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Auszeichnung für Sabine Peters

Heidelberer Clemens Brentano Preis

Die Schriftstellerin Sabine Peters erhält am morgigen Dienstag den Clemens Brentano Literaturpreis 2001 der Stadt Heidelberg. Die 40-jährige Autorin bekommt die Auszeichnung für ihren im vergangenen Jahr erschienenen Erzählband "Nimmersatt". Die in Neuwied geborene Peters lebt in Ostfriesland und arbeitet auch als Übersetzerin und Literaturkritikerin. Der Preis, der in diesem Jahr in der Sparte "Erzählung" vergeben wird, ist mit 20.000 Mark dotiert. In der Jury sind neben Literaturkritikern, Lektoren und Autoren auch Studenten vertreten.

Der Clemens Brentano Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die aufgrund ihrer bisherigen Arbeiten außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Literatur erwarten lassen und bislang nicht mehr als drei Bücher in deutscher Sprache veröffentlicht haben. Von Peters sind außer dem jetzt ausgezeichneten Band bisher "Der Stachel im Kopf" (1990) und "Schreien, Sprechen" (1996) erschienen.

Die bisherigen Preisträger des Clemens Brentano Preises der Stadt Heidelberg waren 1993 Günter Coufal (für die Erzählung "Am Fenster"), 1995 Gabriele Kögl (für den Roman "Das Mensch"), 1996 Barbara Köhler (für den Gedichtband "Blue Box") und Jörg Schieke (für den Gedichtband "Die Rosen zitieren die Adern"), 1997 Daniel Zahno (für den Erzählband "Doktor Turban"), 1998 Benjamin Korn (für seine vornehmlich in der Hamburger "Zeit" veröffentlichten Essays) und 1999 Norbert Niemann (für den Roman "Wie man's nimmt"). Im vergangenen Jahr waren in der Sparte Lyrik Oswald Egger für seine 1999 erschienenen Gedichtbände "Herde der Rede" (Suhrkamp) und "Der Rede Dreh" (Edition Howeg) und Hendrik Rost für seinen im selben Jahr erschienenen Band "Fliegende Schatten" (Edition Solitude) geehrt worden.

Am 21-05-2001

Filmfestspiele Cannes

Der italienische Regisseur Nanni Moretti hat für sein Werk "La stanza del figlio" bei den 54. Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme verliehen bekommen. Der österreichische Regisseur Michael Haneke wurde unerwartet für seinen umstrittenen Film "The Piano Teacher" sogar mit drei Hauptpreisen geehrt. Der Sieger-Film von Nanni Moretti handelt von einem Psychologen, der den Tauchunfall seines Sohnes überwinden muss. Die Rolle des Psychologen spielt Moretti dabei selbst, mit seinem Werk stach er 22 Mitbewerber beim Kampf um den begehrten Preis aus. Der Regisseur wurde bereits das vierte Mal für die Filmfestspiele in Cannes nominiert, zuletzt nahmen die Italiener 1978 eine Goldene Palme nach Hause.

Haneke nahm für seinen Film "The Piano Teacher" die zweithöchste Anerkennung der Jury, den so genannten "Grand Jury Prize", entgegen. Auch kassierte der Film die beiden Schauspieler-Awards ein, Isabelle Huppert wurde als beste Schauspielerin und Benoit Magimel als bester Schauspieler geehrt. Der Film, in dem sadomasochistische Machenschaften zwischen Klavierlehrerin und Schüler für Aufregung sorgten, wurde von der Jury als "künstlerisches Wagniss" hervorgehoben. "Die Tatsache, dass der Film mit drei Preisen ausgezeichnet wurde, ist unglaublich", so Haneke zur Entscheidung der Jury.

Der Preis für den besten Regisseur wurde zwischen den beiden US-Regisseuren Joel Coen und David Lynch aufgeteilt. Coen erhielt eine Auszeichnung für seine "Film-Noir"-Variation "The Man who wasnt there", während Lynch die Jury mit dem Hollywood-Albtraum "Mulholland Drive" überzeugte. Das Finale zum Filmfestival ging am Wochenende über die Bühne, die Film-Highlights wurden von einer zehn-Personen Jury ausgewählt.

