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Zensur gegen Gewalt im Fernsehen hilft nicht weiter

Regisseur Wedel

Der Regisseur Dieter Wedel hält die Mediendebatte über eine Zensur von Gewaltdarstellung als Konsequenz aus dem Erfurter Amoklauf für überflüssig. Die tägliche Gewalt im Fernsehen sei "nicht in erster Linie die Ursache für eine schleichende gesellschaftliche Verrohung", sagte Wedel im Interview der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Gesprächsgipfel wie zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und den Fernseh-Verantwortlichen über die Eindämmung von Gewaltdarstellungen seien daher wenig hilfreich. Wedel nannte dies ein weiteres Beispiel für "bloßes Reagieren der Politik, wenn gesellschaftliche Probleme hochkochen". Die wirklichen Ursachen lägen aber an anderer Stelle.

Viel wichtiger sei, sich "über die Art der Gewaltdarstellung Gedanken zu machen", betonte der Regisseur. Er kritisierte, dass "viel zu oft die Täter, nicht aber die Opfer in den Mittelpunkt gestellt" würden. Wedel gab sich überzeugt, dass Gewalt "auch in ihrer realistischen Darstellung abschreckend wirkt". Eine realistische Abbildung müsse aber "auch die Folgen der ausgeübten Gewalt zeigen". "Wenn sich gewalttätige Helden wie Tatort-Kommissar Schimanski durch den Krimi prügeln, oder Bruce Willis oder Rambo mal eben die Welt retten, hat das mit einer wirklichkeitsgetreuen Wiedergabe nichts zu tun", sagte Wedel. "Traurige Tatsache" sei, dass sich große Teile des Publikums daran gewöhnt hätten, "nur noch Sieger sehen zu wollen".

Nach Ansicht Wedels sind auch Überlegungen, gewaltverherrlichende Videos und Computerspiele zu verbieten, sinnlos. Dies sei als politische Maßnahme "zu kurz gedacht", um irgendwelche "Schuldigen zu finden". Entscheidend sei das gesellschaftliche Klima und die Frage, wie der Umgang mit Gewalt aussehe. Wenn sich viele Menschen zunehmend von den Medien nur noch gleichgültig berieseln ließen, statt sich mit dem Dargebotenen zu beschäftigen, entstehe eine allgemeine "Apathie", die nur noch bei derart furchtbaren Untaten wie dem Amoklauf von Erfurt durchbrochen werde.