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Viele Eltern klagen über mangelnde Wertschätzung und finanzielle Belastungen

In der "Rushhour" des Lebens überfordert

Viele Eltern in Deutschland fühlen sich einer Umfrage zufolge von der Gesellschaft gering geschätzt und klagen zudem über finanzielle Belastungen. Gleichzeitig haben sie klare Vorstellungen von der Erziehung ihrer Kinder. Dies ergab eine am 11. Augusgt in Berlin veröffentlichte Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Eltern" unter 1014 Vätern und Müttern mit Kindern unter elf Jahren.

Viele Eltern haben den Eindruck, vor allem als überforderte Problemgruppe wahrgenommen zu werden. "Sie fühlen sich enorm unter Druck und zu wenig geschätzt mit dem, was sie tagtäglich leisten", sagte "Eltern"-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki. Auch die Arbeitswelt hat nach Auffassung der meisten Eltern kein Verständnis für das Leben mit Kindern. Die Umfrage ergab aber auch, dass besonders junge Eltern mit kleinen Kindern in Erziehungsfragen kein Problem sehen.

Fast drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass die schwierige Lage von Familien mittlerweile in das Bewusstsein der Öffentlichkeit vorgedrungen ist. Viele Eltern (65 Prozent) fühlen sich jedoch von der öffentlichen Meinung verurteilt und finden, dass in der öffentlichen Darstellung zu schnell Rückschlüsse von negativen Einzelfällen auf alle Eltern gezogen werden. 35 Prozent finden, dass Deutschland kein gutes Land für Familien ist, unter anderem aufgrund unzureichender Betreuungsmöglichkeiten.

Trotz der staatlichen Familienleistungen sind mehr als drei Viertel der Befragten ganz oder überwiegend der Überzeugung, dass man als Eltern in Deutschland draufzahlt. 44 Prozent meinen, sie müssten wegen der Kinder auf vieles verzichten, 57 Prozent glauben, dass Kinder ein Armutsrisiko darstellen.

Die meisten (60 Prozent) Eltern haben auch Angst, dass es ihren Kindern später finanziell schlechter gehen könnte als ihnen selbst. Der Berliner Sozialforscher Philip Wotschack nannte dies beunruhigend. Die Tatsache, dass 65 Prozent der Eltern zwischen 18 und 29 Jahren und 71 Prozent der Eltern mit Hauptschulabschluss durch diese große Zukunftsunsicherheit geprägt seien, berge "große soziale Probleme und ein hohes Konfliktpotenzial". Hier sei auch die Politik gefragt.

Eine Überforderung mit Job und Familie in der "Rushhour" des Lebens, in den Jahren zwischen dreißig und vierzig, sieht der Experte als große Belastung für die Familien. Hier seien neue Arbeitszeitmodelle gefragt, die es ermöglichten, die Arbeitszeit zu reduzieren bei möglichst gleicher Bezahlung.

So würden der Umfrage zufolge auch 60 Prozent der Väter gerne mehr Zeit mit ihren Kindern statt bei der Arbeit verbringen. Derweil wollten 44 Prozent der Frauen gerne mehr arbeiten, finden aber oft keine befriedigende Betreuungslösung für ihre Kinder. Das von der Mehrheit bevorzugte Modell, wonach beide Eltern berufstätig sind und sich dabei gleichermaßen um die Kinder kümmern, entspricht bei nur bei knapp einem Drittel der Realität. Dennoch geben 62 Prozent der Männer und immerhin 43 Prozent der Frauen an, sehr zufrieden mit ihrer klassischen Aufteilung in Versorger und Hausfrau oder Teilzeitkraft zu sein.