Am 21-05-2001

Ehrung für Europäer

Der ungarische Schriftsteller, Soziologe und Psychologe György Konrad wird am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Mit der international renommierten Auszeichnung wird Konrad wegen seines schriftstellerischen, kulturpolitischen und essayistischen Eintretens für das Zusammenwachsen Europas und für die Errichtung von offenen Gesellschaften geehrt. Die Laudatio hält der frühere Bundespräsident Roman Herzog, der 1997 den Karlspreis erhalten hatte. Konrad habe weder persönliche Entbehrungen noch Freiheitsentzug gefürchtet, begründete das Karlspreisdirektorium die Wahl. Wie kaum ein anderer Intellektueller sei Konrad geeignet, "den Menschen in Europa - Ost wie West - die aus den gemeinsamen Werten resultierenden Aufgaben zu verdeutlichen". Mit der Verleihung des Preises solle zugleich die enorme Bedeutung und Leistung der Schriftsteller für "das gemeinsame Haus Europa" betont werden, hieß es in der Begründung weiter.

Der Karlspreis gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Die Verleihung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. In diesem Jahr waren rund 40 Veranstaltungen dem thematischen Schwerpunkt Ungarn gewidmet.

Im vergangenen Jahr war der Karlspreis an den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton verliehen worden. Weitere Karlspreisträger sind wie Sir Winston Churchill, Konrad Adenauer, Königin Beatrix der Niederlande, Vaclav Havel und Tony Blair.

Am 22-05-2001

Leipziger Bachfest

Das am Mittwoch beginnende Leipziger Bachfest will verstärkt die Jugend ansprechen. Unter dem Thema "Der junge Bach - eine Spurensuche" finden bis Sonntag insgesamt 44 Konzerte und Veranstaltungen statt. Sie sollen dem jungen Publikum seine Schwellenängste nehmen, sagte der künstlerische Leiter, Thomaskantor Georg Christoph Biller, am Dienstag in Leipzig. Eröffnet wird das bis Sonntag dauernde Festival mit einem Konzert in der Thomaskirche, das ein international besetztes Jugendorchester gemeinsam mit dem Thomanerchor unter Leitung von Biller gestalten wird. Die jungen Musiker stammen aus den Partnerstädten Leipzigs, darunter aus Houston (Texas), Krakow (Polen) und Nanjing (China). Der Kinderchor der Leipziger Oper wird im Hauptbahnhof das Musical "Krach bei Bach" aufführen. International renommierte Ensembles wie das Amsterdam Baroque Orchestra (Leitung: Ton Koopman), die Academy of Ancient Music (Leitung: Andrew Manze) sowie der Tölzer Knabenchor werden für unvergessliche Musikerlebnisse sorgen.

Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltungen ist am Samstagabend (22.00 Uhr) "Bach on Air", ein neunzigminütiges Crossover zwischen Freiburger Barockorchester und Jazz-Größen wie Enrico Pieranunzi und Rene Marino Rivero auf dem Leipziger Marktplatz. Ein weiterer Anziehungspunkt wird die vertanzte Version von Kyrie und Gloria der h-Moll-Messe in der Choreographie von Uwe Scholz, deren Aufführung das Festival beschließen wird. Erstmals erhalten junge Preisträger internationaler Wettbewerbe Gelegenheit, ihre Bach-Interpretationen in einer eigenen Konzertreihe vorzustellen. Geplant sind zudem Jazzkonzerte in der Moritzbastei, Orgelexkursionen in das Umland Leipzigs, Kammermusiken sowie Chor- und Orchesterkonzerte an den berühmtesten Wirkungsstätten Bachs wie der Thomaskirche und Nikolaikirche.

90 Prozent der Veranstaltungen seien exklusiv für das Bachfest zusammengestellt und keine Programme "von der Stange", sagte der Geschäftsführer des Bach-Archivs, Bernhard Heß. Veranstaltet wird das jährlich um Himmelfahrt stattfindende Festival vom Bach-Archiv Leipzig im Auftrag der Stadt Leipzig. Der Etat, der zu 45 Prozent von der Stadt aufgebracht wird, beträgt 1,3 Millionen Mark.

Am 22-05-2001

Römisches Mainz

Eigentlich müssten Touristen in Deutschland in Scharen nach Mainz pilgern. Einen Isis- und Kybeletempel von einmaliger historischer Bedeutung gibt es hier, das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen, die berühmten Römerschiffe, Reste eines römischen Aquädukts im Zaybachtal. Das lateinische Mogontiacum war nicht nur eines der wichtigsten Militärlager an der Rheingrenze, sondern auch Ort eines groß angelegten Bauprogramms des römischen Kaisers Vespasian. Doch trotz aller spektakulären Funde gelten noch immer Trier, Köln und Xanten als die Römerstädte in Deutschland schlechthin. Die Bedeutung des römischen Mainz hingegen ist immer noch weitgehend unbekannt. Höchstens die Fachwelt blickte gelegentlich aufmerksam nach Mainz, wenn wieder einmal eine epochale Entdeckung gemacht wurde. "Mainz hat viele Chancen in der Vergangenheit nicht genutzt", sagt der rheinland-pfälzische Landeskonservator Gerd Rupprecht. Der Archäologe sieht einen Grund dafür in der Einstellung der Mainzer selbst: Nur langsam erkennen Bewohner und Verantwortliche der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt die Bedeutung der alten Ruinen.

