Untersuchung zu Risiken von Gen-Mais zur Veröffentlichung freigegeben
Organschäden bei Testratten
"Das Kölner Gericht hat einen Präzedenzfall für die Informationsfreiheit geschaffen", sagte Gentechnikexperte Christoph Then von Greenpeace. "Monsanto ist mit seinem Versuch, den unliebsamen Untersuchungsbericht geheim zu halten, gescheitert. Ein wichtiger Erfolg für Greenpeace und die Verbraucher in Europa."
Die Fütterungsversuche mit MON 863 hatten im April 2004 für internationale Diskussionen gesorgt, als die französische Tageszeitung "Le Monde" über negative Effekte bei den Tieren berichtete. Danach zeigten Ratten, an die der Gen-Mais mit eingebautem Insektengift verfüttert wurde, deutliche Veränderungen im Blutbild und Organschäden. "Dies ist ein Hinweis auf mögliche gesundheitliche Schäden durch Gen-Food", so Then. Monsanto bestreite diese Effekte nicht, behaupte aber, dass sie nicht vom Gen-Mais verursacht worden seien.
Laut Greenpeace will der EU-Ministerrat bereits am 24. Juni darüber entscheiden, ob der Gen-Mais MON 863 in Europa zum Import zugelassen wird. Laut EU-Umweltinformationsgesetz und deutschem Gentechnikgesetz habe die Öffentlichkeit jedoch ein Anrecht auf Zugang zu den Daten. Bis 24. Juni könnten die umfangreichen Unterlagen allerdings kaum vollständig geprüft werden. Zudem sei davon auszugehen, dass Monsanto gegen die Entscheidung des Gerichtes Beschwerde einlegt und das Oberverwaltungsgericht in Münster erneut über den Fall urteilen muss. Unklar sei, ob der Zugang zu den Akten dann bis zur weiteren Entscheidung erneut blockiert wäre.
"Die EU-Mitgliedsstaaten müssen die Zulassung des Gen-Mais im Ministerrat mit klarer Mehrheit ablehnen", forderte Christoph Then. Die Entscheidung des Gerichtes zeige, dass die Akten zu Unrecht geheim gehalten wurden. "Das Recht der Öffentlichkeit auf Transparenz kann nur gewahrt bleiben, wenn das Zulassungsverfahren jetzt in letzter Minute gestoppt wird." Die deutsche Regierung habe dagegen die Zulassung von MON 863 für den europäischen Markt bisher befürwortet.
Auch in anderen EU-Ländern versuchten inzwischen Umweltgruppen und Politiker, Einsicht in den geheim gehaltenen Untersuchungsbericht zu erlangen. So sei Greenpeace in Schweden inzwischen vor dem Supreme Court, der höchsten gerichtlichen Instanz in solchen Fällen. In Frankreich versuche eine Ex-Umweltministerin Einsicht zu erwirken und in England sei es das Umweltministerium zusammen mit einer nicht näher bekannten Gruppe. Bisher hätte es aber noch keinen freien Zugang für unabhängige Experten gegeben, die die Rattenversuche bewerten wollten. Die letztjährige Entscheidung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, den Gen-Mais für unbedenklich zu erklären, wurde deswegen mehrfach heftig kritisiert.