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2,6 Millionen Menschen in NRW sind offenbar "einkommensarm"

Weniger als 615 Euro

In Nordrhein-Westfalen (NRW) ist offenbar fast jedes vierte Kind von Armut bedroht. Das geht aus dem zweiten Armuts- und Reichtumsbericht hervor, den Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf vorstellte. Insgesamt seien rund 2,6 Millionen Menschen im Land einkommensarm, darunter etwa 815.000 Kinder und Jugendliche. Als einkommensarm oder armutsgefährdet gilt, wer im Schnitt ein Einkommen von weniger als 615 Euro im Monat hat, wie Laumann erläuterte.

Der Anteil der Einkommensarmen sei zwischen 2000 und 2005 weiter angestiegen, und zwar um 0,6 auf 14,3 Prozent. Die größten Armutsrisiken haben den Angaben zufolge weiterhin Familien mit mehreren Kindern, Arbeitslose und Zuwanderer.

Reichtum in NRW: Vermögenseinkommen wuchs seit 1996 um 34,4 Prozent

Über den Reichtum in Nordrhein-Westfalen erfährt man in dem Armuts- und Reichtumsbericht nicht allzu viel. Nur so viel: "Ein wachsender Teil der gesellschaftlichen Wertschöpfung wird durch Vermögen erzielt (zum Beispiel durch Zinsen, Kapitalerträge, Dividenden oder Pachten), während der Anteil, der durch einzelunternehmerische Aktivitäten oder Arbeitsleistung erwirtschaftet wird, sinkt."

Im Zeitraum von 1996 bis 2004 habe das Vermögenseinkommen einen Zuwachs von 34,4 Prozent verzeichnen können.

Bruttolohnentwicklung - im Durchschnitt - nur knapp über der Preissteigerungsrate

Die Bruttolöhne und Gehälter der Arbeitnehmerinnen und -nehmer pro Arbeitsstunde sind den Angaben zufolge im Zeitraum von 1998 bis 2004 mit durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahr nur leicht gestiegen "und lagen damit kaum über der Preissteigerungsrate". Da es sich nur um Durchschnittsangaben handelt, wird deutlich, dass viele Menschen in Nordrhein-Westfalen reale Einkommensverluste hinnehmen mussten.

Ganz unten: Negative Bilanz

Haushalte am unteren Rand der Einkommensverteilung geben dem Bericht zufolge den größten Teil ihres Einkommens für den Lebensunterhalt, also für Wohnen, Ernährung, Kleidung und Gesundheit aus. Die 10 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen wenden "durchschnittlich" offenbar 71,4 Prozent ihres Einkommens für den Lebensunterhalt auf. "Je höher die Einkommensposition ist, desto geringer fällt dieser Anteil aus."

Bei den Haushalten, die zu den untersten 20 Prozent der Einkommensverteilung zählten, sei die monatliche Bilanz nach Abzug der Konsumausgaben für das tägliche Leben negativ. "Das heißt, diese Haushalte geben im Durchschnitt mehr aus als sie einnehmen", heißt es in dem Bericht. Ein zusätzlicher finanzieller Spielraum für das Ansparen eines "Sicherheitspolsters" für notwendige Anschaffungen und die unkalkulierbaren Wechselfälle des Lebens sei hier "nicht vorhanden".

2005 waren laut SCHUFA in Nordrhein-Westfalen 4,9 Prozent beziehungsweise rund 720.000 erwachsene Personen überschuldet. "Dabei handelt es sich um eine Untergrenze", so der Bericht. "Auf diese Personen traf mindestens einer der harten Überschuldungsindikatoren (eidesstattliche Versicherungen, Haftbefehle zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung oder Verbraucherinsolvenz) zu." Die Zahl der betreffenden Personen sei damit gegenüber 2004 um 6,5 Prozent angestiegen.

Laumann: "Sozialpolitische Diskussion im ganzen Land"

Anlässlich dieser Zahlen sagte Laumann: "Sozialpolitik muss man richtig machen." Er werde sich nicht auf statistische Datenerhebungen zur Armut beschränken. Der Sozialminister will jetzt vielmehr "eine sozialpolitische Diskussion im ganzen Land". Deshalb werde es bis zum Ende des Jahres in jedem Regierungsbezirk Regionalkonferenzen geben, zu der alle sozialpolitisch Verantwortlichen der Region eingeladen würden.