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Keine Chance für Schweinswale

Artenschutz

"Die Chance, Kleinwale in der EU zu schützen, wurde wieder einmal verspielt", so das Fazit der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) über die neue EU-Verordnung zum Schutz von Kleinwalen. Die wirtschaftlichen Interessen der fischereiorientierten Länder hätten, wie üblich, Vorrang vor dem Naturschutz. Eine Analyse der Verordnung durch den GRD hatten erschreckende Fakten aufgedeckt. Wesentliche Punkte des ursprünglichen Verordnungsentwurfs seien verwässert wurden.

So wird es nun doch keine Längenbeschränkungen für Treibnetze in der Ostsee geben. Das ursprünglich für 2007 geplante Verbot dieser für den Lachsfang eingesetzten meist 15 bis 21 Kilometer langen Netze tritt erst ab 2008 in Kraft. Ab nächstem Jahr soll der Einsatz lediglich schrittweise reduziert werden. Die für Schweinswale allgemein als größte Gefahr eingeschätzten Grundstellnetze werden überhaupt nicht beschränkt.

Des Weiteren ist ein Beobachterprogramm zur Überwachung des Beifangs von Kleinwalen und Seevögeln in bestimmten Fischereien vorgesehen. Im Gegensatz zum Entwurf sind allerdings Boote bis zu 15 Meter Länge sowie Schiffe, die so genannte Vergrämer (Pinger) einsetzen, ausgenommen. Pinger sind akustische Warngeräte, die nach Ansicht des Meeresbiologe und Schweinswalexperte Sven Koschinsks noch nicht hinreichend auf ihre möglicherweise negativen Folgen untersucht.

"Ein unsinniges Regelwerk sorgt dafür, dass nur maximal 2 % der deutschen Stellnetzfischer Pinger einsetzen müssen. Und der Erfolg dieser Maßnahme muss noch nicht einmal überwacht werden, da Fischer, die Pinger einsetzen, vom Beobachterprogramm ausgenommen sind", erklärt der Meeresbiologe und Schweinswalexperte Sven Koschinski. "Wenn nur ein Teil der Netze Pinger tragen muss, kann es auch zu Scheucheffekten von lauten in stille Netze kommen, die den Beifang möglicherweise noch erhöhen", so Koschinski.

Die vermutlich nur noch 600 Tiere der vom Aussterben bedrohten Schweinswalpopulation in der zentralen Ostsee würden so ihrem Schicksal überlassen, denn für sie fänden sich keine Schutzmaßnahmen in der neuen Verordnung. Auch die Schleppnetzfischerei, die im Atlantik für den tausendfachen Tod von Delfinen verantwortlich ist, muss außer einem Beobachterprogramm keine Maßnahmen umsetzen.

Weltweit verenden nach offiziellen Schätzungen jährlich etwa 300.000 Meeressäugetiere in Fischereinetzen, vor allem Delfine und Schweinswale. Allein in Stellnetzen in der Nord- und Ostsee finden so jedes Jahr über 8000 Schweinswale einen qualvollen Tod.