschluss wählt das Komitee einen neuen Vorstand, der am 11. April erstmals zusammentreten soll.

Nach monatelangen internen Querelen war dem Kinderhilfswerk im Februar das Spendensiegel entzogen worden, unter anderem, weil es den Einsatz von provisionsabhängigen Spendenwerbern verschwiegen hatte. Schon zuvor hatten die UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis und Geschäftsführer Dietrich Garlichs wegen der Affäre ihre Ämter zur Verfügung gestellt.

Seit Ende November hat UNICEF rund 37.000 seiner ehemals 200.000 Fördermitglieder verloren. "Der Schaden beläuft sich auf sieben Millionen Euro", sagte eine Sprecherin. Allerdings habe die Organisation seither auch nicht in dem Maße Spendenwerbung betrieben wie vor Bekanntwerden der Affäre.