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Das Wiedererlernen der Langsamkeit

<<Wunderliche Welten>>

Alles rennt, alles rast, alles nur noch in Eile und Hast.
Wollen wir vom Tod nicht eingeholt werden?
Pure Illusion, denn am Ende erwischt er uns doch

Das Wiedererlernen der Langsamkeit

Eile hat man nicht, Eile macht man sich!

Und wir machen und machen und machen.

Ungeduld, wohin man auch schaut.

Fährt jemand in einer geschlossenen Ortschaft mit 30km/h vor uns her, würden wir ihn am liebsten an der nächsten roten Ampel aus seinem Wagen zerren und ihm die möglichen 50km/h zur Not mit brachialer Gewalt nahe legen.

Beim Einkauf im Supermarkt sollte man Schuhe mit eingebautem Achillessehnenschutz tragen, denn Attacken von hinten durch drängelnde Einkaufswagen sind nicht zu vermeiden.

Am Band geht es erst richtig los. Waren die Kassiererinnen früher schon sehr schnell, sind sie durch die neue Technik der Strichcodeerkennung nur noch durch die Lichtgeschwindigkeit zu toppen. Schweißnass muss der Kunde, die sich bedrohlich auf dem Band türmenden Waren, möglichst unfallfrei in den Wagen schaffen. Bezahlt wird dann mit großen Scheinen, weil die nachfolgenden Kunden an Lynchjustiz denken, wenn jemand die Summe passend zusammen sucht. Dies führt zu einem ständigen Hartgeldschaden im Portemonnaie.

Wir sollten die alten Geldbeutel wieder einführen und sie wie im Mittelalter am Gürtel tragen.

Wer sich dicht an einen Herzinfarkt heran ärgern will, der sollte nach Möglichkeit am Samstagmorgen zum Brötchenkauf eine Bäckerei aufsuchen, die auch über eine Wursttheke verfügt.

Das gibt Spaß!

Rentner haben es immer eilig, nur in den Kombi-Bäckereien nicht! Da werden anderthalb Scheiben Salami, zwei oder vielleicht doch drei Scheiben Mortadella geordert, wobei jede einzelne Bestellung gut überlegt sein will.

Die Schlange der nur auf Brötchen erpichten Kunden reicht mittlerweile bis auf den Gehsteig, aber das stört die Rentner nicht. Zum Glück liegt die aktuelle Bildzeitung auf dem Tresen, sodass ich mir einen Überblick über die neuesten Skandale verschaffen kann.

In den Bäckereien versucht ein jeder, endlich einmal das übervolle Portemonnaie zu entlasten, denn dort gibt man gerne passend. Natürlich auch unsere Rentner, die leider ihre Brille zuhause gelassen haben.

Irgendwann findet man sich damit ab, erst an die Reihe zu kommen, wenn bereits die Abendbrötchen gebacken sind.

In der gleichen Zeit hätte man zuhause ganze Wagenladungen voller Brötchen in Handarbeit erstellen können. Hektik und Ungeduld, wohin man schaut.

Waren wir als Kinder schon so?

Ein einzelner Tag währte damals eine Ewigkeit, die Sommerferien schienen endlos, das nächste Weihnachten, der nächste Geburtstag waren unendlich fern.

Wenn man sich langsam bewegt, wird auch die Zeit langsamer.

Es ist höchste Zeit sich daran zu erinnern.