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Experten sehen Konjunkturaufschwung - aber ohne Jobeffekte

Institute für Wirtschaftsforschung

Der Konjunktur in Deutschland wird Wirtschaftsforschern zufolge im zweiten Halbjahr 2002 anziehen. Der Aufschwung sei jedoch nur kurz und bringe dem Arbeitsmarkt vorerst keine Entlastungen, geht aus Konjunkturanalysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vom Dienstag hervor.

Das DIW macht zudem bereits Schatten für 2003 aus. Bei den Aussichten für das kommende Jahr sei Skepsis angebracht. Denn das Expansionstempo werde sich schon in der ersten Hälfte nächsten Jahres wieder verlangsamen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2003 im Jahresschnitt nur um 2,0 Prozent zulegen, sagt das Institut voraus. Für dieses Jahr erwartet es wegen der schwachen ersten Quartale nur ein BIP-Wachstum um 0,6 Prozent. 2003 sei dann der Aufschwung schon wieder zu Ende, prognostiziert das DIW. Die Wachstumsdynamik werde schwach sein, da der Euro aufgewertet werden dürfte und damit kein Exportboom für deutsche Waren und Dienstleistungen komme.

Laut ZEW gehen Analysten und institutionelle Anleger von weiterer Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr 2002 aus. Der Indikator dafür sei zwar im Juli leicht um einen halben Punkt gegenüber dem Vormonat gesunken, teilte das Institut in Mannheim mit. Mit 69,1 Punkten liege er aber noch deutlich über dem historischen Mittelwert von 34 Punkten.

Zugleich bleibt die Konjunktur-Schere zwischen Ost und West bestehen. Im Osten werde das Wachstum erneut niedriger ausfallen als im Westen, erwartet das DIW. Die ostdeutsche Wirtschaft dürfte danach 2002 nur um 0,5 Prozent zulegen und 2003 um 1,75 Prozent. Nach Ansicht des IWH wird sie in diesem und im nächsten Jahr ihre Schwäche überwinden. Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sei bei wenig gefallener Bauleistung wieder gestiegen, schätzte das Institut ein. Gleichwohl habe sich die wirtschaftliche Erholung noch nicht gefestigt, und der Stand des Vorjahres sei noch nicht wieder erreicht, heißt es.

Verbessern werden sich laut IWH 2003 auch die Chancen für den Osten, im Wachstumstempo zu Westdeutschland aufzuschließen. Der Aufholprozess werde zwar noch nicht wieder in Gang kommen, aber das weitere Auseinanderdriften der beiden Gebietsteile beim Wachstumstempo werde nahezu gestoppt, sagen die Hallenser Forscher voraus. Unterstützt würden die Fortschritte durch einen "maßvollen Anstieg der Löhne". Diese seien "jetzt im Schnitt durch die Produktivität gedeckt".

Am Arbeitsmarkt zeichnet sich den Prognosen zufolge noch keine Entlastung ab. Bundesweit wird die Arbeitslosigkeit nach DIW-Ansicht "zunächst auf hohem Niveau verharren" und erst zum Jahresende hin sinken. Im Jahresschnitt sei sogar mit einem Anstieg um 150.000 auf etwa 4,2 Millionen Erwerbslose zu rechnen. Für Ostdeutschland rechnen das IWH erst 2003 mit einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau im Verarbeitenden Gewerbe und bei privaten Dienstleistern. Dagegen werde sich der Personalabbau im ostdeutschen Baugewerbe, in Handel und Verkehr und im Öffentlichen Dienst noch fortsetzen. Zusammen mit einer vermutlichen Rückführung staatlich geförderter Beschäftigung dürften sich im nächsten Jahr Auf- und Abbautendenzen an Arbeitsplätzen im Osten etwa die Waage halten.