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Bundeskongress soll Dialog von Politik und Kunst fördern

Kulturpolitik

Kulturpolitik soll nach den Worten von Bundespräsident Johannes Rau möglichst vielen Menschen eine Zugang zur vermitteln. "Wie brauchen einen Zugang zum Erbe, wir brauchen einen Zugang zum Neuen, und wir brauchen einen Zugang zu Fremdem", sagte Rau am Donnerstagabend im Berliner Schloss Bellevue bei einem Empfang für die Teilnehmer des ersten kulturpolitischen Bundeskongresses "kunst-macht-kulturpolitik".

Die kommunalen Kulturpolitiker ermutigte Rau, "ihre Arbeit weiterzumachen". Gerade sie erlebten oft "mehr Ohnmacht als Macht", sagte der Bundespräsident. Aber Kultur müsse "unter die Leute". Durch Kunst und Kultur fänden die Menschen zu ihrer Identität. "Wir brauchen einen Zugang zum Anderen, der über Herz und Verstand führt, über Kunst und Musik, über Literatur und Theater", forderte Rau. Das zu ermöglichen, sei eine der lohnendsten Aufgaben der Kulturpolitik.

Auf dem kulturpolitische Bundeskongress setzen sich noch bis zum Freitag Referenten wie Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD), die Journalistin Wibke Bruhns, der Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, Tom Stromberg, und die Stuttgarter Bühnenbildnerin Rosalie mit den Aufgaben der Kulturpolitik auseinander. Initiiert wurde der Kongress von der Kulturpolitischen Gesellschaft (Ku Po Ge), die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

Ziel des Kongresses ist es, den Dialog zwischen Künstlern und Politikern zu intensivieren und über veränderte Bedingungen künstlerischer Produktion und kulturpolitischen Handelns nachzudenken. Themenschwerpunkte sind die Bereiche "Kunstproduktion", "Vermittlung/Vermarktung" und "Öffentlichkeit". Die Einführungsvorträge hielten Gerard Mortier, Künstlerischer Leiter der Ruhr-Triennale, und Slavoj Zizek vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, der die Frage stellte "Ist Kunst heute noch immer eine Produktion?".

Oliver Scheytt, Präsident der Ku Po Ge, sagte vor Kongressbeginn, die verstärkte öffentliche Beschäftigung mit den Künsten in den vergangenen Jahren rühre auch daher, dass die Gesellschaft nach Orientierung suche. Der Kongress komme deshalb zum genau richtigen Zeitpunkt. Rau gab bei dem Empfang am Abend zu bedenken, dass das großes Interesse an dem Kongress zeige, dass die Veranstalter ein wichtiges Thema getroffen hätten. Großes Interesse könne aber auch ein Krisensymptom sein. Es könne anzeigen, dass ein Bedürfnis nach Orientierung und Diskussion vorhanden sei. Scheytt verwies auf die Notwendigkeit des Aufbaus flexibler Instrumente, um ein aktive und innovative Kulturpolitik betreiben zu können. Damit müsse die Kulturpolitik auf sich verändernde Produktionsbedingungen der Künstler und vor allem auf ein sich veränderndes Publikum reagieren.

Der Kongress soll künftig alle zwei Jahre stattfinden und sich aktuellen Themen widmen. Veranstalter sind neben der Ku Po Ge die Bundeszentrale für politische Bildung, die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Berliner Akademie der Künste. In diesem Jahr hatten sich zu dem Kongress über 400 Teilnehmer angemeldet, über hundert Teilnehmerwünsche mussten unberücksichtigt bleiben.