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Elektromobilität soll Autoindustrie retten

Auto, Outo, Out

Eins ist deutlich geworden in der Debatte um das Elektroauto: Auch wenn das Geld noch so knapp ist, für die Autoindustrie stehen immer noch Milliarden zur Verfügung. Vielleicht möchte die FDP ja das Elterngeld streichen, um diese Milliarden finanzieren zu können. Als wenn es der Autoindustrie schlecht gehen würde, in Wirklichkeit sprudeln die Gewinne. Audi hatte im ersten Quartal 2011 über eine Milliarde Euro Gewinn gemacht, Porsche meldet auch einen satten Gewinn, Mercedes sowieso und Volkswagen meldete für 2010 einen Rekordgewinn von 7,2 Milliarden Euro. Allein schon deshalb eigentlich kein Grund für neue Subventionen.

Wieso, fragt man sich, werden alle Wünsche der Autoindustrie erfüllt, während für andere wichtige Themen kein Geld da ist? Wieso wird der Industrie Geld in den Rachen gesteckt, wo sie doch Arbeitsplätze vernichtet wie keine andere Branche? Nirgends gibt es so viele Automaten, soviel Fließband und soviel Lean-Gedankengut wie in der Autoindustrie. Da wird seit Jahren von Mittelstandsförderung geredet, aber das Geld ziehen die Großen ab.

Die Umweltverbände äußerten sich ohnehin kritisch. Allen voran der WWF der sich als erster zu Wort meldete, weil seine Auffassungen in der Nationalen Plattform Elektromobilität völlig unter den Teppich gekehrt wurden. Auch Teile der parlamentarischen Opposition äußerten massive Kritiik. Am deutlichsten kam diese jedoch nicht von den GRÜNEN sondern von LINKEN. Ein Phänomen, dass schon längere Zeit zu beobachten ist. Während DIE GRÜNEN gegenüber dem Autoverkehr immer moderater werden, verschärfen linke Politiker den Tonfall oder veranstalten Konferenzen zur Zukunft der Autoindustrie. Sicher, ein Technologiewandel hin zum Elektroauto ist sinnvoll. Vom Ingenieurstandpunkt ist der Elektromotor die effizientere Technik, bei Wirkungsgraden über 90%. Die Möglichkeit Bremsenergie wieder zurück in die Batterien zu speichern, der entfallende Getriebewirkungsgrad, weil kein Getriebe gebraucht wird, sind beispielweise Gründe für technologische Vorteile. Der große Nachteil liegt in der geringen Reichweite und den hohen Kosten der Batterie.

Aber ist dies das Problem der Allgemeinheit? Die hat ganz andere Probleme. Z.B. die Flächenversiegelungen für den Straßenbau, die mit dazu beitragen, dass alle 10 Minuten eine Fläche von der Größe eines Fussballfeldes, in Deutschland, planiert wird. Die Zahl der Todesopfer und der Verletzten durch den Straßenverkehr, die weltweit bei über einer Million Menschen jährlich liegt (... damit ist das Auto die tödlichste Technik, weit vor der Atomenergie). Die hohen Kosten des Straßennetzes. Die Emissionen aus dem Auto-Verkehr, die Natur und Gesundheit schädigen und erheblich zum Treibhauseffekt beitragen.

Kurzfristige Maßnahmen gegen diese wirklichen Probleme wären die Einrichtung von Umweltzonen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, die Förderung des Fahrradverkehrs und der öffentlichen Verkehrsmittel. Aber statt dessen verkommen diese. Die Bahn ist marode. Jahrelang wurde sie ausgespresst um Gewinne vorweisen zu können, damit sie börsenfähig wird. Nun ist die S-Bahn in Berlin ein Pflegefall und die ICE´s sind, vom einstigen Vorzeigeobjekt, zum Gespött der Presse geworden.

Umweltpolitisch sind dort die Gelder besser angelegt. Ein funktionierendes Bahnsystem im Nah- und Fernverkehr brächte viel mehr für Umwelt- und Klimaschutz, als die Förderung der E-Mobilität. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen spart viel mehr Sprit, sofort, wie eine Million Elektroautos, irgendwann, vielleicht 2020.

Aber die Welt steht Kopf. Statt den öffentlichen und den Fahrradverkehr zu fördern muss Geld bereit gestellt werden, damit die PS-Boliden weiterhin rasen können, z.B. für Autobahnbau. Anstatt die Grenzwerte herabzusetzen werden Nahrungsmittel zu Sprit verarbeitet, während eine Milliarde Menschen hungern.

Aber da machen wir nicht mehr mit. Wir steigen aus. Das Auto hat als Individualverkehrsmittel ausgedient. Immer weniger junge Menschen finden Autofahren attraktiv. Immer größer wird der Anteil der autofreien Haushalte in den Städten und immer kleiner wird das Ansehen großer Autos.

Wir sind also auf dem richtigen Weg. Wenn wir in Deutschland so viele Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel wie in Zürich hätten (37%), so viele Radfahrer wie in Münster (32%) und so viele Fußgänger wie in Frankfurt (30%), dann hätte das Auto gerade noch einen Anteil von 1% am Modal Split. Das wäre dann auch die richtige Größenordnung für die Elektromobilität . Wenn sich dieses eine Prozent dann noch auf den Güterverk und Carsharing verteilt, stände die Welt wieder auf den Füßen.

Udo Schuldt