Beispiele gibt es dafür eine Reihe: Jahrzehntelang war den Mainzern bekannt, dass "irgendwo da am Südbahnhof" ein römisches Theater im Hang schlummerte - jedoch kein Stadtplan oder Touristenführer wies darauf hin, von einer Ausgrabung ganz zu schweigen. Dann nahm Rupprecht das Projekt unter seine Fittiche. Mehrere Jahre lang wühlte der Archäologe weniger im Boden, als in den Besprechungszimmern bei Stadtoberen und Verwaltungsgrößen und brachte vor allem eines zustande: Die Mobilisierung der Mainzer Bevölkerung. Mit der Hilfe von über 2000 freiwilligen Helfern - ganzen Schulklassen, Lehrern, Ehrenamtlichen - holten Rupprecht und sein Team das römische Bühnentheater aus dem Boden - und die Mainzer aus ihrem Dornröschenschlaf heraus. Jetzt schauen Bahnreisende in Mainz aus dem Zugfenster auf eine eindrucksvolle Ruinenlandschaft und 2.000 Besucher kommen jedes Jahr beim Tag des offenen Denkmals zur Besichtigungstour.

Stillschweigen herrschte zunächst auch beim Isistempel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Per Zufall lüftete ein Bauprojekt in der Innenstadt den Deckel über der Vergangenheit. Nicht einmal die Archäologen selbst waren auf das vorbereitet, was sie fanden. Erst vor einem Jahr, im März 2000, stand fest: Der Zufallsfund in der Baugrube ist eine handfeste Sensation. "Einen zweiten Isistempel haben wir bisher so in Deutschland nicht", erklärt Rupprecht, zumal der Tempel für die ägyptische Göttin zugleich noch für die Muttergottheit Kybele genutzt wurde.

Doch der große Glücksschrei aus dem Mainzer Rathaus blieb zunächst weitgehend aus, eine Vision für die zukünftige Präsentation gab es nicht. Das Stillschweigen der Stadtoberen führte schließlich zu einem Novum: Die bundesweit erste Demonstration für den Erhalt antiker Reste fand im Februar 2001 in Mainz statt. Aus Angst vor den Baggern der Baufirma protestierten die Mainzer für den Erhalt ihres Isistempels. Ein neuer Verein "Römisches Mainz" gründete sich und sammelte allein an einem Wochenende 800 Unterschriften, um den Archäologen mehr Zeit für die Erforschung des Tempel-Areals zu geben.

"Mainz erinnert sich und beginnt nachzudenken", freut sich heute Landeskonservator Rupprecht. Noch nie hätten so viele Menschen den Ausgräbern bei ihrer Arbeit zugesehen, nun endlich würden die Chancen erkannt, fänden sich Helfer in allen Kreisen der Bevölkerung und auch in der Politik. Der Isistempel wurde schließlich in einer einmaligen Aktion geborgen und wartet nun in Kisten verpackt auf seine Zukunft. "Hier schläft Isis", sagt Rupprecht glücklich.

Der Archäologe kämpft nun für eine spannende Präsentation der Funde, um die in den Gremien und verantwortlichen Kreisen gerade gerungen wird. "Wir dürfen nicht nur Mauern reinstellen und das Licht anknipsen", beschwört Rupprecht. Er will den Tempel erfahrbar machen, die Funde sollen inszeniert werden und so ein lebendiges Bild von der Vergangenheit geben. "Nur nicht tote Materie entstehen lassen", fleht Rupprecht. Und dann gerät der oberste Antikenbewahrer des Landes ins Träumen: Von einer selbstverständlichen Integration der archäologischen Reste in das moderne Leben schwärmt er, von einem Nebeneinander von Erlebniswelt Geschichte und modernem Einkaufen. "Das macht doch eine Stadt bunter, unverwechselbarer", findet Rupprecht, "und letzen Endes entsteht dadurch doch Identität". Das römische Erbe muss seiner Ansicht nach nun endlich "zum normalen Besitztum in Mainz werden", zum Standard-Inventar bei Selbstbewusstsein und Außenwerbung. Dann hat Mainz, glaubt Rupprecht, "seine große Chance, mit einer derart vorführbaren Vergangenheit der Geschichtspunkt schlechthin im Rhein-Main-Gebiet zu werden".

Am 22-05-2001