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50 Tonnen Gen-Mais dürfen angebaut und gegessen werden

Umstrittenes Saatgut erlaubt

Nach Recherchen der Umweltorganisation Greenpeace haben Gentechnik-Konzerne die Erlaubnis erhalten, dieses Jahr etwa 50 Tonnen genmanipuliertes Mais-Saatgut in Deutschland zu verkaufen. Das Bundessortenamt habe Mitte März zehn Sorten Gen-Mais der Firmen Syngenta, Pioneer, Monsanto und Aventis in begrenztem Umfang freigegeben. Die Gen-Pflanzen können Spritzmitteln widerstehen oder tragen ein Gift gegen Insekten in sich. Die Landwirte müssen den Acker nicht entsprechend kennzeichnen. Die Ernte kann sogar mit herkömmlichem Mais vermischt und für Nahrungs- und Futtermittel verwendet werden. Insgesamt reiche das zugelassene Saatgut für über 2000 Hektar Fläche. "Die Konzerne wissen seit Jahren, dass die Verbraucher Gentechnik im Essen ablehnen", sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. Daher gebe es fast keine Lebensmittel mit genmanipulierten Bestandteilen. "Jetzt sollen sie uns auf diese Weise untergeschoben werden", kritisiert Then. "Aber Gentechnik gehört nicht auf den Acker, nicht in den Futtertrog und nicht auf den Teller. Für die Sicherheit der Saaten kann niemand garantieren."

Nicht nur die Interessen der Verbraucher würden missachtet, sondern auch die der Bauern. Wenn der Gen-Mais ohne jede Kennzeichnung angebaut werde, würden angrenzende Felder und deren Ernte verunreinigt, ohne dass der benachbarte Landwirt es merkt. "Wir fordern die Industrie auf, das Saatgut aus dem Verkehr zu ziehen."

In den vergangenen Jahren erteilte das Sortenamt ähnliche Genehmigungen. Wegen des schwachen Interesses der Landwirte wurden diese aber nur wenig genutzt. In einigen Fällen gelang es Greenpeace, die Felder aufzudecken. Die Europäische Union sieht die Möglichkeit vor, die Gen-Felder in einem öffentlich zugänglichen Register zu erfassen. Deutschland hat das entsprechende Gesetz aber nicht umgesetzt. Greenpeace erwartet vom Bundesministerium für Verbraucherschutz zumindest Maßnahmen, damit die umliegenden Landwirte gewarnt werden.

Greenpeace vertritt seine Forderung, keine genmanipulierten Organismen freizusetzen, auch im Diskurs "Grüne Gentechnik" des Verbraucherschutzministeriums. "Seit Wochen führt Ministerin Künast Gespräche mit der Industrie, Verbrauchern und Umweltschützern über die Zukunft der Gentechnik auf dem Acker. Gleichzeitig will die Industrie einfach Fakten schaffen und die Öffentlichkeit hintergehen, indem sie heimlich Gen-Mais anbaut", erklärt Then.

Unter den zugelassenen Sorten sei auch um Gen-Mais, der sein eigenes Pestizid produziert, das sogenannte "Bt"-Gift. Besonders umstritten ist das in diesem Mais teilweise enthaltene Gen für eine Resistenz gegen Antibiotika. Es kann Antibiotika in der Tierzucht unwirksam machen, wenn der Mais verfüttert wird. Zudem gefährdet der Anbau auch nützliche Insekten. Ein weiterer Gen-Mais enthalte ein sogenanntes "T25"-Gen, das ihn resistent macht gegen das Pestizid "Basta". Auch dieser Mais enthält einen Genabschnitt für Antibiotika-Resistenz. Entgegen der eigentlichen Absicht benötige dieser Mais mehr Spritzmittel als herkömmliche Sorten. Das zeige eine Studie der Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).